„Geht das schief, steht die Autoindustrie still“

Stahlkrise bei Thyssenkrupp mit weitreichenden Konsequenzen für NRW

Die Stahlarbeiter von Thyssenkrupp Steel im Ruhrgebiet sind in Aufruhr. Seit Monaten demonstrieren sie gegen die Pläne des Essener Mutterkonzerns, der die angeschlagene Stahlsparte umbauen will. Kritisiert wird vor allem die mangelnde Kommunikation und die Angst vor massiven Stellenstreichungen. „Die Art und Weise, wie wir als Mitarbeiter davon erfahren, finde ich nicht gut“, äußert sich ein aufgebrachter Arbeiter. Andere stimmen zu: „Es wird gemacht, und wir bekommen nichts gesagt.“ Besonders die Drosselung der Produktion und der geplante Stellenabbau in Duisburg sorgen für Unsicherheit.

Chaos in der Chefetage

Die jüngsten Entwicklungen erreichten einen Höhepunkt, als drei Vorstände und vier Aufsichtsratsmitglieder – darunter der ehemalige Chefaufseher Sigmar Gabriel – ihre Posten niederlegten. Gabriel schießt scharf gegen Thyssenkrupp-Boss Miguel López und wirft ihm vor, eine „beispiellose Kampagne“ gegen den bisherigen Stahlvorstand gefahren zu haben. Offenbar, weil dessen bisherigen Restrukturierungspläne dem Mutterkonzern nicht weit genug gegangen sind.

Folgen für NRW

Die geplanten Umstrukturierungen bei Thyssenkrupp Steel könnten nicht nur die rund 27.000 Stahlarbeiter direkt betreffen, sondern auch erhebliche Folgen für die gesamte Wertschöpfungskette in Nordrhein-Westfalen haben. Laut Dennis Radtke von der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft Deutschlands (CDA) in NRW sind rund 150.000 Arbeitsplätze in der Region mit der Stahlproduktion verknüpft. Besonders gefährdet ist die Autoindustrie in NRW, die stark auf Thyssenkrupp als Zulieferer angewiesen ist. Sollte der Umbau einer sogenannten Gieß-Walzanlage scheitern, könnte das weitreichende Folgen haben: „Geht das schief, steht die deutsche Autoindustrie still“, warnte der ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende Sigmar Gabriel.