Eine Wasserstoffproduktionsanlage, die Windstrom vor Ort in Wasserstoff umwandelt. Eine Biogasanlage, die Stromlücken füllen kann. Eine Leitwarte, von der die erneuerbare Energieerzeugung europaweit überwacht und gesteuert wird. Bei seinem Antrittsbesuch bekommt der Bundeskanzler von seinem Parteifreund Daniel Günther - hier bei GP Joule in Reußenköge an der Westküste - eine kleine Nachhilfestunde in Sachen erneuerbare Energien.
"weil wir hier auch unter Beweis stellen, dass Energiewende auch etwas ist, was man erfolgreich gestalten kann, dass wir auch zeigen, dass wir Wertschätzung generieren können // wo wir in Schleswig-Holstein ohnehin zeigen, dass wir mehr Strom aus Erneuerbaren produzieren als wir verbrauchen."
GP Joule gilt als Vorreiter der Energiewende: Das Unternehmen produziert aus Sonne, Wind und Wasserstoff Strom und Wärme. Das Ziel: eine 100%ige Versorgung aus Erneuerbaren. Merz hingegen sieht Windräder eher als Übergangstechnologie. Noch während des Wahlkampfs hat er angekündigt, Windräder eines Tages wieder abzubauen, weil sie - Zitat - "hässlich" seien. Heute klingt das schon ganz anders.
"Erneuerbare Energien machen uns auch unabhängiger von anderen Energieversorgungen, die wir so nicht mehr haben. // Wichtig ist, dass wir den Ausbau zügig voranbringen, gleichzeitig mit Augenmaß fördern, auch um Strom zu produzieren - und die Anlagen nicht stillstehen zu lassen."
Durch den stockenden Netzausbau hängt Deutschland vor allem bei der Windenergie seinen Zielen hinterher. Um die Energiewende voranzubringen, will die Bundesregierung Bürokratie abbauen - mit schnelleren Planungs- und Genehmigungsverfahren. Bis 2030 soll 80 Prozent des erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energien kommen. Die Energiewirtschaft fordert nun vor allem stabile Rahmenbedingungen.
"Was wir im Moment erleben, ist ja ein bisschen Politik nur auf der Tonspur. Da kann man sich noch nicht so viel darunter vorstellen. Jetzt brauchen wir eben auch gute Gesetze, die im Endeffekt auch eine Veränderung einläuten, die Stabilität aber auch bringen."
Nach der Station in Reußenköge ging es für den Kanzler und den Ministerpräsidenten weiter nach Husum zu einer gemeinsamen Kabinettssitzung im Rathaus. Wie schon in vielen anderen deutschen Städten demonstrierten hier rund 200 Menschen unter dem Motto "Wir sind das Stadtbild" - nachdem Merz Mitte Oktober im Zusammenhang mit Migration von einem Problem im "Stadtbild" gesprochen hatte.
"Das geht mir auf den Zeiger und deshalb stehe ich hier."
"Dass er merkt: Nein, wir sind bunt. Wir sind nicht gegen Migration."
Doch von der Demo dürfte Merz nur wenig mitbekommen haben. Er hat den Hintereingang des Rathauses genutzt. Zentrales Thema drinnen: die Sicherheitslage im Ostseeraum. Mit seinen Häfen, der Marine und der Nähe zu den baltischen Staaten kommt dem Norden eine Schlüsselrolle zu. Die Landesregierung fordert vom Bundeskanzler einen besseren Schutz der Infrastruktur und der Bevölkerung.
Wasserstoff, Windkraft, Wachsamkeit – für den Kanzler ein Besuch, der zeigen dürfte, wie viel Verantwortung der Norden für das gesamte Land hat.