Fiese Flaschen-Abräum-Aktion bei Olympia

Deutscher Marathon-Läufer redet Klartext: „Grob unsportlich“

Amdouni
Morhad Amdouni räumte beim Marathon in Tokio die Wasserflaschen ab, so dass seine Konkurrenten nichts trinken konnten
RTL Collage

Es war der große Eklat am letzten Olympia-Tag. Der französische Läufer Morhad Amdouni räumte beim Sauna-Marathon in Tokio bei Kilometer 28 die komplette Reihe Wasserflaschen ab, so dass seine Kollegen bei fast 30 Grad und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit leer ausgingen. Später redete sich Amdouni heraus und beteuerte: keine Absicht! Deutschlands Marathon-Mann Hendrik Pfeiffer teilt nun kräftig gegen den Franzosen aus. Der 28-Jährige vom TV Wattenscheid sieht in der Aktion unsportlichen Vorsatz und fordert eine Strafe.

Guter Grund für Disqualifikation

Morhad Amdouni und sein Flaschen-Eklat werden auch Tage nach dem Olympia-Marathon heiß diskutiert. In der Läuferszene sei der Vorfall ein großes Thema gewesen, sagte der deutsche Olympiastarter Hendrik Pfeiffer im Gespräch mit RTL. Es sei auch nicht das erste Mal gewesen, dass Amdouni unangenehm aufgefallen ist.

„Ich habe die Aktion hinterher im Video gesehen. Wir haben es uns nochmal genauer angeschaut. Es kann schon mal passieren, dass eine Flasche umfällt, die sind nicht so einfach zu greifen“, sagte Pfeiffer auf die Szene angesprochen. „Aber das waren dann doch einfach zu viele. Es war ziemlich eindeutig, dass es darum ging, die Konkurrenz zu schwächen, damit sie keine Flaschen kriegt. Er hat ausgerechnet die allerletzte gerade noch bekommen. Das war aus meiner Sicht Vorsatz.“

Und auch wenn es keine Absicht gewesen sein sollte, wie der Franzose selbst beteuert, müsse er zu den Konsequenzen stehen, so Pfeiffer. „Wenn ich im Fußball jemanden brutal umgrätsche, weil ich mich total verschätzt habe, kriege ich trotzdem zu Recht die Rote Karte. Ich finde, in diesem Fall wäre sie auch angebracht gewesen. Zumindest eine Sanktion. Es wäre ein guter Grund für eine Disqualifikation gewesen, weil es grob unsportlich war.“

SAPPORO, JAPAN - AUGUST 08:  Hendrik Pfeiffer of Team Germany competes in the Men's Marathon Final on day sixteen of the Tokyo 2020 Olympic Games at Sapporo Odori Park on August 08, 2021 in Sapporo, Japan.  (Photo by Lintao Zhang/Getty Images)
Hendrik Pfeiffer lief beim Olympia-Marathon von Tokio auf Platz 50
lz, Getty Images, Bongarts

Olympischer Geist leidet

Pfeiffer glaubt, dass durch solche Aktionen der Olympische Geist und die Sportart an sich leiden. „So etwas steht gerade bei Olympia im krassen Widerspruch zu den Werten, so dass ich nicht verstehen kann, wenn man ohne Sanktionen davonkommt. Es war schon ein verheerendes Bild, das er abgegeben hat.“

Der Ausdauersportler legt sich fest: „Hier würde ich ganz klar sagen: Ich glaube ihm in diesem Fall nicht.“ Dass eine ganze Reihe Wasserflaschen umfällt – zu unwahrscheinlich. „Es kann immer mal sein, dass zwei, drei oder auch fünf Flaschen umfallen, aber sie so mit gestrecktem Arm abzuräumen, ist aus meiner Sicht kein Zufall mehr. Das hat im Fernsehen nichts zu suchen, weil es eine schlechte Vorbildfunktion ist.“

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2019 Doping-Gerüchte um Amdouni

Amdouni, 33 Jahre alt, ist auch abseits vom Wasserflaschen-Gate kein unbeschriebenes Blatt. Schon vor zwei Jahren gab es Doping-Gerüchte und Berichte über ihn von der ARD-Dopingredaktion um Investigativjournalist Hajo Seppelt.

2019 berichtete die ARD, dass Amdouni EPO und Wachstumshormone gekauft haben soll. Die Redaktion zitierte aus Chatprotokollen, in denen ein Verkäufer Geld von Amdouni forderte. Der Franzose, der 2018 über die 10.000 Meter in Berlin Europameister wurde, verzichtete kurzfristig auf einen Start bei der Leichtathletik-WM in Doha.

Amdounis Antwort auf die Vorwürfe damals: "Es ist nichts, es gibt keine Fakten. Ich habe damit nichts zu tun. Ich halte mich an die Regeln."

Für Pfeiffer sind die Doping-Berichte ein weiterer Grund, Amdouni aus dem Weg zu gehen. „Ich habe ihn oft im Trainingslager in Kenia gesehen und aus gutem Grund den Kontakt gemieden. Es gibt einfach Personen, die ein anderes Verständnis von Fairplay haben.“

Amdouni landete beim Rennen in Sapporo auf dem 17. Platz. Gold ging erneut an den Kenianer Eliud Kipchoge, der wie 2016 in Rio souverän den Sieg holte. Pfeiffer wurde bei seinem Olympia-Debüt 50. (msc)