Debora lebt mit ihrer Familie auf einer Farm in Sao Sebastiao im Osten Brasiliens. Noch heute erinnert sie sich genau, wie sie mit ihren Zwillingen schwanger war.
Debora Maria Silva, Zwillingsmutter: "Der Arzt untersuchte mich und sagte: Sie müssen ins Krankenhaus gehen."
Die Zwillinge Guilherme und Gabriel kommen als Frühgeburten zur Welt und müssen zunächst auf die Intensivstation - das war im Februar 2022, mitten in der Corona-Pandemie. Zwei Jahre später schickt eine Bekannte Debora auf Social Media ein Video. Das Kind in einer Kita sieht genau so aus wie ihr Sohn Gabriel. Debora sucht und findet über einen Videoaufruf die Mutter des Kindes. Und auch deren Sohn muss nach der Geburt zunächst auf die Intensivstation.
Debora Maria Silva, Zwillingsmutter: "Als sie von ihrer Entbindung erzählte, und dass er auf die Intensivstation musste, da überkam mich die Angst."
Beide Mütter vereinbaren ein Treffen. Für Debora ist sofort klar:
Debora Maria Silva, Zwillingsmutter: "Er und mein anderer Sohn Gabriel waren identisch. Die Hände, die Füße, alles... einfach alles!"
Ein DNA-Test bringt schließlich die Gewissheit, dass jemand im Krankenhaus einen katastrophalen Fehler gemacht haben muss.
Debora Maria Silva, Zwillingsmutter: "Ich hatte nicht ausreichend Übereinstimmung mit Guilhermes Bluttest. Das war es. Er war nicht mein Sohn. Das war der Moment als bei mir der Groschen fiel: Einer meiner Zwillinge wurde auf der Entbindungsstation vertauscht!"
Maria Aparecida Josefa, Mutter: "In diesem Moment brach für mich meine ganze Welt zusammen."
Inzwischen ermittelt die Polizei gegen die Klinik - offenbar haben die Babys auf der Intensivstation keine Identifikationsarmbänder getragen. Doch wie geht es nun weiter?
Debora Maria Silva, Mutter: "Ich möchte Bernardo nach Hause bringen, denn Gabriel braucht ihn und er braucht Gabriel. Sie sind Zwillinge. Gabriel kam nie mit anderen Kindern groß in Kontakt. Aber nachdem er Bernardo gesehen hatte, veränderte er sich komplett. Ich habe ihn noch so viel lachen sehen."
Doch von Guilherme trennen möchte sich Debora auch nicht - auch wenn er biologisch das Kind von Maria ist.
Maria Aparecida Josefa, Mutter: "Wenn es eine Lösung gäbe, würde ich es machen. Aber das geht doch nicht, oder? Bernardo hat sich doch an mich gewöhnt. Er kann sich doch nicht einfach umgewöhnen. Und Guilherme würde sich doch auch nicht einfach an mich als Mutter gewöhnen."
Wir haben dazu mit einer Psychologin gesprochen. Eine schwierige Situation, gibt auch sie zu.
Dr. Rüya-Daniela Kocalevent, Psychologische Psychotherapeutin: "Es werden möglicherweise auch Schuldgefühle entstehen , weil die Kinder denken: 'Ich habe etwas falsch gemacht, weswegen ich weggegeben wurde.' Die ideale Lösung wäre, wenn man den Kindern den Kontakt zu beiden Familien weiterhin ermöglicht. Damit es nicht so eine harte Trennungserfahrung gibt."
Und genau das versuchen die beiden Familien aktuell. Sie besuchen sich regelmäßig, müssen aber für die Zukunft trotzdem eine Lösung finden, die für alle in Ordnung ist.