Gutes Aussehen und die perfekte Pose sind für Chanel wichtig. Auch heute bei ihrem Shooting für ihre eigene Schmuckkollektion.
Seit ihrer Teilnahme 2021 bei Germany's Next Topmodel ist Chanel Silberberg bekannt als Model und Influencerin. Doch hinter den makellosen Bildern auf Social Media und Co steckt eine Geschichte, die unter die Haut geht.
Die Bakterien haben die ganzen Nerven, die Muskeln alles aufgefressen, bis auf den Knochen wirklich abgenommen werden musste. Und dann hatte ich Hauttransplantationen, um mir so das Leben retten zu können.
Die heute 24-jährige leidet an Morbus Crohn, einer chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Doch als sie die Diagnose endlich bekommt, hängt Chanels Leben bereits am seidenen Faden. Welche besondere Erfahrung ihren Blick auf den Tod komplett verändert hat und wie ihr Leben jetzt noch einmal auf den Kopf gestellt wird. Chanel hat lange eine unbeschwerte Kindheit. Gemeinsam mit ihrer Mutter lebt sie in NRW. Chanel ist Einzelkind, ihre Mutter alleinerziehend.
Ich muss wirklich sagen, dass die tollste Mama der Welt, die hat mir ein wunderschönes Leben, eine wunderschöne Kindheit gestaltet, immer schon mit Pferden und am Stall. Und es war einfach sorgenfrei. Ich musste mir um nichts Gedanken machen. Doch bereits im jungen Alter merkt Chanel, dass sie anders ist als andere Kinder.
So richtig angefangen hat es eigentlich mit sechs, sieben Jahren, dass ich öfter auf die Toilette musste, auch Blut im Stuhl hatte und das natürlich nicht richtig. Und dann bin ich auch direkt zu meiner Mama gegangen und habe ihr das gesagt. Und dann fing die ganze Prozedur mit Krankenhaus und Ärzten an.
Chanel und ihre Mutter besuchen mehrere Krankenhäuser, stellen sich bei Ärzten vor, bis sie dann eine erste Diagnose bekommt. Die Ärzte vermuten Entzündungen in Chanels Darm Trakt und behandeln sie daraufhin. Doch trotz Behandlung verschlechtert sich ihr gesundheitlicher Zustand.
Mit elf Jahren bin ich ins Krankenhaus gekommen. Da fing es dann an, dass es so richtig schlimm wurde, weil ich hatte so kleine blaue Flecken an meinen Knöcheln und an meinem Arm. Und das waren dann schon diese abgestorbenen Zellen. Das war wirklich schwarz wie abgestorbenes Gewebe.
Ihre Ärzte versuchen immer wieder, schnell zu helfen. Die abgestorbenen Zellen und Bakterien, die die Flecken verursachen, werden immer wieder gereinigt und durchgespült. Ohne Erfolg. Dadurch, dass die Bakterien durch meinen ganzen Körper gewandert sind und schon am Ellbogen angekommen sind. Und die Ärzte haben damals gesagt Bis zum Herz ist der Weg nicht mehr weit und dann wäre ich wirklich gestorben. Wenn die Bakterien am Herz angelangt wären, dann wäre es vorbei gewesen.
Erst jetzt erkennen die Ärzte: Die erste Diagnose war falsch. Chanels Darm ist zwar entzündet, aber ein anderer Teil ist betroffen. Es folgt die Diagnose Morbus Crohn. Die entzündeten Stellen müssen bis auf den Knochen entfernt werden. Über 30 Operationen, teils vier am Tag, führen dazu, dass Chanel ins künstliche Koma versetzt wird und eine Erfahrung macht, die ihr Leben für immer verändert.
Es war wirklich, wie man sich einen wunderschönen Traum vorstellt. Das Wetter war toll, die Sonne schien, die Wiese, auf der ich war, war wunderschön. Die war grün mit Blumen. Ich war jung, Ich hatte ein schönes Kleid an, ich hatte meinen Hund auf dem Arm und bin wirklich durch so ein helles Licht auf eine Person zugegangen. Und da stand halt meine Oma, die ich nie kennenlernen konnte, weil sie schon verstorben war, bevor ich überhaupt auf der Welt war und bin auf sie zu und habe kurz mit ihr gesprochen und sie wollte unbedingt, dass ich mit ihr mitgehe. Dann habe ich aber gesagt, dass ich das gar nicht möchte, dass ich gerne wieder zurück möchte zu meiner Mama, zu allen anderen. Hatte aber meinen Hund auf dem Arm und habe ihr meinen Hund übergeben. Und dann ist sie umgedreht mit meinem Hund gegangen und ich bin wieder in die andere Richtung zurück. Kurz nachdem sie aufwacht, berichtet Chanel ihrer Mutter von dem Traum und erfährt dann erstmals, dass ihr Hund in dieser Nacht tatsächlich gestorben ist.
Dann haben wir auch mit den Ärzten darüber geredet und die haben dann gesagt natürlich anhand der Medikamente oder wie man das auch auf den Monitoren gesehen hat, dass es wirklich so war, dass ich halt kurzzeitig verstorben war. Und da war schnell klar, dass es diese Nahtoderfahrung war.
Nahtoderfahrungen sind Wahrnehmungen, die auftreten, wenn der Körper in einen lebensbedrohlichen Zustand gerät. Betroffene setzten sich dabei in einer Art Schwebezustand mit dem Tod oder teilweise sogar mit dem eigenen Tod auseinander. Betroffene werden oft kritisch beäugt, wenn sie über das sprechen, was ihnen widerfahren ist. Deshalb sind Nahtoderfahrungen immer noch ein Tabuthema. Doch immer mehr Stars wie Samuel Jackson, Sharon Stone, Jana Pallaske und Designer Guido Maria Kretschmer sprechen offen über ihre Nahtoderlebnisse.
Viele, die zurückkehren, sagen Danach hat sich alles verändert. So war es auch für Chanel.
Ich bin viel positiver geworden in meinem Leben. Ich genieße jeden Moment einfach viel mehr. Ich weiß Dinge mehr zu schätzen wie andere Leute, für die das selbstverständlich ist. Ich habe mittlerweile gar nicht mehr so starke Angst vor dem Tod, weil ich glaube, dass nach dem Leben irgendwas folgen könnte. Trotz dessen habe ich immer noch Angst, geliebte Menschen zu verlieren.
Auch wenn sie heute stark wird, ist die Krankheit immer präsent. Für Chanel ein Grund, offen darüber zu sprechen und zu ihren Narben zu stehen. Aktuell kann Chanel gut mit ihrer Krankheit leben. Neben ihrer Karriere als Model und Influencerin gibt es auch privat Grund zur Freude. Sie erwartet Ihr erstes Kind mit Ihrem Partner Tom.
Ich bin sehr, sehr happy darüber, dass das überhaupt funktioniert hat. Weil es war ja auch lange unklar, ob das überhaupt geht. Aufgrund des Komas, der vielen Narkose. Ich hatte über 40 Narkosen in meinem Leben und da war halt nie so richtig klar, ob das überhaupt funktioniert. Auch aufgrund der Medikamente. Deswegen ist das natürlich ein Riesenwunder für mich und ein ganz großes Glück.
Die Angst, dass Ihr Kind ebenfalls an Morbus Crohn erkranken könnte, lässt sie nicht zu. Ihr Blick geht nach vorn, nicht zurück.
Ich freue mich einfach noch mal Kind sein zu dürfen als Mama. Weil mir das ja damals so ein bisschen genommen wurde, ich die Kindheit nicht ganz so genießen konnte und das noch mal mit meinem eigenen Kind zu erleben ist, glaube ich, was ganz Besonderes.
Für Chanel beginnt nach all dem Kummer ein neues Kapitel und es beginnt mit einem Herzschlag.