Sänger Wincent Weiss hat es einfach. Dieses „Schwiegermamas-Liebling-Image“. Perfektes Lächeln. Immer höflich, super erfolgreich. Und doch sind da diese dunklen Gedanken in ihm, die ihn zwischenzeitlich lähmen
"Sobald ich zu Hause war, konnte ich mich nicht bewegen. Ich hab nicht gegessen, nicht getrunken, nicht geduscht, war nicht auf Toilette, weil ich einfach nur regungslos im Bett rumlag"
Wincent weiß mehr: er hat Depressionen. Und er merkt: Das ist oft noch ein Tabuthema, sogar in der eigenen Familie.
Der 31-Jährige ist das Gesicht von L‘oreal und eingeladen auf den Filmfestspielen in Cannes. Und fast bekommt man das Ge-fühl, er passt da genauso wenig rein wie in sein Outfit:
„Ich hab meinen Smoking mitgebracht, hab ihn in die Schneiderei gegeben, weil die Hose etwas lang ist. Ich weiß nicht, ob ich größer geworden bin oder der Smoking zu groß und jetzt lass ich den kürzen und hol den gleich ab. Kostet 9 Euro.“
Erst mit 17 fängt Wincent an Musik zu machen - aber dann geht´s ab! Sein Durchbruch wird eine online gestellte Coverversion, die als Remix durch die Decke geht. Und so eine Turbokarriere verändert ein ganzes Leben:
"Man ist halt nie mehr alleine für sich. Damit muss man lernen umzugehen. Wenn du dich im Hotel in Badehose aus dem Pool zwängst wie ein Wal und Leute das filmen und ins Netz stellen, ist das leider Alltag. Das ist die Privatsphäre, die abgegeben wurde“
Konzerte, Alben, der Druck der Öffentlichkeit. Wincent Weiss wird vor 5 Jahren alles zu viel. Er rutscht in die Depression
"So ein regungsloses Wrack zu Hause zu sein ist auch nicht das Wahre, weil ich geh ja arbeiten und mach das alles, um auch im Privatleben glücklich zu sein. Und mein Privatleben hab ich so hintenan-gestellt, dass ich das erstmal wieder zurückholen musste"
Wincent macht eine Therapie. Spricht offen drüber. Und erfährt im engsten Umfeld, wie sehr diese Volkskrankheit oft noch mit Schwäche gleichgesetzt und besser verschwiegen wird.
Cut 1, 18:08:28:06
"Ich finds schade, dass es ein Tabuthema war. Sogar bei meinen Großeltern, die gesagt haben: Warum redest du darüber? Das ist peinlich für die Familie. Jetzt muss ich also meiner eigenen Familie erklären, dass das was ganz normales ist und man darüber reden darf."
Wincent will jungen Menschen Mut machen, offen und ehrlich über Depressionen zu sprechen und zeigt, dass sich niemand dafür schämen muss.