Betrugsskandal vor Amtsgericht DresdenBremer Umweltbehörde abgezockt! 70.000 Euro an Fake-Verein überwiesen

Im März und im April 2021 landen zwei Briefe im Haus der Bremer Umweltsenatorin Maike Schaefer (Bündnis 90/Die Grünen): Es sind Rechnungen an die Behörde. Soweit dürfte das hier üblich sein – nur dieses Mal sind die Rechnungen ein Fake! Insgesamt 70.330 Euro versuchen Betrüger hier an öffentlichen Geldern zu ergaunern und das Geld wird dann sogar überwiesen.
Betrüger ergaunern 32.500 Euro
Die Rechnung kommt vom Verein „Greenbuilding e.V., den es gar nicht gibt. „Darin sollen Beiträge ausgewiesen worden sein für Leistungen, die nicht erbracht worden sind“, erklärt Birgit Keeve vom Amtsgericht Dresden, wo der Fall nun verhandelt wird. Die Rechnungen von 32.500 Euro und 37.830 Euro seien durch den zuständigen Mitarbeiter dann überwiesen worden. Die zweite Rechnung habe die Behörde allerdings noch rechtzeitig zurückgebucht. Die 32.500 Euro der ersten Rechnung werden aber nicht mehr rechtzeitig gerettet.
Betrüger agierten mit falscher Identität
Vor dem Amtsgericht muss sich für die Tat nun ein 40-jähriger Mann verantworten. Selassie K. und möglicherweise sogar weiteren Tätern wird neben dem Betrug an der Behörde auch in anderen Fällen vorgeworfen, Firmen und Privatpersonen abgezockt zu haben. Dabei soll der Mann über verschiedene telefonische Trickbetrugsmaschen, aber auch mit Online-Bestellungen versucht haben, Geld zu erbeuten – mit Hilfe einer falschen Identität. „Angeklagt ist gemeinschaftlich begangener Betrug in 30 Fällen oder vorsätzliche Geldwäsche in 30 Fällen und gemeinschaftlich begangener Computerbetrug in 28 Fällen oder vorsätzliche Geldwäsche in 28 Fällen und gemeinschaftlich begangener versuchter Computerbetrug“, fasst Birgit Keeve die Anklageschrift zusammen.
Fake-Verein und falsches Konto
Es sei nicht ganz klar, ob der Täter alleine vorgegangen sei oder weitere Täter in Frage kommen. Der Angeklagte soll mit dem geklauten Personalausweis von einer Frau S. ein Bankkonto eröffnet haben. Das habe er dann entweder selbst genutzt oder aber anderen Kriminellen für die Entgegennahme und Weiterleitung von Überweisungen zur Verfügung gestellt erklärt die Pressesprecherin des Amtsgerichts. „Er soll willigend in Kauf genommen haben, dass die Gelder aus gewerbsmäßig begangenen Betrugstaten stammen“, führt Birgit Keeve fort. Auch die 32.500 Euro aus der Umweltbehörde seien auf diesem Konto gelandet.
Schmuggel in die interne Hauspost
Das Perfide an der Aktion: Die Rechnungen wurden laut Jens Tittmann in die interne Hauspost geschmuggelt. Erst bei einer dritten Rechnung sei die falsche Unterschrift aufgefallen, gerade noch rechtzeitig um die zweite Überweisung zurückzuziehen. „Es handelt sich dabei um den Fehler eines Mitarbeiters, der leider auf eine hoch professionell gefälschte Rechnung hereingefallen ist“, erklärt der Pressesprecher der Umweltbehörde. „Die gefälschten Rechnungen sind mit entsprechenden Kostenstellen und gefälschten Stempeln und Unterschriften durch die Hauspost in der Buchhaltung gelandet. Hätte der Täter es ein halbes Jahr später versucht und das ist das ärgerliche, dann wäre das nicht passiert“, bedauert er. Es sei dann die sogenannte E-Rechnung eingeführt worden, ein System, bei dem der Weg der Hauspost weg fällt.
Angeklagter sitzt in Untersuchungshaft
Der Angeklagte Selassie K. sitzt in Untersuchungshaft. Welche Rolle er in dem Betrugsfall um die Bremer Umweltbehörde gespielt haben soll, wird im weiteren Verlauf des Prozesses versucht zu klären. Der nächste Termin ist für den 8. Dezember angesetzt. (cta)