Besonders eine Leichtathletinnen-Uniform sorgt für KritikOutfits für Olympia zu knapp? Nike sorgt für Sexismus-Debatte

Vor allem diese knappe Olympia-Uniform sorgt für öffentliche Kritik.
Vor allem diese knappe Olympia-Uniform der Damen sorgt für öffentliche Kritik.
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Outfits im „Baywatch-Stil“: „Es ist ehrlich gesagt respektlos!“
Die Reaktionen auf die neuen Olympia-Outfits für das US-Team hat sich Ausstatter Nike sicherlich anders vorgestellt. Denn statt über Schnitt, Eleganz oder Design zu philosophieren, ist eine öffentliche Sexismus-Debatte entbrannt. „Respektlos“ und „absurd“ lautet das vernichtende Urteil einiger Athletinnen – aber es gibt auch andere Stimmen.

Umstrittenes Nike-Design: Olympia-Uniformen für US-Athletinnen in der Kritik

Am 26. Juli beginnen die Olympischen Spiele in Paris. Vor wenigen Tagen präsentierte Nike in der französischen Hauptstadt die neue Leichtathletik-Ausrüstung für die amerikanischen Athletinnen und Athleten. Seither ist vor allem ein pinkfarbener, hautenger Damen-Body Stein des Anstoßes. An den Beinen ist er besonders hoch geschnitten, ein tiefer Reißverschluss schmückt die Brust.

Ein Outfit im „Baywatch-Stil“ titelt etwa das Wall Street Journal. Der Schnitt sehe aus, als würde er „eine komplizierte Intimpflege“ benötigen, schreibt die New York Times. Und auch einige Sportlerinnen melden sich zu Wort. „Das ist eindeutig ein Witz“, lautet das Urteil der amerikanischen Paralympionikin Femita Ayanbeku auf Instagram. Eine Followerin kommentiert: „Man sieht deutlich, dass keine einzige Frau im Raum war, als das entworfen wurde.“

„Damentrikots sollten im Dienste der Leistung stehen, geistig und körperlich. Wenn dieses Outfit wirklich förderlich für die körperliche Leistungsfähigkeit wäre, würden Männer es tragen“, empört sich die ehemalige US-Athletin Lauren Fleshman auf Instagram. „Absurd“ und „respektlos“ nennt sie den ihrer Meinung nach fehlenden Stoff.

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Kartoffelsack oder Badeanzug - Frauen sollten selbst entscheiden

Zwar räumt die 42-Jährige auch ein, dass es für alle Sportler und Sportlerinnen mehrere Outfits gibt, aus denen sie wählen können. Für Frauen gehören auch deutlich weniger knappe Varianten zur Olympia-Kollektion. Doch Fleshman gehe es ums Prinzip. Eine solche Uniform sollte „keine Option“ sein. Während viele diese Meinung öffentlich unterstützen, gibt es aber auch andere Stimmen. „Können wir uns darauf einigen, dass Funktionalität für jeden etwas anderes bedeutet“, lautet der Kommentar einer Userin auf Instagram.

Stabhochspringerin Katie Moon sagt zwar, dass das Outfit an der Schaufensterpuppe ihrer Meinung nach tatsächlich „bedenklich“ aussähe. Ebenso bedenklich fände sie es aber, über Frauen zu urteilen, die sich entscheiden, es bei den Olympischen Spielen dennoch zu tragen. Als „ziemlich beleidigend“ bezeichnet sie es in einem Instagram-Post, wenn Menschen ernsthaft glauben würden, „dass wir an den wichtigsten Tagen unserer Karriere wählen, was wir tragen, um den zuschauenden Männern zu gefallen“.

Sie weist ebenfalls darauf hin, dass Sportlerinnen zwischen vielen Outfits die Wahl hätten – und auch haben sollten. „Ob wir uns bei Wettkämpfen am besten im Kartoffelsack oder im Badeanzug fühlen“, sollten Frauen selbst entscheiden, so Moon.

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Sexualisierung von Sportlerinnen kein Einzelfall

Nike hat bisher keine Stellungnahme zur Kritik an der Olympia-Kollektion abgegeben. Die Sexualisierung von Athletinnen bei großen Turnieren ist in der Vergangenheit schon häufiger Thema gewesen. So hatten deutsche Turnerinnen etwa demonstrativ einen Ganzkörperanzug bei Wettkämpfen getragen.

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Nicht zuletzt ausgelöst durch den Skandal um sexuellen Missbrauch durch den ehemaligen US-Mannschaftsarzt Larry Nassar hatten junge Sportlerinnen immer öfter auf ein ungutes Gefühl in ihrer eher knappen Bekleidung hingewiesen. (sbl)