Sie läuft vor Publikum den Laufsteg entlang, und strahlt. Dass sie diesen Moment einmal erleben darf, damit hätte Sandra nie gerechnet, denn die 39-Jährige ist todkrank.
Sandra ist beruflich erfolgreich und glückliche Mama eines Sohnes. Bis sie nach ihrer Elternzeit etwas bemerkt: „(...) Irgendwie kribbelt es mich aber nur in der linken Körperhälfte. Es war nur so einmal am Tag, dann plötzlich zweimal. Dann kam noch Schwindel dazu. Bis zu sechsmal am Tag kam dieses Kribbeln. Und das kam mir schon seltsam vor."
Dann der Schock: Bei einer Untersuchung stellen die Ärzte einen Hirntumor fest. Ausgerechnet den aggressivsten, den es gibt. Sandras Tumor ist unheilbar.
„(...) Man wacht ganz normal auf und nach ein paar Sekunden ist es da. Du wirst sterben und wahrscheinlich schon in kurzer Zeit. Und meine größte Angst war dann einfach: Mein Sohn wird sich nicht mehr an mich erinnern. Ich glaube, das war das Allerschlimmste."
Maximal zwei Jahre hätte sie noch zu leben, so die Ärzte. Von da an ist jeder Tag ein Geschenk. Sandra will die Zeit, die ihr bleibt, nutzen.
Bei einer Reise trifft sie zufällig die Berliner Designerin Paulina. Als die einen Model-Platz für ihr Label auf der Mailänder Fashion Week verlost, bewirbt Sandra sich und hat Glück: „(...) Es hat geklappt und ich konnte es kaum glauben. Ich bin wirklich ausgerastet. Und jetzt war es einfach so weit wie ein Traum. Wie im Märchen irgendwie. "
Denn Sandra hat bisher noch nie irgendwo gemodelt. Die Reise nach Mailand ist für sie ein körperlicher Kraftakt. Was man bei der Show nicht sieht: Unter ihrem Mantel trägt Sandra ein Gerät, das sie am Leben hält. Dieser Rucksack ist mit Schläuchen und Elektroden auf ihrem Kopf verbunden. Die elektromagnetische Schwingung soll die Tumorzellen am Wachstum hindern.
„Ich muss auch dieses Gerät und den Rucksack die ganze Zeit tragen und anhaben, damit es wirkt." Tag und Nacht... auch zum Schlafen.
Aber Sandra hat für sich Wege gefunden, die ihr Kraft geben: „(...) Das ist neben meiner Familie natürlich das Lachen meines Sohnes. Aber auch die Momente mit mir selbst. Die Momente der Ruhe, die ich brauche, um abzuschalten, kreativ zu sein und letztlich auch Humor. Das ist auch, was mich durch diese Zeit irgendwie treibt und immer wieder mal rettet, wenn ich down bin."
Und sie will etwas weitergeben, produziert einen Podcast, möchte Lebensfreude teilen und noch möglichst viel Zeit mit ihren Liebsten verbringen.