Was für ein Ernte-Irrsinn!: Bauer Christian musste 400 Tonnen Kartoffeln wegwerfen
Video lädt...
Auf 40 Hektar hat Landwirt Christian Schridde über 2.000 Tonnen geerntet – viel mehr als sonst. Blöd aber, dass der Markt übersättigt ist und die Preise für die Bauern mies. Und jetzt? Musste er 400 Tonnen Kartoffeln über eine Biogasanlage entsorgen.
150 Tonnen Kartoffeln lagern in dieser Halle von Landwirt Christian Schridde. Sie alle landen in den nächsten Wochen und Monaten im Einzelhandel!
Geerntet hat der 42-Jährige dieses Jahr aber eine Rekordsumme von 2000 Tonnen - das Wetter hat den Knollen in die Karten gespielt. Eigentlich ein Grund zur Freude, aber:
Christian Schridde, Landwirt: "Wir mussten einen Teil unserer Kartoffeln in der Biogasanlage entsorgen, weil sie keiner haben wollte. Im Speisebereich ist der Preis so weit runter, dass wir da noch Geld drauflegen. Das macht alles dieses Jahr keinen Spaß mehr."
400 Tonnen Kartoffeln hat er bereits vernichtet. Ein Verlust von 40 bis 50 Tausend Euro, sagt Christian Schridde. Der Grund:
Christian Schridde, Landwirt: "Es gibt einfach zu viele Kartoffeln. Ich selber habe es versucht bei meinem Händler. Oder ich habe angerufen und habe gesagt 'Schickt mir die LKWs, ich rode euch die voll und nehmt sie mit.' Und die wollten noch nicht mal die Kartoffeln geschenkt haben."
Ein Problem, das auch der Landvolkpräsident erkennt. 140.000 Hektar Kartoffeln werden in Niedersachsen angebaut, so viel wie in sonst keinem anderen Bundesland.
Landvolkpräsident Dr. Holger Hennies: "Wir gehen davon aus, dass ungefähr 10 Prozent der Menge zu viel sind. Also die sonst mehr ist, als sonst vermarktet werden kann. Gleichzeitig haben wir auch einen Rückgang der Exporte ins Ausland."
Aber wohin mit den ungewollten Kartoffeln? Marktstände, Onlineshops oder Schulen und Tafeln zu beliefern, sei zu aufwändig, erzählt uns der Kartoffelbauer.
Christian Schridde, Landwirt: "Es ist halt traurig, so was. Sag mal, Speisekartoffeln einfach auf Feld zu kippen und zu verfüttern. Auf der anderen Seite der Welt haben wir eine Milliarde hungernde Menschen und wir verfüttern das in die Kühe und fahren so eine Biogasanlage."
Umso ärgerlicher, dass dann im Supermarkt, welche aus dem Ausland liegen.
Christian Schridde, Landwirt: "Wenn ich im deutschen Supermarkt Kartoffeln aus Ägypten finde oder sehe, da kriegt man so einen Hals bei, das muss man alles nicht verstehen, so was."
Dabei könnte der Bedarf allein mit heimischen Kartoffeln abgedeckt werden, so die Landwirtschaftskammer Niedersachsen.
Albert Hartmann Scholten, Landwirtschaftskammer Niedersachsen: "Und darum unser Appell , dass man auch durchaus aus Klimaschutzgründen kritisch darüber nachdenkt, ob wir denn wirklich aus Nordafrika Ware einführen wollen, nur weil die phasenweise mal eine bessere Qualität hat."
Christian Schridde baut seit 2012 Kartoffeln an, kennt gute und schlechte Ernte-Jahre. Deshalb bleibt er bei seinen Kartoffeln, will im nächsten Jahr aber mindestens ein Viertel weniger anbauen. Und hofft, dass die dann im Supermarkt landen und nicht in der Tonne.

