Fingerspitzengefühl, Kreativität und GeduldZu Besuch im Atelier Lechnerhof in Witten – So entstehen die Skulpturen „Alltagsmenschen“

Am Rande des Ruhrgebiets wird aus Beton Alltag. Und zwar in Form von Skulpturen. Sie heißen Alltagsmenschen. Immer wieder aufs Neue erweckt Laura Lechner gemeinsam mit ihrer Mutter den Beton zum Leben. Christel Lechner hat in den 90ern die ersten Alltagsmenschen erschaffen: "Die Idee war eigentlich mit ziemlich viel Humor, die Beobachtungen, wenn man so durch die Stadt geht oder in so einem Supermarkt ist, wie man den Leuten begegnet. Und da gibt es ja diese verschiedenen Menschentypen und das hat mich immer gereizt.“, so die Künstlerin.Und ihre Idee hat Früchte getragen. Von den ersten Alltagsmenschen bis hin zu Ausstellungen von Gruppen in ganz Europa: Sie sind an einigen Orten zum Teil des Stadtbildes geworden. Wie zum Beispiel auf Sylt. Hier schmücken fünf neue Figuren die Promenade. Die Betonmenschen sollen den Alltag abbilden: alltägliche Szenen, künstlerisch inszeniert.

Perfekt unperfekt

Die Alltagsmenschen sollen nicht schön und schlank sein, sondern die Spuren des Lebens zeigen. Auch deshalb wird mit einer speziellen Betonmischung gearbeitet. Das lässt die Skulpturen eben nicht so makellos aussehen. Bis zu 75 Kilogramm braucht es für einen Menschen. Damit die Figur später nicht zu schwer wird, kommt die Masse auf ein spezielles Trägermaterial. Welches genau, ist geheim. Dennoch bringen die Alltagsmenschen schon mal bis zu 150 Kilo auf die Waage. Robust sollten sie aber sein, denn die Installationen sind meistens draußen und laden dazu ein, die Figuren zu berühren.

Die Kunden sind oft Städte oder Kommunen, aber auch Privatpersonen. Wie viel ein Alltagsmensch kostet, verrät das Künstler-Duo nicht. Bis einer der Riesen komplett fertig ist, dauert es mehrere Wochen. Und eben weil es so viel Arbeit ist, möchte Christel Lechner sich nach 30 Jahren langsam zurückziehen. Ein Aus für die Alltagsmenschen? Für Tochter Laura undenkbar. Sie übernimmt das Atelier federführend. Ganz zur Freude ihrer Mutter.