Beim Autokauf auf Nummer sicher gehenWer einen Gebrauchtwagen kaufen will, braucht Zeit, Vorbereitung und ein bisschen Wissen

Das Auto vor der Tür kommt mit einem sechsstelligen Tachostand daher und die Geräusche aus dem Motor lassen auf kostspielige Zipperlein tippen. Es wird also Zeit für ein neues Gefährt. Beim Durchspielen des Neuwagen-Generators kann einem dann schon bei den Preisen schwindelig werden. Ein Gebrauchtwagen ist hier eine vernünftige Alternative. Es gibt einen großen Markt und wenn Sie ein paar grundlegende Dinge beachten, finden Sie auch das passende Gefährt für sich.

Vorbereitung und Zeit sind die besten Freunde des Gebrauchtwagen-Käufers

Wer swich vorher über den gewünschten Gebrauchtwagen informiert, hat es bei der Auswahl später leichter
Eine gründliche Recherche hilft beim Gebrauchtwagen-Kauf ungemein
Evgeny&Karina Gerasimovi, iStockphoto

Wer einen Gebrauchten kaufen will, sollte sich vorbereiten und auch ein bisschen Zeit mitbringen, wenn er am Ende keine böse Überraschung erleben will. Zunächst sollte klar sein, was auf dem Wunschzettel steht.

Soll es ein sportliches Cabriolet in Trendfarbe mit schicken Alu-Felgen sein? Eine bequeme Reiselimousine für die Langstrecke? Oder der praktische Familien-Van, in den auch mal die halbe C-Jugend vom Fußballverein reinpasst?

Lese-Tipp: Mit der richtigen Farbwahl beim Autokauf Geld sparen

Wenn diese Entscheidung steht, können Sie sich auf die Suche machen. Und die Möglichkeiten sind vielfältig. Egal ob die Anzeige in der Zeitung, der Autohändler um die Ecke oder ein Online-Automarkt – jetzt heißt es lesen und vergleichen: Welche Angebote gibt es im Markt für mein Wunschauto und welche Preise werden hier aufgerufen. Außerdem ist es immer gut zu recherchieren, welche Schwachstellen bei diesem Automodell häufiger auftreten. Dann können Sie bei der Besichtigung hier besonders gründlich hinschauen. Darüberhinaus ist es gut, sich darüber zu informieren, bei welchem Kilometerstand der Hersteller bestimmte große Wartungsintervalle vorsieht.

Wann soll zum Beispiel die Steuerkette erneuert werden? Dann können Sie im Gespräch mit dem Verkäufer abfragen, ob diese Wartungen gemacht wurden oder ob sie ggf. kurz nach dem Verkauf anstehen. Wenn Sie sich hier einen guten Überblick verschafft haben, können Sie die nächste Stufe beim Projekt „Gebrauchtwagen-Kauf“ zünden: Autos anschauen und prüfen.

Eine entscheidende Frage: Händler oder privat?

Händler oder privater Verkäufer: Das ist hier die Frage
Gebrauchtwagen-Kauf: Vom Händler oder doch lieber vom privaten Verkäufer? Beides hat Vor- und Nachteile
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Wenn Sie ein Auto privat erwerben, kann das besonders beim Preis ein Vorteil sein. Der private Verkäufer muss keine Angestellten bezahlen, keine Werkstatt unterhalten, und auch sonst fallen keine Kosten an, die mit dem Verkauf des Wagens wieder reingeholt werden müssten. Allerdings kaufen Sie auch immer die Katze im Sack. Wenn sich herausstellt, dass der Gebrauchte von privat dann doch Macken hat, ist das in den meisten Fällen das Problem des Käufers. Das Zauberwort heißt „Sachmängelhaftung“. Die kann ein privater Verkäufer schlicht und ergreifend ausschließen. Der Händler dagegen muss diese, unabhängig von sonstigen Garantie-Angeboten, für zwölf Monate gewähren. Und in den ersten sechs Monaten dieser Zeit muss der Händler bei einem möglichen Mangel beweisen, dass dieser bei der Fahrzeugübergabe noch nicht da war. Der Fachbegriff hier ist die „Beweislastumkehr“. Ein Punkt, der für den Händler spricht.

Das Vorgespräch am Telefon

Beim Vorgespräch am Telefon lassen sich beim Gebrauchtwagenkauf schon wichtige Informationen gewinnen
Am Telefon lassen sich beim Gebrauchtwagen-Kauf schon wichtige Informationen gewinnen
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Wenn Sie ein passendes Fahrzeug mit der gewünschten Ausstattung gefunden haben, nehmen Sie Kontakt mit dem Verkäufer auf. Hier können Sie schon erste Informationen sammeln. Beantwortet der Gesprächspartner Fragen konkret und eindeutig oder weicht er den Fragen aus und gibt schwammige Antworten? Sollte das der Fall sein, ist schon einmal Vorsicht geboten. Fragen Sie den Verkäufer, ob es für ihn in Ordnung ist das Fahrzeug von einer unabhängigen Werkstatt oder bei einem Automobilclub (natürlich auf Ihre Kosten) checken zu lassen. Ein seriöser Verkäufer wird damit kein Problem haben. Ansonsten Finger weg! Egal, ob Sie sich die Mühe machen, den Wagen von einem Fachmann prüfen zu lassen oder nicht, eine Probefahrt ist im nächsten Schritt unumgänglich.

Die Probefahrt – ein Muss für jeden Gebrauchtwagen-Kauf

Eine Probefahrt ist beim Gebrauchtwagen-Kauf unabdingbar
Eine Probefahrt ist beim Gebrauchtwagen-Kauf unabdingbar
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Wenn Sie von einem privaten Anbieter kaufen, müssen Sie darauf achten, dass der Wagen noch ordnungsgemäß angemeldet ist. Hat das Auto ein rotes Nummernschild, ist der Verkäufer vermutlich nicht privat. Klären Sie auch, wie das Auto versichert ist. Im Falle eines Falles kommen Sie als Probefahrer für auftretende Schäden am Fahrzeug auf. Halten Sie schriftlich fest, wer in welchem Umfang zum Beispiel für die Selbstbeteiligung oder Rückstufungsschäden aufkommt. Mit einer im Vorfeld unterschriebenen Vereinbarung spart man sich dann gegebenenfalls viel Ärger. Beim Händler wird im Normalfall ebenfalls eine genaue Probefahrt-Regelung schriftlich festgehalten.

Idealerweise nehmen Sie eine zweite Person zur Autobesichtigung und zur Probefahrt mit. Wenn Sie selbst kein ausgewiesener Autoexperte sind, findet sich vielleicht jemand mit Fachkenntnis, der bei der Beurteilung helfen kann. Die Probefahrt sollte bei kaltem Motor erfolgen. Dann zeigt sich direkt beim Starten, ob das Gefährt ohne Zicken und ungewöhnliche Geräusche anspringt. Ist das der Fall, kann es losgehen. Fenster runter und Radio aus. Hören Sie beim Fahren auf Klappern, Schleifen und andere abnormale Geräusche. Fahren Sie den Wagen nicht nur in der Stadt auf Seitenstraßen. Eine längere Strecke Landstraße und Autobahn sind Pflicht. Es gibt einige Mängel, die sich erst bei Geschwindigkeiten jenseits der 50 km/h und bei höherer Drehzahl ausmachen lassen.

Wenn Sie unterwegs sind, prüfen Sie:

  • Läuft der Wagen in normaler Lautstärke oder ist er ungewöhnlich laut?

  • Lassen sich alle Gänge leicht und sauber rauf- und runterschalten?

  • Fährt das Auto geradeaus, ohne dass Sie eingreifen müssen?

  • Hören Sie knackende Geräusche beim Lenken?

  • Hält der Wagen beim Bremsen die Spur oder zieht er nach rechts oder links?

  • Funktionieren alle Anzeigen im Armaturenbrett?

  • Gehen während der Fahrt irgendwelche Warnlampen an?

  • Checken Sie die Heizung, Lüftung und ggf. die Klimaanlage auf ihre Funktion (auch auf Gerüche achten)

Wenn Sie die Probefahrt zu Ihrer Zufriedenheit abgeschlossen haben, dann kommt die Sichtprüfung. Hier können Sie als Laie zwar nur sehr grobe Fehler feststellen. Es gibt aber Hinweise, bei denen Sie mit mehr Problemen rechnen können.

Die Sichtprüfung - Schauen Sie genau und lassen Sie sich Zeit

Der Gebrauchtwagen sollte von innen und außen gründlich in Augenschein genommen werden
Der Gebrauchtwagen sollte von innen und außen gründlich in Augenschein genommen werden
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Bei der optischen Überprüfung zählt wie so oft der erste Eindruck. Ist das Auto sauber? Wenn nicht könnte das eine Methode sein, kleinere Mängel zu verbergen. Schauen Sie sich den Lack ganz genau an und wechseln Sie dabei auch mal den Blickwinkel. Gibt es matte Stellen, Unebenheiten oder sogar Roststellen? Schauen Sie sich auch die Scheiben, Scheinwerfer, Bremslichter und Blinker genau an. Halten Sie Ausschau nach Rissen oder Steinschlägen. Hier können Reparaturen schnell teuer werden. Achten Sie auf ungleichmäßig breite Abstände zwischen den Türen, den Kotflügeln und zu den Beleuchtungsteilen. Sind die Abstände nicht wirklich parallel, kann es sein, dass das sogenannte Spaltmaß nicht stimmt. Es könnte also sein, dass es sich um ein Unfallfahrzeug handelt, welches nicht sachgerecht repariert wurde. Schauen Sie wenn möglich auch unter das Auto. Ist der Unterbodenschutz nicht gleichmäßig oder unvollständig, ist Vorsicht geboten. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass hier Autokosmetik betrieben wurde.

Auch der Blick unter die Motorhaube kann auch für den Laien sehr aufschlussreich sein. Ist der Motorraum ölverschmiert, ist das kein besonders vertrauenserweckendes Zeichen. Offensichtlich verliert der Motor Flüssigkeit. Das sollte er nicht. Aber auch ein blitzeblanker Motor, der aussieht als wäre er gerade eingebaut worden, kann ein Hinweis sein, dass hier Undichtigkeiten versteckt werden. Halten Sie Ausschau nach Ölwechselzetteln. Hier sollte der Kilometerstand des letzten Ölwechsels vermerkt sein. Wie lange ist der Ölwechsel her und stimmt der angegebene Kilometerstand mit dem auf dem Tacho einigermaßen überein? Stellen Sie hier größere Abweichungen fest, kann das auf eine Tachomanipulation hinweisen (Lesetipp: Die miesen Tricks der Autobetrüger). Hier auf jeden Fall die Finger weg.

Setzen Sie Ihre Nase ein: Wenn Ihnen im Innenraum des Fahrzeugs und im Kofferraum muffige Gerüche entgegenkommen, könnte das ein Hinweis darauf sein, dass die Karosserie des Gebrauchten Undichtigkeiten aufweist. Das kann mittel- und langfristig zu kostspieligen Schäden führen.

Idealerweise lassen Sie den Gebrauchtwagen Ihrer Wahl durch einen Automobilclub oder auch durch den TÜV checken. Und wenn Sie das nicht wollen oder können, gibt es bei den angegebenen Stellen auch detaillierte Checklisten, die Sie Punkt für Punkt bei der Besichtigung des Wagens abhaken können.

Die Fahrzeugpapiere

Die Fahrzeugpapiere liefern wichtige Informationen für den Käufer
Die Fahrzeugpapiere liefern wichtige Informationen für den Käufer
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Ein wichtiger Indikator für die Qualität des gebrauchten Autos sind die Papiere. Liegen der sogenannte Fahrzeugschein und der Fahrzeugbrief (Zulassungsbescheinigung) vor? Hier können Sie sehen, wie viele Vorbesitzer das Fahrzeug schon hatte und wie schnell die Vorbesitzer das Auto weiterverkauft haben. Sind die Intervalle häufig und kurz, kann das ein Hinweis auf Probleme sein. Außerdem sollte der aktuelle Prüfbericht der letzten TÜV-Prüfung vorliegen. Idealerweise gibt es die Unterlagen aller Hauptuntersuchungen. Gleiches gilt für Wartungsarbeiten und Reparaturen. Sind Inspektionen lückenlos durchgeführt und dokumentiert worden, ist das positiv zu bewerten. Gibt es große Lücken in der sogenannten Lebensakte des Wagens, heißt es auch wieder Obacht.

Das Verkaufsgespräch und der Verkaufsabschluss

Wenn alles geklärt ist, ist der Verkauf perfekt
Wenn alles geklärt ist, ist der Verkauf perfekt
Jens Rother, Jens Rother

Wenn Sie den Wunschwagen gefahren sind und genau inspiziert haben, müssen Sie ein paar wichtige Fragen mit dem Verkäufer klären. Reden Sie über Mängel am Fahrzeug, die Ihnen aufgefallen sind. Hier kann man den Preis noch ein bisschen runterhandeln.

Lassen Sie sich vom Verkäufer auch nicht drängen. Frei nach dem Motto: „Ich habe noch viele andere Interessenten.“ Nehmen Sie sich auch hier die notwendige Bedenkzeit. Druck ist immer ein schlechter Kaufberater. Und alles, was Sie mit dem Verkäufer besprechen, sollte schriftlich festgehalten werden. Wenn das Auto zum Beispiel als unfallfrei deklariert ist, wird der Verkäufer das nicht nur mündlich angeben, sondern auch schriftlich. Gleiches gilt für versprochene Reparaturen. Mündliche Zusagen sind hier im Falle eines Falles recht wertlos.

Wenn Sie dann schlussendlich mit dem Verkäufer einig werden, sind ein ausführliches Übergabeprotokoll ggf. mit einer Auflistung von gefunden Mängeln bzw. Schäden und natürlich ein schriftlicher Kaufvertrag absolute Pflicht. Entsprechende Vorlagen gibt es bei Automobilclubs oder bei Autoversicherungen zum Ausdrucken.

Das Fazit: Gebrauchtwagen-Kauf kann sich lohnen

Wenn Sie sich die notwendige Zeit nehmen, ein bisschen recherchieren und sich ggf. professionellen Beistand holen, können Sie auf dem Gebrauchtwagenmarkt durchaus gute und auch sehr gute Fahrzeuge zu einem vernünftigen Preis kaufen, ohne übers Ohr gehauen zu werden. (tra)