Basketball-Bundestrainer spricht über seine Depressionen
Gordon Herbert: "Der Alkohol half mir, den Tag zu vergessen"

Vor dem WM-Triumph ging Basketball-Coach Gordon Herbert (65) durch die Hölle.
Im Buch „Die Jungs gaben mir mein Leben zurück“ erzählt der Basketball-Bundestrainer über den Weg zum WM-Titel 2023 – und über seinen Kampf mit Depressionen und Alkohol. Es ist ein erschütternder und bewegender Bericht.
Zusammenbruch bei den Frankfurt Skyliners
Das wird bereits in dem Interview deutlich, das Herbert vor der Veröffentlichung des Buchs (18.06.2024) dem Stern gab. Eine der dunkelsten Phasen seines Lebens erlebte Herbert demnach im Herbst 2010, als er noch für die Skyliners aus Frankfurt arbeitete.
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Er habe in einem Trainingslager ein paar Worte an die Mannschaft richten wollen. „Aber plötzlich konnte ich nicht mehr sprechen. Mein Kopf war leer, ich war orientierungslos, komplett verloren in dieser Halle. Da war nur noch ein Gefühl in mir: Panik“, erzählt Herbert.
Herbert war „müde von seinem Leben“
Sein Assistenztrainer habe den Ernst der Lage sofort erkannt. „Ich bin in Begleitung zurück nach Frankfurt gereist. Dort kam ich in eine psychiatrische Klinik. Die Ärzte diagnostizierten eine akute Depression“, schildert der Trainer.
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Dazu kam dann auch noch Alkohol: „Der Alkohol half mir, den Tag zu vergessen. Es war nie übermäßig viel, aber auch nicht gesund. Ich mochte mich als Mensch nicht mehr“, gesteht der Kanadier. Er sei „müde von seinem Leben“ gewesen und tat sich schwer, offen mit der Diagnose umzugehen.
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„Ich wollte meine Karriere beenden“
„Was ich auch lernen musste während meiner depressiven Episoden, war zu sagen: Ich brauche Hilfe. Ein einfacher Satz, aber so schwer auszusprechen, aus Scham und falschem Stolz.“ Herbert pausierte zunächst und kam nach seiner Rückkehr wieder nach Frankfurt. Doch das Comeback misslang zunächst.
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„Immer stärker hatte ich das Gefühl, dass ich fertig bin mit dem Basketball. Das Coaching hatte mich viel Kraft gekostet. Ich wollte meine Karriere beenden“, berichtet Herbert. Im Sommer 2021 übernahm er dann doch wieder einen Job: Als Trainer der Nationalmannschaft - und führte Dennis Schröder und Co. in zwei Jahren zu EM-Bronze und WM-Gold.
"Ich kann heute freier über dunkle Zeiten in meinem Leben sprechen"
Der Triumph gab Herbert Selbstvertrauen und Kraft, mit seiner Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen: „Ich kann heute freier über dunkle Zeiten in meinem Leben sprechen, als ich es vor dem Titelgewinn gekonnt hätte. Lange dachte ich, ich setze meine Karriere aufs Spiel, wenn ich sage: Ich kann nicht mehr, ich brauche Hilfe.“
In diesem Sommer könnte die Erfolgsgeschichte weitergehen: Bei den Olympischen Spielen in Paris ist sein Team Mitfavorit. (wwi)
Hier findet ihr Hilfe in schwierigen Situationen
Solltet ihr selbst von Depressionen betroffen sein, sucht euch bitte umgehend Hilfe. Versucht, mit anderen Menschen darüber zu sprechen! Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch die Möglichkeit, anonym mit anderen Menschen über eure Gedanken zu sprechen. Das geht telefonisch, im Chat, per Mail oder persönlich.
Wenn ihr schnell Hilfe braucht, dann findet ihr unter der kostenlosen Telefon-Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 Menschen, die euch Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können.