Wenn Ivar Buterfas-Frankenthal spricht, dann ist es still unter den rund 210 Schülern der Klaus-Groth-Schule des 11ten und 12ten Jahrgangs in Tornesch. Ivar Buterfas-Frankenthal hat mir im Vorfeld erzählt, dass dies sein 1621er Vortrag vor Schülern ist und dass er an diesem Tag bereits vor fünf Uhr morgens ausstehen musste - aber seine Mühe zahlt sich aus - sagt er.
Ivar Buterfas-Frankenthal nimmt sich nach seinem Vortrag Zeit für mich - um seine Geschichte zu erzählen. Er wächst als Sohn von Artisten Eltern auf. Sein Vater ist Jude, seine Mutter ist Christin - das bedeutet für ihn und seine 7 Geschwister, dass sie "Halbjuden" in den Augen der Nazis sind. Im Alter von 6 Jahren wird er in Hamburg Horn eingeschult. Kurz danach: am 9. November 1938 kommt es zur Reichspogromnacht: Synagogen brennen, jüdische Geschäfte werden zerstört - Juden werden verhaftet und ermordet. Auch das Leben von Ivar Buterfas-Frankenthal ist seitdem bedroht.
Der Judenhass wächst immer weiter: Der Hamburger lebt im Untergrund aus Angst deportiert zu werden.
Sein Vater kommt ins Konzentrationslager Esterwegen. Und auch das Leben von Ivar Buterfas-Frankenthal wird in Hamburg immer gefährlicher.
Die Familie geht nach Polen, doch auch da ist sie nicht sicher vor der SS. Sie kehrt zurück nach Hamburg
Die alliierten Luftangriffe auf Hamburg vom 24. Juli bis 3. August 1943 zerstören Teile der Stadt vollständig. Über 30 000 Menschen sterben bei der "Operation Gomorrha". Ivar Buterfas-Frankenthal und seine Familie überleben. Aber erst Zwei Jahre später ist der Krieg beendet.
Nach dem Krieg ist Ivar Buterfas-Frankenthal lange staatenlos. Erst nach 16 Jahren bekommt er einen deutschen Pass - eine jahrelange Diskriminierung, sagt er, weil immer noch Nazis in den Behörden arbeiten. Doch er kämpft: gründet eine eigene Firma, bekommt Kinder. Seit 30 Jahren geht er mit seiner Frau in Schulen und sie schreiben Bücher mit der Mission aufzuklären, damit rechte Parteien nicht an die Macht kommen - so Buterfas-Frankenthal.
Ivar Buterfas-Frankenthal: 91 Jahre alt, eine der letzten Stimmen in Deutschland, die ihre Geschichte während des Holocaust noch erzählen kann - eine Lebenseschichte, die auch wir weitererzählen müssen, damit sie nicht in Vergessenheit gerät.