Magischer MarktBesucher in Mechernich werden auf Burg Satzvey verzaubert

Der Legende nach kommen sie ja in der Nacht auf den ersten Mai – der Walpurgisnacht – zusammen und feiern wild die erwachende Fruchtbarkeit des Frühlings. Auf einer Wasserburg in der Voreifel herrschte auch einen Tag darauf Hexentreiben – auf einem ganz besonderen Markt.

Stein-Schmuck, Trinkhörner und Honigwein

Tausende Menschen haben sich gestern auf den Weg in den Kreis Euskirchen gemacht. Ihr Ziel: Die Burg Satzvey. Auch Emily Löffler schaut sich an, was die Händler auf dem Markt alles feil bieten. Dabei ist sie als Fuchs-Hexe verkleidet. Die 22-Jährige interessiert sich für das Thema „Spiritualität“: „Ich bin halt Justizfachangestellte: viel Papierkram, viel Arbeit. Es ist halt einfach mal schön, in diese besonderen Fantasywelten auch ein bisschen abzutauchen.“ Das geht wohl kaum besser als auf solch einem Markt.

Wenig Schlaf wegen Walpurgisnacht

Die ein oder andere Hexe ist gestern möglicherweise noch etwas müde. Denn am Abend zuvor wurde auch hier in Mechernich die Walpurgisnacht gefeiert. Diese Tradition bezieht ihren Namen von der Nonne Walburga, die an einem 1. Mai heiliggesprochen wurde. Der Brauch, den Winter mit Feuer und Tanz zu vertreiben, basiert währenddessen auf alten heidnischen Frühlingsfesten. Dass sich Menschen dabei als Hexen verkleiden, ist aber vor allem einem Mann zu verdanken: Johann Wolfgang von Goethe. Er verewigte in seinem Werk „Faust“ den Volksglauben, dass sich Hexen in der Walpurgisnacht zur großen Jahresversammlung treffen.

Die dunkle Seite der Hexenverfolgungen

Dabei Thema „Hexen“ ist in der echten Welt gar nicht mystisch-romantisch, sondern ziemlich grausam. Bei diesem besonderen Volksfest wird das aber nur selten thematisiert, etwa als derber Spaß mit einem nachgebauten Käfig. In ihm wurden unter anderem auch Frauen gefoltert, die Zauberkräfte gehabt haben sollen. Schätzungsweise bis zu 60.000 Menschen fielen den Hexenverfolgungen zum Opfer. Dabei hat es damals nicht viel gebraucht, um beschuldigt zu werden. „Wenn man aus der Norm gefallen ist, wenn man vielleicht krank war, wenn man vielleicht missgebildet war, rote Haare hatte, vielleicht auch heilende Kräfte hatte, mit Natur umgehen konnte, wurde man sehr schnell bekämpft“, so Burgherrin und Veranstalterin Patricia Gräfin Beissel von Gymnich.

Aberglaube und Gewalt in 44 Ländern

Hexenverfolgung kennen viele nur aus dem Geschichtsunterricht. Das grausame Ritual gehört aber längst nicht der Vergangenheit an. Auch heute noch werden in vielen Ländern Frauen misshandelt, gefoltert und teilweise auch bis zum Tode gequält. „Hass, Aberglaube und die Suche nach Sündenböcken sind die Motive, warum in Ländern wie Ghana, der Demokratischen Republik Kongo und Indien solche Menschenverbrechen verübt werden”, sagt Jörg Nowak von missio, dem Internationalen Katholischen Missionswerk mit Sitz in Aachen.

Begeisterung trotz Eintritt

All das blenden die kleinen und großen Besucher des Hexenmarktes gestern aber aus. Sie sind von dem Fest ganz verzaubert, obwohl Eintritt gezahlt werden muss. Erwachsene: 15 Euro. Kinder: 10 Euro. Ein als Magier verkleideter Besucher findet: „Es ist einfach hervorragend. Auch das Angebot passt. Wir kommen wieder – auf jeden Fall.“ Kein Wunder, denn hier auf Burg Satzvey haben Hexen, Magier und Zauberwesen nichts zu befürchten.