Lager legt los

Amazon in NRW – High-Tech-Logistikzentrum geht an den Start

Online-Riese fährt in Horn-Bad Meinberg aktuell seinen 23. Standort in NRW hoch. Auf einer Fläche so groß wie etwa sieben Fußballfelder werden künftig rund eine Millionen Artikel gelagert. Im Netz bestellt, sollen sie idealerweise schon am nächsten Tag beim Kunden sein.

Startschuss im Riesen-Lager

Die ersten Pakete aus dem neuen Lager hat Robert Bacco auf die Reise geschickt. Für den Familienvater ein besonderer Moment: „Ich bin noch am Zittern, muss ich ganz ehrlich sagen. Es ist natürlich ein spannender Moment und ja, ich kann es eigentlich tatsächlich kaum in Worte fassen. […] Es ist skurril zuzusehen, wie die Mischungen Mischungsverhältnisse sind. Tatsächlich auf der einen Seite verpacke ich Motoröl und tatsächlich, der nächste Karton ist dann halt besagte Prinzessinnenkrone oder ein Schwimmreif. Da malt man sich dann im Kopf natürlich so gewisse Sachen zusammen. Also es ist schon sehr interessant, muss man ganz ehrlich so sagen.", so Robert Bacco. Er ist einer von fast 2.000 frisch gebackenen Mitarbeitern hier am Standort. Während er verpackt, sortiert Katja Stadermann eine Etage darüber neue Waren in Regale. Für die 51-Jährige alles andere als eintönig: „Was hier an Ware durchgeht… Manche Ware habe ich noch nie in der Hand gehabt, noch nie im Laden gesehen. Es ist Wahnsinn. Es ist unbeschreiblich." , so die ehemalige Altenpflegerin.

Einer der modernsten Standorte Europas

Das Sortiersystem ergibt für die meisten auf den ersten Blick wohl wenig Sinn: USB-Sticks, Proteinpulver und Karnevalskostüme landen in einem Fach. Genau richtig im smarten Logistikzentrum: „Dadurch ist der Prozess eben schneller, weil wir theoretisch eben zwei, drei Regale mit Dosen zu drei verschiedenen Mitarbeitern schicken können, die dann diese gleichzeitig entnehmen. Und somit sind wir deutlich schneller und können dem Kunden die Pakete deutlich schneller zustellen.", so Standortleiter Rene Hille. Geht eine Bestellung ein, prüft das System, wo die Ware vorrätig ist und von welchem Standort aus, sie am schnellsten beim Kunden ankommt. Das passiert laut Unternehmen innerhalb von Sekunden. Wird die Bestellung aus Horn-Bad Meinberg verschickt, fährt einer der rund 3.700 Robotern das entsprechende Regal zu sogenannten Pickern. Die suchen die Artikel dann aus den Fächern. Auch dabei hilft die Technik. Das entsprechende Fach wird beispielsweise angestrahlt: „Jeder, der arbeiten möchte, kann bei uns arbeiten. […] Wir haben auch sehr inklusive Arbeitsplätze. Das heißt, auch eine Person, die sich mit Lesen und Schreiben vielleicht etwas schwerer tut, kann hier mit einer optischen Unterstützung, wie wir das auch im Hintergrund in den Prozessen sieht, sehr, sehr einfach an eine sehr sichere und sehr gut bezahlte Arbeitsstelle kommen.", so Pressesprecher Oliver Kentschke.

Unternehmen wird regelmäßig bestreikt

Gerade wenn der Verkauf beim Onlineriesen so richtig brummt – beispielsweise vor Weihnachten oder bei Rabattaktionen wie dem Black Friday oder dem konzerneigenen Prime-Day – wird oft gestreikt. Die Gewerkschaft Verdi will für Onlinehändler die Bezahlung nach den Tarifbestimmungen des Einzelhandels durchsetzen. Der Onlineriese stellt sich seit Jahren quer, betont, das Unternehmen würde auch ohne Tarifvertrag gute Jobs anbieten. In Horn-Bad Meinberg beispielsweise gibt es einen Einstiegsstundenlohn von 15,05 Euro. „Wir bieten hier auch die Besonderheit an, dass wir eine Vier Tage Woche anbieten. Das haben wir an mehreren Standorten. Auch das ist wiederum eine Komponente, die durchaus dazu beiträgt, dass wir hier als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden.", so Pressesprecher Oliver Kentschke.

Bis Weihnachten soll’s laufen

Seit Ende August wird der Standort in Ostwestfalen langsam hochgefahren. Bis zum Weihnachtsgeschäft sollen dann täglich hunderttausende Pakete verpackt und verschickt werden. Die laufen dann über mehr als 15 Kilometer Fördertechnik: „Wenn ein Band ausgeht, dann ist die gesamte Linie, wo dieses Band mit verknüpft ist, erstmal aus. […] Oft sind es Fehler wie die Kiste bleibt irgendwo stecken, ein Paket bleibt stecken. Eine Kiste kann auch umfallen. Wenn vielleicht ein Bediener neu ist, ein Paket vielleicht falsch aufs Band legt, kann natürlich alles passieren. Das sind so die häufigsten Fehler, wo wir aber schnell den Fehler erkennen und schnell agieren, damit das System auch so laufen kann, wie es laufen soll.", erklärt Instandhaltungstechniker Michael Zharikov.

Fokus auf Datenschutz

Jede Bestellung durchläuft das gesamte Lager anonym mit Barcode. Kurz vorm Versand wird mit einer Wage überprüft, ob auch das Richtige zum Kunden unterwegs ist. Stimmt das von einer Künstlichen Intelligenz errechnete Gewicht überein, gibt's vollautomatisch das Adressetikett. Niemand weiß also, für wen die teils ungewöhnlichen Bestellungen gepackt und wohin sie verschickt werden.