Hier in einer feinen Wohngegend in Hamburg soll Shahriar J. im Haus seiner Eltern am Computer im Kinderzimmer Jugendliche gequält, erniedrigt und sogar in den Tod getrieben haben. Die Ermittler überraschen ihn im Schlaf.
RTL-Reporter Nils Fischer-Stahl ist vor Ort: „Wir konnten mit mehreren Nachbarn hier in der Wohngegend sprechen. Alle sind schockiert, dass der 20-Jährige in seinem Kinderzimmer solche schlimmen Taten begangen haben soll. Aber die Ermittlungen gehen noch weiter und dieser Fall, der alleine schon fassungslos macht, könnte nur die Spitze des Eisbergs sein.“
Denn „White Tiger“ - wie Shahriar J. sich im Netz nennt - ist offenbar einer der führenden Köpfe einer pädokriminellen, weltweit agierenden Organisation: ein extrem abgeschottetes Online-Netzwerk, bei dem Teenager zu Quälern und Mördern im Netz werden …
Die sadistische Gruppierung „764“ - zu der auch „White Tiger“ gehört - wurde 2021 in Texas von dem damals selbst erst 15-jährigen Bradley Cadenhead gegründet. 764 ist seine damalige Postleitzahl. Die Mitglieder suchen in Chatforen oder Social Media gezielt nach labilen Kindern.
Die Missbrauchsstruktur, die hauptsächlich online abläuft, ist nach außen schwer zu wahrzunehmen, berichten Eltern eines Opfers aus den USA, die anonym bleiben wollen.
Falk Schnabel, Polizeipräsident CyberPK: „Ich selbst habe nur einen ganz kleinen Ausschnitt dieser Gewalthandlungen gesehen, um die es hier geht und ich muss gestehen, dass mir solches Maß an Verrohung und Unmenschlichkeit noch nicht begegnet ist.“
In den USA wurden mehrere Täter bereits festgenommen - auch der Kopf der Gruppe, Bradley Cadenhead, wurde zu 80 Jahren Haft verurteilt. Sie sind oft Außenseiter, abgerutscht in die virtuelle Welt.
Der Deutsch-Iraner Shahria J. wollte wohl eigentlich Arzt werden, ist seit Jahren aber offenbar fast nur noch online unterwegs.
Anerkennung in einer virtuellen, sadistischen Welt. Der Preis: Menschen quälen. Wie im Fall des in Hamburg Festgenommenen. Ein junger Amerikaner erhängt sich sogar vor laufender Webcam. Offenbar wegen Shahriar J.s Manipulation. Aber der 20-Jährige streitet in der U-Haft bislang alles ab.
„Er ist ja nachts aus dem Schlaf gerissen worden, hat auch zunächst um Hilfe geschrien, weil er dachte, dass ein Raubüberfall stattfindet. Er war völlig erschlagen von der Situation, ist es eigentlich noch."
Parallel laufen die Ermittlungen weiter: Alleine das FBI ermittelt in weiteren 250 Fällen gegen Mitglieder des Netzwerkes - auch in Deutschland sind die Beamten sich sicher, dass es neben Shahria J. noch weitere Täter gibt, die online zu Quälern oder noch Schlimmerem wurden.