Raus aus HausMieter schockiert – Kündigung wegen Neubau

Mieter eines Düsseldorfer Mehrfamilienhauses laufen Sturm, denn sie müssen aus ihren Wohnungen raus. Der Grund: Ein Investor hat die Immobilie gekauft, will diese jetzt abreißen und einen Neubau hinsetzen.

Hausgemeinschaft ist entsetzt

Noch stehen die Mieter der Mauerstraße 32 in Düsseldorf eng zusammen. Doch damit soll Schluss sein, sie haben eine Verwertungskündigung bekommen. Manche wohnen schon 40 Jahre in der Immobilie, entsprechend schockiert sind die Bewohner: „Ich bin hier groß geworden, meine Neffen sind hier groß geworden […]. Unvorstellbar zwei Generationen sind hier groß geworden und jetzt sollen wir einfach raus.", so Arash Rahimian. Der 44-Jährige wohnt seit 1985 mit seiner Familie im Haus. Auch Nachbarin Barbara Kalisch ist empört. Die 78-Jährige ist vor 40 Jahren eingezogen: „Die Wohnung ist auf mich zugeschnitten. Da sagt jeder: Das ist deine Wohnung. Und ich habe mich hier pudelwohl gefühlt."

Haus rechne sich nicht

Ein Investor hat das rund 200 Jahre alte Haus Ende 2020 gekauft. Obwohl die Mieter ihr Zuhause pflegen, soll das Gebäude laut Gutachten nur noch 15 Jahre bewohnbar sein. Eine Sanierung würde sich nicht rechnen – ein Neubau schon. Im Kündigungsschreiben heißt es: „Ihr Mietverhältnis [...] steht bedauerlicherweise dieser einzig sinnvollen wirtschaftlichen Verwertung entgegen.“ Auf RTL WEST-Anfrage bei der PrivatCapital Immobilien GmbH heißt es außerdem schriftlich: „Der Neubau gewährleistet die doppelte Wohnfläche, ist energetisch optimiert und altersgerecht geplant.“ Einige Gründe, weshalb die Stadt Düsseldorf den Abriss bereits genehmigt hat: „So darf der Ersatzwohnraum nicht kleiner sein als der weggefallene Wohnraum und die Ausstattungsmerkmale dürfen nicht so verändert sein, dass etwa Standardwohnungen in Luxuswohnungen umgewandelt werden. Eine Vergrößerung der Wohnungen ist hingegen rechtlich unschädlich. Auch eine Anpassung an den aktuellen Standard ist erlaubt.“

Für die Neuen wird’s teurer

Die wertigeren neuen Wohnungen dürfen dann auch teurer vermietet werden. Dadurch könnten sich die Mieten teils sogar verdoppeln – Mietspiegel entsprechend auf rund zwölf Euro den Quadratmeter: „Es gibt in Düsseldorf und auch in anderen Kommunen noch bezahlbaren Wohnraum, wo Menschen zu okayen Preisen leben. Aber der wird halt zerstört, weil es Kapitalanlagen sind. Und es geht nur um Renditen.", so Johannes Dörrenbächer vom Bündnis für bezahlbaren Wohnraum.

Einspruch einlegen könnte sich lohnen

Alle Bewohner wollen rechtlich gegen die Kündigung vorgehen. „Der Widerspruch ist dann erfolgreich, wenn der Rauswurf für den Mieter, seine Familie oder einen anderen Angehörigen im Haushalt, so hart wäre, dass seine Interessen die des Vermieters überwiegen.", so Christian Solmecke, Anwalt für Mietrecht.

Pflegebedürftigkeit und das Alter können dabei beispielsweise eine Rolle spielen.