Mehr Einfluss als man denkt
Der Geldbeutel: Das mächtige Werkzeug der Kunden

Geld ist ein mächtiges Werkzeug. Das ist keine völlig neue Erkenntnis. Wer Geld hat, kann bestimmen. Doch ist bei vielen Verbrauchern dieses Grundprinzip noch nicht wirklich angekommen. Es braucht keine Millionenbeträge, um etwas zu verändern. Auch der kleine Geldbeutel besitzt Macht und diese kann von den Verbrauchern an der Supermarktkasse, im Klamottenladen oder auch an der Tankstelle ausgelebt werden, um etwas zu verändern.
Es gilt das Motto: Kleinvieh macht auch Mist

Zugegeben, es ist nicht leicht beim Einkaufen die Welt zu ändern. Es geht auch nicht wirklich schnell und es macht am Anfang ein bisschen Mühe und Arbeit. Wer bei seinem täglichen Einkauf etwas in Richtung besserer Umwelt und mehr Nachhaltigkeit verändern möchte, sollte sein Verhalten genau überdenken. Und wie so oft, hat man sich am Ende schnell an das Neue gewöhnt. Mit ein wenig Planung und genauem Hinschauen lässt sich für die Umwelt im Supermarkt oder in anderen Geschäften eine Menge erreichen.
Lebensmittel bewusst und planvoll kaufen

Beim täglichen Einkauf können Sie zum Beispiel darauf achten, wie die Lebensmittel verpackt sind. Ein Klassiker des übertriebenen Verpackungswahns ist die einzeln in Folie eingeschweißte Gurke. Die können Sie getrost liegen lassen. Und wenn genau das passiert, dass Sie und noch einige andere Menschen dieses Produkt bewusst ignorieren, wird die „Plastikgurke“ die Gemüseabteilung auf lange Sicht dauerhaft verlassen. Ein kleiner, aber feiner Punktsieg für Sie als „mächtiger“ Käufer und auch für die Umwelt. Und so kann man das Prinzip auf viele Produkte des täglichen Bedarfs anwenden.
Wer genau hinschaut, handelt nachhaltig

Es muss auch nicht der Apfel aus Neuseeland oder die Kartoffel vom anderen Ende der Welt sein. Wer darauf achtet seinen Einkaufswagen mit lokalen und regionalen Produkten zu füllen, tut eine ganze Menge für die CO2-Bilanz. Schließlich musste das Essen nicht um die halbe Welt reisen, um auf unserem Teller zu landen. Okay, oft ist der Preis hier ein schlagendes Argument. Die Kartoffeln vom Bauern nebenan sind oft teurer als Produkte aus fernen Ländern. Hier kommt die gute Planung ins Spiel.
Wer richtig plant, schmeißt weniger weg

In Deutschland kommen fast 60 Prozent der Lebensmittelabfälle aus Privathaushalten – insgesamt rund 6,5 Tonnen pro Jahr. Dementsprechend schmeißt jeder Bundesbürger im Jahr 76 Kilo Lebensmittel weg. Wer hier also klug plant und darauf achtet nicht so viel wegzuschmeißen, muss weniger kaufen und kann sich die etwas teureren Lebensmittel für den gleichen Geldeinsatz in den Kühlschrank legen. Ein schönes Beispiel ist hier das Hackfleisch für eine schöne Bolognese-Sauce. Wer hier auf hochwertiges Biofleisch zurückgreift, kommt mit einer viel geringeren Fleischmenge für die Zubereitung aus, hat aber die gleiche Menge Sauce und dem vollen Geschmack. Dementsprechend kostet der Bioeinsatz auch nicht mehr. Für die CO2-Bilanz ist es aber ein enormer Gewinn.
Fragen kostet nichts, kann aber eine gute Wirkung erzielen

Wer bewusster einkauft, kann schon im Kleinen eine Menge bewegen. Es kann aber auch nicht schaden einmal mit dem Filialleiter seines Supermarktes zu sprechen. Hier können Wünsche geäußert werden. Zum Beispiel kann man nachfragen, ob es tatsächlich sein muss, dass an der Wursttheke zwischen jede Scheibe ein Stück Plastik kommt. Ebenso kann man hier hinterlegen, dass Sie sich als Kunde wünschen, dass es mehr lose angebotene Ware gibt. Gibt es mehrere oder besser noch viele dieser Anregungen beziehungsweise Nachfragen, wird der Verantwortliche für das Geschäft sicher ins Grübeln kommen. Falls Sie auf der anderen Seite hier kein Gehör finden, können Sie ihre Sachen auch in einem anderen Geschäft kaufen. Das wird den Ladenbesitzer oder die Handelskette nicht zum direkten Umdenken bewegen. Aber es gilt das Motto: Steter Tropfen höhlt den Stein.
Auch bei der Kleidung ist in Sachen Nachhaltigkeit noch viel Luft nach oben

Seit den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, hat sich der Begriff Fast-Fashion etabliert und das Prinzip dahinter in vielen Bereichen der Mode durchgesetzt. Klamotten werden für den schnellen und kurzen Gebrauch produziert und verkauft. Dabei wird wenig Rücksicht auf das Material oder die Qualität gelegt. Hauptsache der Preis ist günstig. Wenn das T-Shirt nach dreimaligem Anziehen kaputt ist: egal. Es war ja billig und kann problemlos durch ein neues ersetzt werden. Diese Hochgeschwindigkeitsmode hat aber schwerwiegende Auswirkungen auf unsere Welt. So geht zum Beispiel die Ellen-MacArthur-Stiftung in einer Untersuchung davon aus, dass die Textilindustrie in Sachen CO2-Ausstoß ganz weit vorne ist. Und die Arbeitsbedingungen bei der Produktion von Kleidung in Billiglohnländern sind bekanntermaßen katastrophal. Wer hier als Verbraucher auf die Bremse tritt, kann wieder mit seinem Kaufverhalten einiges erreichen.
Slow-Fashion: Entschleunigung in Sachen Mode

Auch beim Klamottenkauf gilt, wie bei den Lebensmitteln, wer genau hinschaut und ein bisschen achtsamer ist, kann seine Macht als Verbraucher ausspielen. Lassen Sie zum Beispiel die erwähnten Billig-Shirts liegen. Greifen Sie lieber zu qualitativ hochwertigeren Produkten vielleicht sogar mit einem Öko- oder Sozialsiegel wie „Fairtraide“ oder dem „Global Organic Textile Standard“ (GOTS). Wie gesagt, hier müssen Sie etwas tiefer in den Geldbeutel greifen, aber alleine durch die viel höhere Haltbarkeit, rechnet sich diese Mehrausgabe. Und wer häufiger mal was Neues im Schrank haben will, sollte vielleicht auch über das gute alte Second Hand nachdenken. Die Sachen, die Sie selber nicht mehr tragen, versauern nicht mehr länger im Schrank und der frisch geschaffene Platz, kann mit neuen gebrauchten Lieblingsstücken aufgefüllt werden. Entweder checkt man vor Ort welche Geschäfte es gibt oder nutzt im Internet die vielfältigen Plattformen, auf denen man recht unkompliziert Sachen kaufen und verkaufen kann.
Die Verbrauchermacht zeigt Wirkung

Und weil inzwischen immer mehr Menschen so handeln, reagiert die Industrie auch entsprechend. Immer mehr große Modeketten stellen ihre Kollektionen um und bieten auch nachhaltiger produzierte Klamotten an. Hier haben die Verbraucher mit ihrer Macht aus dem Geldbeutel schon einiges bewegt. Da aber hier auch noch nicht alles „grün“ ist, was glänzt, geht da noch mehr. Und wenn man den Statistiken (Ifd Allensbach) glauben darf, sind in Deutschland rund 26 Millionen Menschen bereit für umweltfreundliche Produkte mehr Geld auszugeben - das sind rund drei Millionen mehr als noch 2018. Und wie immer in der Wirtschaft: Wenn die Nachfrage steigt, steigt auch das Angebot. Und wenn das Angebot an nachhaltig produzierten Dingen steigt, fallen auch irgendwann die Preise.