„Neues Knie, ein halber Meter Darm weniger”Eisbrecher-Frontmann Alexander Wesselsky über Gesundheit, Autos und das Amphi Festival

Es war keine leichte Zeit für die Band Eisbrecher.
Erst stieg Gründungsmitglied Noel Pix aus, dann machte die Gesundheit von Frontmann Alexander Wesselsky nicht mehr mit: ein neues Knie musste her, ein Stück Darm musste weg. Jetzt scheint das Schlimmste überwunden, Eisbrecher stehen in den Startlöchern für die Festivalsaison. Im Interview mit RTL sprach Ex-Checker Alex über seine Genesung, die Vorfreude auf das Amphi Festival in Köln und Autos.
Egal, wo Ihr spielt – selbst im Ausland – Eisbrecher sind fast immer Headliner. Wie fühlt sich das für Dich an?
Wenn wir auf eigener Tour sind, dann sind wir natürlich „Headliner”. Es ist großartig, auf großen Festivals im In- und Ausland der „Headliner” zu sein; das zeigt einer Band, dass sie es weit gebracht hat, dass sie sich auf den Plakaten von unten nach oben gespielt hat und dass viele Menschen die Musik wertschätzen. Mir persönlich war es allerdings schon immer egal, ob ich als „Headliner” oder als „Irgendwozwischendrin”-Band an den Start gehe. Ich gehe da raus, habe Spaß und lebe den Moment. Jeder Gig war immer der wichtigste.
Als Headliner muss man leider auch richtig lang warten, bis man auf die Bühne kann. Wie vertreibst Du Dir die Zeit bis zum Auftritt? Was war das schlimmste „Warte-Erlebnis“?
Anstrengend wird es, wenn Shows erst gegen Mitternacht beginnen. Das zehrt an den Kräften. man hatte meist eine lange Anreise, man wartet einen ganzen Tag und steht permanent unter Strom. Später als 22.00 Uhr muss für meinen Geschmack nicht sein. Da weiß man dann nicht mehr, ob man „Headliner” oder „Rausschmeißer” ist. Wir vertreiben uns die Zeit mit Tischtennis und Festival-Shopping - Patches, Accessoires, Tonträger. Manchmal gibt man Interviews und spricht mit anderen „Wartenden” an der Rock and Roll Bushaltestelle.
Eisbrecher spielen dieses Jahr wieder auf dem Amphi Festival in Köln. Wenn ich richtig gezählt habe, ist es das neunte Mal. Das ist ganz schön oft – was macht das Festival für Euch besonders?
Das Amphi-Festival ist das größte unter den kleinen Szene-Festivals und wir sind seit 2007 dabei. Wir sind im Line-up von unten nach oben marschiert und wurden herzlich im Kreise der Schwarzen Familie (Anm. d. Red.: Das Amphi Festival ist ein Festival der sogenannten Schwarzen Szene) aufgenommen. Ich habe den Veranstalter Marco Göthel kennenlernen dürfen, der heute mein Freund und Partner ist und ich versuche jedes Jahr, dabei zu sein. Weil ich es liebe und weil ich mich auf dem „Amphi” einfach wohl fühle. „Amphi” tut gut.
![Amphi_Festival_2022_André_M_Hünseler[2].jpg](https://www.rtl.de/img/1690922/1719848845/c16_9/1200/amphi_festival_2022_andre_m_huenseler2.webp)
Ihr musstet ein paar Konzerttermine verschieben, weil Du Ende Mai operiert werden musstest: Wie geht es Dir jetzt?
Ich habe dieses Jahr mehr Zeit in der Werkstatt verbracht, als meine Autos. Jetzt ist hoffentlich Schluss damit. Neues Knie, ein halber Meter Darm weniger: jetzt sollte alles passen. Ich hatte Pech und Glück und jetzt bin ich hoffentlich so gesund, dass ich wieder alles tun kann, was mich krank macht. Danke, es geht voran. Für den Ironman wird es noch nicht reichen, aber bühnen-fit bin ich in ein zwei Wochen sicherlich. Das Bier schmeckt schon wieder.
Auf Eurer Website vergleichst Du Dich mit einem Auto, das in die Werkstatt muss – wie viel Zeit verbringst Du heutzutage noch mit dem Thema Auto?
Ich verbringe jeden Tag Zeit mit Auto und im Auto. Ich fahre um zum Texten und zum Denken. Ich bin gerne on the road. Ich bin kein „zu Hause”-Mensch. Ich gehöre zum fahrenden Volk. Ich mag schöne Dinge - auch schöne Autos. Es ist ein Thema unter vielen!
E-Auto oder Verbrenner – was lässt Dein Herz höher schlagen?
Alte Autos mit gutem Sound und Charakter. Ich rauche keine E-Zigaretten, ich mag keine E-Beziehungen, ich versuche „E” zu vermeiden. Ich bin oldschool, analog und retro. Ich gehe auch gerne zu Fuß. Ich brauche das „E” nicht und stehe der Sache skeptisch gegenüber.
Wie vertreibst Du Dir die Genesungszeit am liebsten?
Fahren, gehen, denken, texten, lesen, planen.
![Alex_Wesselsky_DHW_Pressefoto[4].jpg](https://www.rtl.de/img/1690924/1719848901/c16_9/1200/alex_wesselsky_dhw_pressefoto4.webp)
Auf Instagram hast du Deinen neuen Bass gepostet – spielst Du viel?
Ich mag schöne Instrumente und ich spiele und übe wieder mehr. Das ist gut für Geist und Seele. Ich habe meine Band-Karriere als Bassist begonnen und schreibe auch wieder mehr Songs mit Gitarre und Bass. Ein bisschen weniger Computer und ein bisschen mehr Instrument tut gut. Vielleicht greife ich auf der 2025er Tour auch mal live in die Saiten.
Wer ist Dein musikalisches Vorbild, wenn es ums Bassspielen geht?
Cliff Williams, Tim Commerford, Steve Harris - keep it simple and straight and fat (dt.: halte es einfach, geradlinig und fett)! Mein erster Bass war ein Squier Precision Japan, dann kam ein Peavey Dyna dazu. Der Ibanez Bass ist jetzt neu in der Familie. Eine Schönheit!
Bei Eisbrecher gab es einen personellen Wechsel. Wie geht es Euch damit? Was wird sich jetzt verändern?
Wo früher Noel Pix stand, steht jetzt Marc Richter. Ein sympathischer Top-Gitarrist, den ich in Schwäbisch Hall kennenlernen durfte, wo wir zusammen mit einer fantastischen Cover-Band bei der Veranstaltungsreihe „Rock-Show” in der Kantine 26 Cover-Versionen von Oomph!, Rammstein, Clawfinger und Eisbrecher gespielt haben. Er ist spielerisch eine Macht und ein optischer Live-Kracher. Ansonsten ändert sich nichts. Wir spielen ein Best-of-live-Set plus neue Songs, die gerade entstehen. Wir werden es massivst krachen lassen. The Eisbrecher way!