Deindustrialisierung
Experten schlagen Alarm
46 Millionen haben einen Job in Deutschland. Das ist der höchste Stand der Geschichte. So Bundeskanzler Scholz im März dieses Jahres. Aber die Zahl der Erwerbstätigen trügt. Das sagt der Düsseldorfer Professor Jens Südekum. „Hinter dieser Zahl, da verbirgt sich eine ziemliche Dramatik auf der Branchenebene. Denn einige Branchen verlieren massiv Beschäftigte, vor allem in der Industrie. Also da haben wir es wirklich mit einer Deindustrialisierung zu tun. Das wird momentan noch aufgefangen durch Beschäftigungs-Zuwächse, etwa im Gesundheitswesen, bei Soziales, auch im öffentlichen Dienst. Aber das sind natürlich ganz andere Jobs, die da entstehen als die Jobs, die in der Industrie wegfallen."
Das sind nämlich die besser bezahlten Berufe im Vergleich zum Beispiel mit der Pflege, so der Experte. Das trifft vor allem NRW. Denn hier gibt oder gab es viele Arbeitsplätze in der Industrie. Aktuell kämpfen bei ThyssenKrupp tausende Beschäftigte um ihre Stellen. In der gesamten Industrie gab es im August knapp 90.000 Jobs weniger als im August 2023. Das beunruhigt auch den zuständigen Minister in Nordrhein-Westfalen. Für Karl-Josef Laumann ist die Ampel in Berlin schuld. Anders sieht das die Opposition in NRW. Nordrhein-Westfalen sei eines der Bundesländer mit der meisten Bürokratie. Außerdem überfordere die Landesregierung Einwohner und Unternehmen mit klimapolitischen Vorgaben, so Susanne Schneider von der FDP.
NRW wird als Standort immer unattraktiver
Der Fachkräftemangel ist für fast alle Branchen ein Problem. Zudem ist Energie weiterhin teuer, Löhne und Gehälter hoch. Dazu kommen hohe Zinsen. Auch das Institut der Deutschen Wirtschaft schlägt Alarm: Weltweit sind deutsche Industrieprodukte deutlich weniger gefragt, vor allem Autos und Maschinen. Dabei machten die Exporte im vergangenen Jahr fast die Hälfte der Wirtschaftsleistung aus.
Konkurrenz durch China
Vor allem China hat den Weltmarkt immer stärker im Griff und macht Deutschland Wettbewerbsanteile streitig. Mit Folgen: Im ersten halben Jahr 2024 haben 26% mehr Unternehmen Insolvenz als 2023 angemeldet.