Ein Gericht erklärt ihn erst vier Jahre später für tot - warum?

Daniel Küblböcks tödlicher Sturz von der AIDA - eine Rekonstruktion

ARCHIV - 17.04.2010, Hessen, Wiesbaden: Sänger Daniel Küblböck steht bei der Premiere seiner Show «Kübelböck's Talk Night» in den Rhein-Main-Hallen. Der vor fast zwei Jahren bei einer Kreuzfahrt verschollene Sänger Daniel Küblböck könnte am 26. September für tot erklärt werden. Das teilte eine Sprecherin des Amtsgerichtes Passau am 14.08.2020 mit. Foto: Fredrik von Erichsen/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Vermisster Sänger Küblböck soll für tot erklärt werden
fe awi sab kde, dpa, Fredrik von Erichsen

Das Drama um DSDS-Star Daniel Küblböck – erst fast drei Jahre nach seinem Sturz von der Aida ist er auch für die Behörden tot.
Am 9. September 2018 war der Sänger vor der Küste Kanadas über Bord des Kreuzfahrtschiffes gesprungen und in den Weiten des Ozeans verschollen. RTL rekonstruiert, was damals wirklich passiert ist und welche Dramen nach seinem Verschwinden sich abgespielt haben.

Die Chronik des Küblböck-Dramas

Vor dem Verschwinden

  • 19. Juli 2018: Daniel Küblböck postet einen Facebook-Beitrag aus einer Arztpraxis, berichtet von einem verletzten Knöchel und einer verpatzten Aufführung am Europäischen Theaterinstitut in Berlin (ETI Berlin), an dem er eine Schauspielausbildung absolviert.

  • 28. Juli 2018: Küblböck postet seinen letzten Instagram-Beitrag auf seinem Hauptprofil („daniel_kaiserkueblboeck“). Ein Foto aus dem heißen Berlin, das ihn angestrengt mit Kopfhörern auf den Ohren zeigt.

  • August 2018: Küblböck spricht womöglich in einem weiteren Facebook-Posting auf einer Fan-Seite von Mobbing. „Ich muss diesen Schmerz der letzten Monate erst noch verkraften. Dieses monatelange Mobben an meiner Schule in meiner Klasse hat mich doch zutiefst in meiner Seele erschüttert“, heißt es in dem Beitrag, der wenig später wieder gelöscht wird.

  • 29. August 2018: Daniel Küblböck betritt die AIDAluna für seine geplante Reise von Hamburg nach New York.

  • 02. September 2018: Eröffnung eines neuen Instagram-Kanals – womöglich von Daniel Küblböck. Unter dem Namen „rosa_luxem“ werden Fotos von Daniel in Frauenkleidung gepostet – unter anderem von den Landausflügen seiner gebuchten AIDAluna-Reise von Hamburg nach New York. Die meisten Beiträge sind mit Hashtags wie #transsexuelle gekennzeichnet. Das letzte Bild auf dem Account, ein Porträt von Angela Merkel, wird am 08. September 2018 veröffentlicht.

  • 09. September 2018, nachts, kanadische Zeit: Wenige Stunden vor seinem Verschwinden: Daniel Küblböck soll laut „Spiegel“ nach einer Partynacht das Schiffshospital aufsuchen. Angeblich habe er zuvor eine Glasflasche zerschlagen und sich am Handgelenk verletzt. Als man ihm sagt, dass bereits geschlossen sei, sei er wütend geworden.

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Daniel Küblböck - das Verschwinden

  • 09. September 2018, 5 Uhr kanadische Zeit: Passagiere der AIDAluna beobachten, wie ein Mensch auf Deck 5 kurz vor Neufundland über Bord geht. Der Kapitän wendet das Schiff umgehend, fährt zur vermuteten Unglücksstelle zurück und leitet erste Suchmaßnahmen ein.

  • 09. September 2018, Vormittag kanadische Zeit: „Mann über Bord“-Durchsage des Kapitäns und Durchsuchung des Schiffes. Nachdem ein erster Kabinencheck durchgeführt wurde, steht fest: Daniel Küblböck gilt als vermisst. Gegen 10:52 Uhr meldet sich der Kapitän zu Wort und erklärt, dass Hubschrauber, mehrere Boote und ein Flugzeug der kanadischen Küstenwache mit der Suche nach Küblböck beschäftigt sind. „Wir werden die Suche nach Daniel auch über Nacht fortsetzen“, so ein Sprecher der Küstenwache.

  • 09. September 2018, Nachmittag deutsche Zeit: Erstes Statement von Daniel Küblböcks Vater Günther Küblböck: „Ich klammere mich jetzt nur an die Hoffnung, dass irgendwie doch noch alles gut wird“, erklärt er gegenüber „Bild“. Es tauchen außerdem immer mehr Fotos von den Vortagen auf, die Küblböck an Bord und bei Ausflügen in Frauenkleidung zeigen – geschossen von Passagieren.

  • 09. September 2018, 20.30 Uhr kanadische Zeit: AIDAluna und weitere Hilfschiffe beenden ihre Suchmaßnahmen und verlassen die Unglücksstelle mit dem Einbruch der Dunkelheit. Der AIDA-Kapitän verkündet den Abbruch per Durchsage. Das Schiff fährt weiter nach Halifax.

  • 10. September 2018, 07 Uhr kanadische Zeit: Das verbliebene Schiff der Küstenwache bekommt bei der Suche Unterstützung aus der Luft. Christian Stipeldey (40), Sprecher der DGzRS (Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger) erklärt hinsichtlich der niedrigen Atlantik-Wassertemperatur von nur 10 Grad: „Beim Fall ins Wasser droht schnell Bewusstlosigkeit. Der Körper kann verkrampfen.“ Die Hoffnung, dass Küblböck lebend gefunden wird, schwindet.

  • 10. September 2018, Morgen deutsche Zeit: DSDS-Jurychef Dieter Bohlen meldet sich emotional mit einem Instagram-Statement und erntet direkt einen Shitstorm. Sein Pulli mit der Aufschrift „Be one with the Ocean“ (z. Dt.: Sei eins mit dem Ozean) stößt Fans übel auf.

  • 10. September 2018, Abend kanadische Zeit: Die Suche nach Daniel Küblböck wird offiziell beendet. Mark Gough, Sprecher der kanadischen Küstenwache, erklärt: „Aufgrund der geringen Überlebenschancen wegen der niedrigen Wassertemperatur haben wir die schwere Entscheidung getroffen, die Suche einzustellen.“ Der Fall wird der kanadischen Polizei übergeben, Küblböck gilt offiziell als vermisste Person.

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Nach dem Verschwinden beginnt die Schlammschlacht um DSDS-Liebling Daniel Küblböck

  • 11. September 2018: Küblböcks sieben DSDS-Wegbegleiter Juliette Schoppmann, Stephanie Bauckmayer, Andrea Josten, Daniel Lopes, Vanessa Struhler, Nektarios Bamiatzis und Gracia Baur veröffentlichen einen gemeinsamen Abschiedsbrief. Wer fehlt, ist DSDS-Gewinner Alexander Klaws.

  • 12. September 2018: Zwei Freundinnen von Daniel Küblböck behaupten in einem Interview mit „Bunte“, der Sänger habe sich zur Frau umoperieren lassen wollen: „Die Operation stand für ihn fest und er freute sich riesig auf diesen Schritt“, so Elke Schumann.

  • 12. September 2018: Robert Mau, der Vorstandsvorsitzende von Küblböcks Theaterschule (ETI), wehrt sich gegen Mobbingvorwürfe an seiner Akademie und behauptet über seinen Schüler: „Er war aggressiv und unzuverlässig. Mehrere Male habe ich ihm zu einer Therapie geraten. Aber er blockte ab.“

  • 30. Oktober 2018: Daniels Vater Günther Küblböck spricht erneut über den schrecklichen Verlust: „Einen Grabstein wird es auf keinen Fall geben. Ein Grab ohne die Person, um die es geht, wollen wir nicht.“ Außerdem schießt er in dem Interview mit „Bunte“ gegen die Behörden, die nicht eingegriffen hätten, als er wegen Daniels Wesensänderung um Hilfe gebeten hatte.

  • 09. September 2019: 1 Jahr danach: Die Küblböck-Familie nimmt Abschied, aber die Hoffnung überwiegt: „Wir hoffen immer noch auf ein Wunder. Wir lassen ihn auch nicht für tot erklären. Wir haben auch keinen Grund dafür“, so Stiefmutter Marianna Küblböck. Es sei trotzdem eine Gedenkstätte in seiner Heimat geplant, aber das habe keine Eile.

  • 14. August 2020: Das Amtsgericht Passau fordert den vermissten Daniel Küblböck ein letztes Mal auf, sich zu melden: „Der Verschollene wird aufgefordert, sich bis spätestens 25. September 2020 beim Amtsgericht Passau (…) – Abteilung für Verschollenheitssachen – zu melden.“ Tut er das nicht, wird er für tot erklärt. Der Antrag ans Gericht stammt nicht von Familie Küblböck, sondern von einer ehemaligen Assistentin, die nur entfernt mit Daniel zu tun hatte. Der Vater des Sängers ist damals entsetzt: „Wir sind überhaupt nicht damit einverstanden." Er sei sehr verärgert darüber, dass das Amtsgericht den Antrag durchgehen lassen habe und fordert die Stelle auf, diesen zu stoppen. Doch das passiert nicht. Das Unausweichliche nimmt seinen Lauf.

  • 22. Februar 2021: Das Amtsgericht Passau erklärt Daniel Küblböck offiziell für tot. Per Beschluss wurde als Zeitpunkt des Todes der 9. September 2018 um 8:55 Uhr festgesetzt. Damit endet das – juristische – Tauziehen um den Entertainer, der Millionen Menschen Freude geschenkt hat.

Im Video: Rückblick auf das erste Jahr nach Daniel Küblböcks Verschwinden

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