RTL macht den Selbstversuch: Sind zucker- und fettreduzierte Süßigkeiten wirklich gut?
Kann man wirklich ohne Bedenken und ohne jegliche Reue bei Süßigkeiten und Snacks zuschlagen, die als "zucker-" beziehungsweise "fettreduziert" angeboten werden? Das wäre ja wahrhaftig ein Traum! RTL-Reporterin Anke Reichardt hat das mal getestet und durfte wirklich ALLES essen und trinken, was sie wollte. Immer dabei: Eine Expertin, die ihre Blutzuckerwerte im Auge hat.
Ohne schlechtes Gewissen naschen…
“..hhhmm..“
„ …an die könnte ich mich gewöhnen..“
Ich gebe zu, dieses Experiment war eine wahre Freude, denn ich wollte wissen: was können zucker- und fettreduzierte Süßigkeiten wirklich? Und können wir jetzt endlich bedenkenlos schlemmen?
„Inzwischen gibt es…und wie gesund snackt es sich im Vergleich zu den herkömmlichen Süßigkeiten?“
Das will ich herausfinden. Zwei Wochen lang darf ich unbedenklich – natürlich im Sinne der Forschung – snacken und Süßigkeiten essen. Dann wechsle ich zu den zucker- und fettreduzierten Snacks. Denn bisher galt: Wer abnehmen will, sollte den Blutzuckerspiegel im Auge behalten. Ist der zu hoch, wird vermehrt Insulin ausgeschüttet und die Fettverbrennung blockiert.
Ein guter Richtwert für einen gesunden Blutzuckerspiegel liegt unter 100 Milligram pro Deziliter. Nach Mahlzeiten kann er bis auf 140 oder höher ansteigen. Dauerhaft höhere Werte als 140 gelten als ungesund.
Deshalb kontrolliere ich den Blutzuckerspiegel mit einem Sensor am Arm. Zusammen mit Ernährungsmedizinerin Daniela Kielkowski mache ich einen Stoffwechsel-Test und lasse Blutwerte und Gewicht kontrollieren. Ich beginne schon bei den Dreharbeiten und zwar mit den echten Zucker- und Fettbomben. Die erste Snackerei bringt Energie durch Glukose, der Blutzucker steigt.
„ Offenbar hat es meinem Stoffwechsel ganz gut gefallen…genascht habe.“
So viel Zucker bekommt mein Körper sonst nicht.
„ Das ist definitiv etwas, was ich normalerweise..“
„ .. ich hab Handvoll Toffifee, Karamellbonbons..Gummibären..und ja ordentlich gesnackt..“
„ Ich gehe jetzt zur Mittagspause normalerweise schwach..schauen wir mal.“
In diesem Fall war mein Blutzucker kurzzeitig auf 150, daher der Energieschub. Der Blutzuckerspiegel spielt eine große Rolle für unsere Gesundheit. Ist dieser dauerhaft hoch, kann das Herz-Kreislauferkrankungen und sogar Diabetes begünstigen. Sind deshalb die Alternativen besser geeignet? Wie entscheidend ist der Blutzuckerspiegel? Das will ich von Ernährungsmedizinerin Daniela Kielkowski wissen.
„ Könnten diese Snacks beim Abnehmen helfen..“
„ …Ja durchaus aber der Blutzuckerspiegel ist seit Jahrzehnten in der Forschung.
Es gibt Menschen, die versuchen ihren Blutzucker niedrig zu halten, nehmen nicht gut ab, weil der Körper im Sparmodus ist…andere haben Übergewicht, weil sie zu viel essen… können die sogar sehr gut damit abnehmen.“
Ich bin gespannt. Weiter in Woche eins erstmal mit normalen Süßigkeiten.
Egal wo ich bin, Schoki und Chips sind meine Begleiter. Meine Kinder machen Sport, ich snacke.
„Diese Chips-Nummer
„… denn ich liiiiebe Chips und vor allen Dingen die Echten.“
Ich schaue, wie sich der Blutzuckerspiegel verändert, WENN ich snacke.
„Nach einer Reiswaffel bin ich bei 178, das ist schon ordentlich.“
Zur Erinnerung: Häufige Werte über 140 gelten als eher ungesund. Weil mein Körper und besonders mein Gehirn aber so viel Extra-Energie erhält, fühle ich mich erstmal fitter.
„..war glaub ich bei 107, jetzt bin ich bei 128..der Zucker ist bei mir auf jeden Fall angekommen.“
So schön das tägliche Snacken auch ist…Woche eins ist rum. Ich gebe wieder Blut ab.
„ Frau Dr. Kielkowski hat Blut abgenommen und wir haben festgestellt..“
„ ..1,3kg Fett und Muskelmasse ist so geblieben...aber zwei Tafeln Schokolade und Chips jeden Tag?“
Noch ein Grund mehr für mich, den Zucker-Alternativen eine Chance zu geben. Was hält die Ernährungsmedizinerin davon?
„ Bei den Süßigkeiten ist es so, dass ganz viel Zusatzstoffe drin sind, die wir nicht überblicken können..der Verbraucher guckt nur, wieviel Zucker, Fett…wieviel Emulgatoren..da bin ich viel differenzierter. Man weiß nie, welche Zusatzstoffe in diesen Produkten mit dem Stoffwechsel was machen.“
Ich starte in Woche zwei mit einem zuckerreduzierten Müsli-Riegel.
„ Was ich da jetzt an Zucker…“
„ …habe ich mir sagen lassen..“
„…was der Wert dann sagt.“
Eine ganze Tafel Schokolade später bleibt mein Blutzuckerwert leicht über 100. Das ist gut.
„Der Blutzucker ist fast annähernd..“
„ ….stabil hält.“
Das liegt daran, dass statt üblichem Haushaltszucker Zuckeraustauschstoffe wie Maltit, Erythrit oder Isomalt zum Einsatz kommen. Diese chemischen Zuckeralkohole haben deutlich weniger Kalorien als Zucker. Erythrit zum Beispiel hat gar keine Kalorien, ähnlich wie Süßstoff. Sind Snacks mit Zuckeraustauschstoffen also auch gesünder?
„ Ich habe gerade mal eine kleine Portion...“
„ …aber deutlich weniger als bei den anderen Keksen.“
Aber es gibt da ein Problem. Zur Erinnerung: ich liiiebe Chips..wie schmecken die Alternativen mit deutlich weniger Fett?
„ 40% weniger Fett, intensiv gewürzt. Besonders knusprig..naja..“
„ …ich probiere die hier mal…nee, bäh.“
Und in Woche zwei gibt es noch ein Problem.
„ Die Chips oder was auch immer in der Schokolade drin ist…ich hab Blähungen. Unangenehm aber was soll ich machen?“
Dafür können Zuckerersatzstoffe wie zum Beispiel Maltit, Erythrit oder Birkenzucker verantwortlich sein. Zu viel davon kann Blähungen und Durchfall verursachen. 2 Wochen sind rum, ich muss auf die Waage.
"Eieieieiei..…“
„ …das hat was gemacht.“
2,5 Kilo mehr Gewicht in 2 Wochen und vor allem Fett, das ist viel!
Und: In meinen Blutergebnissen gibt es einen Zufallsbefund. Ich habe erhöhte Cholesterinwerte, schon von Anfang an.
Andere Blutfette wie die Triglyceride sind auch deutlich erhöht! Kein Wunder, ich habe durchs Snacken über 1 Kilo Fett eingelagert! Ich zeige der Ärztin mein Ernährungstagebuch und die Blutzuckerkurven aus beiden Wochen.
„ Da würde ich mal sagen, im Schnitt gibt es gar nicht so große Unterschiede. Tendenziell sind die Ausschläge in Woche zwei sogar höher. Tatsächlich ist es aber so, das haben Studien vor Jahren entzaubert, dass jeder Mensch individuell auf Nahrungsmittel reagiert. Das bedeutet, ich könnte bei Schokolade völlig normale Blutzuckerwerte haben und bei Quark mit Himbeeren schlägt er aus. Und bei Ihnen kann das umgekehrt sein. Und insofern würde es für Menschen, die Gewichtsprobleme haben oder auch wirklich im Diabetes Problem durchaus Sinn ergeben, mal zu schauen, auf welche bestimmten Nahrungsmittel schlage ich aus?“
In meinem Fall habe ich mit normalen Süßigkeiten sehr schnell zugenommen. Auch bei den zucker- und fettreduzierten Snacks lagerte ich Fett ein, allerdings etwas weniger als in Woche eins. Einfach nur zucker- und fettreduziert naschen, heißt also nicht gleich besser und jeder Körper reagiert anders auf Süßigkeiten.
Wie sagt man so schön? Die Dosis macht das Gift.
„ Das ist tatsächlich auch mein persönliches Fazit…
„ ...aber in Maßen.“
Wie so oft ist eine ausgewogene Ernährung mit viel Bewegung und genügend Schlaf am wichtigsten. Dann dürfen gelegentliche Snacks gern mal sein.