Die dicke Rauchwolke ist am 18. Januar kilometerweit zu sehen. Es brennt auf dem Hof von Familie Schnepp in Lollar. Heute ist das Herzstück des Hofes, die Werkstatt- und Maschinenhalle nur noch Schrott. Es ist der traurige Höhepunkt einer Brandserie! „Ja, es begann halt im September. Da hatten wir einen ersten Brandanschlag auf ein Strohlager. Das war dann auch so 15, 20 Meter von Gebäuden entfernt. Da haben wir noch gesagt: Das kann ein Dummer-Jungen-Streich gewesen sein,“ sagt Landwirt Martin Schnepp.
Doch es brennt wieder, insgesamt fünf Mal. „Es ist so ein permanenter Unruhezustand, den man da hat. Das ist sehr belastend,“ sagt Landwirt Martin Schnepp. Durch den Vollbrand der Halle, in der Landmaschinen stehen, und sich eine Werkstatt befindet, entsteht ein Schaden von geschätzt zwei Millionen Euro. Laut Stadtbrandinspektor sind mehr als 200 Einsatzkräfte von 18 Feuerwehren im Einsatz.
Besonders skurril ist der Brand, weil schon einen Tag vorher ein Feuer im Dachgeschoss der Halle loderte, das konnte aber rechtzeitig gelöscht werden. „Jedes Mal, wenn quasi wir wieder erneut alarmiert werden, denkt man natürlich drüber nach: Es wird doch nicht hoffentlich schon wieder die Landwirt-Familie Schnepp betreffen. Weil, letztendlich, jetzt waren es hohe materielle Schäden, die mit Sicherheit auch existenzbedrohend sind. Das nächste Mal geht es um Menschen und Tiere,“ sagt Marco Kirchner, der Stadtbrandinspektor der Feuerwehr Lollar. Für alle Beteiligten ist klar, es handelt sich um Brandstiftung! Und die gefährdet Leben.
Denn im hinteren Teil des Gebäudes ist eine Pferde-Pension. Direkt hinter der Halle wohnen die Nachbarn, 20 Meter neben der Halle die Schnepps. Ende Januar nimmt die Polizei einen 21-jährigen Tatverdächtigen fest, lässt ihn aber mangels Haftgründen wieder frei. Während Polizei und Staatsanwaltschaft weiter ermitteln, zeigt die Gemeinde ihre Hilfsbereitschaft. „Wir unterstützen da, wo wir können. Wir haben zusammen mit der Sparkasse Lollar bzw. Gießen ein Spendenkonto einrichten lassen für die Familie, wo die Leute spenden, weil ganz viele gefragt habe, was sie machen können, wie sie helfen können,“ sagt Jan-Erik Dort (parteilos), der Bürgermeister von Lollar.
Zum Beispiel mit Eisessen. Jeder konnte im Eiscafé Silano so viel für das Eis bezahlen, wie er spenden wollte. Heute überreicht der Besitzer einen Scheck über 6.000 Euro. „So fürs Tagesgeschäft und für das, was im Moment kommt und so weiter und so fort, ist das schon sehr hilfreich, dieser Betrag,“ sagt Landwirt Martin Schnepp. Er hofft, dass die Versicherung den Schaden bezahlt. Im April plant die Feuerwehr Lollar ein Benefizkonzert zugunsten der Familie. Die versorgt weiter die Kühe und bewirtschaftet das Land. Das Motto für die Zukunft ist klar: Weitermachen.