Was hilft, wenn es in den Ferien kracht?

Zoff im Urlaub vermeiden: Expertin gibt sechs Last-Minute-Tipps

Angry parents arguing while traveling with their displeased kids in car. The view is through windshield.
Streit im Urlaub kommt in den besten Familien vor. Wie ihr ihn vermeidet, weiß die systemische Familienberaterin Ruth Marquardt.
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Ist bei euch Streit im Urlaub vorprogrammiert?
Urlaub sollte Spaß machen und Erholung bringen, aber jeder Wochenend-Trip, und sei er noch so kurz, birgt auch eine Menge Konflikt-Potenzial! Tatsächlich ist Streit im Urlaub zwischen Paaren und innerhalb der Familie keine Seltenheit – und wenn, dann kracht es gern besonders heftig.
Wie ihr eure gemeinsamen Ferien dann doch noch rettet, verrät die systemische Familienberaterin Ruth Marquardt im RTL-Interview.

Streit im Urlaub: Warum flippen wir oft aus statt uns zu entspannen?

Es ist zum Verrücktwerden: Gerade beginnt der Urlaub, auf den wir uns schon so lange gefreut haben, alles ist vorbereitet für schöne Stunden zu zweit oder mit der ganzen Familie.

Und dann gibt ein Wort das andere und plötzlich liegen wir uns mit genau jenen in den Haaren, mit denen wir eigentlich am liebsten Zeit verbringen. Ein Phänomen, das die systemische Familienberaterin Ruth Marquardt nur zu gut kennt.

„Gerade zu Beginn des Urlaubs sind wir gestresst. Irgendwie haben wir die letzten Erledigungen gemacht, Haus oder Wohnung sind noch in den letzten Minuten startklar gemacht worden für den Urlaub. Im Job wollten wir Kollegen noch die notwendigen Informationen übergeben.

Wenn dann auch noch die Kinder im Stau quengeln, sind bei den meisten Familien die Nerven zum Zerreißen angespannt“, weiß Ruth Marquardt.

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Urlaub-Streit: Worum geht es? „Wir streiten selten bis nie über das, worüber wir streiten“

Von jetzt auf gleich in den Entspannungs-Modus? Fast unmöglich! „Wir haben keinen Schalter in uns, den wir mal eben so umlegen könnten. Das Abschalten braucht seine Zeit und geschieht eher langsam“, erklärt die Expertin.

Wer sich diese Zeit nicht gibt, den bringen Kleinigkeiten zum Ausflippen.

Aber: „Kleinigkeiten sind meist nur ein Symptom. Wir streiten selten bis nie über das, worüber wir streiten. Damit meine ich: Ob die Sachen unordentlich im Hotelzimmer liegen, ist meist nicht der Grund für den Streit. Dahinter verbirgt sich häufig eine andere Verletzung oder stetige Enttäuschung aus dem Alltag“, erklärt die Expertin.

Im Urlaub sei es dann der eine Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringen kann: „Immer bleibt alles an mir hängen. Sogar im Urlaub“, ein Beispiel-Satz, der aufzeigt, dass ein Partner sich überlastet fühlt.

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Ruth Marquardt hat sich als psychologische Expertin mit dem Fall des vergessenen Jungen auseinandergesetzt.
Ruth Marquardt hat sich als psychologische Expertin mit den Gründen für Streit im Urlaub auseinandergesetzt.
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Im Video: So fährt diese Familie stressfrei in den Urlaub

Prof. Michael Berner ist Burnout-Spezialist und hat zwei entscheidende Empfehlungen, die Familien schon vor dem Urlaub entstressen. Welche das sind, seht ihr im Video.

Sechs Last-Minute-Tipps, wie wir Streit im Urlaub vermeiden

Wer schon vorab merkt, dass er angespannt ist, sollte die Last-Minute-Tipps der systemischen Familienberaterin Ruth Marquardt unbedingt beachten:

  1. Beginnt den Urlaub mit einem inneren Lächeln. Fragt euch als Paar: Was kann ich dazu beitragen, dass dieser Urlaub durch mein Zutun schöner wird? Lasst euch kleine Gesten oder Überraschungen einfallen. Streit entsteht häufig aus Gefühlen von Mangel, wie: „Du hast etwas nicht für mich getan“. Was wir schenken – eine Geste, ein Kuss –, wird mehr.

  2. Erlaubt euch individuelle Zeit. Viele Familien wollen unbedingt die fehlende Zeit im Alltag im Urlaub nachholen. Fragt euch: Was tut jedem von uns gut? Entscheidet im Familienrat, wer worauf Lust hat und an welchen Tagen Dinge gemeinsam oder auch einmal getrennt unternommen werden.

  3. Entzieht euch dem Diktat der All-Inclusive-Tagesabläufe. Wie schön wäre es, einmal wirklich bis zehn oder elf Uhr auszuschlafen? Aber das Frühstücksbuffet ruft und mahnt zum Aufstehen. Na und? Macht einmal etwas Verrücktes! Werft den Wecker über Bord!

  4. Erlaubt euch individuelle Freiheiten. Ein Partner ist Langschäfer, der andere Frühaufsteher? Es kann wundervoll sein, einfach seinem eigenen Gefühl und seinen persönlichen Bedürfnissen nachzugehen. Vielleicht genießt die Frühaufsteherin ein Frühstück allein an einem Tag? Und beide treffen sich später?

  5. Nehmt euch die Zeit, euren Partner/in mit neuen Augen zu sehen. Worin habt ihr euch damals verliebt? Wofür könnt ihr dankbar sein? Habt ihr das heute schon gesagt? Kleine Komplimente führen dazu, dass wir offen und innerlich weich werden. Erlebt einen Abend, an dem es nur um euch beide geht.

  6. Ihr müsst nicht immer gut gelaunt sein. Kommuniziert mit eurem Partner/in wie es euch wirklich geht. Erlaubt euch alle Gefühle, und das ohne Vorwürfe. Teilt euer inneres Erleben und schenkt euch gegenseitig das größte aller Geschenke: Hört mit offenem Herzen zu – ganz ohne Ratschläge.

Die Expertin ist sicher: Wer diese Tipps beherzigt, für den ist der Urlaub gerettet.