Hier wird kein gewöhnliches Kind durch die Gegend getragen. Die erst zwei Jahre alte Ariadara Shagia ist eine Göttin, eine Kind-Göttin in Nepal. In dem asiatischen Land wird sie in den kommenden Jahren zur Kumari wörtlich übersetzt Jungfrau. Ein Leben voller Rituale und Verehrung erwartet sie. Ariadara wird bald in prächtigen Gewändern und mit aufwendigem Make-up Besucher empfangen, die ihr huldigen. Die Auswahl zur Kumari ist streng. Makellose Haut, klare, dunkle Augen. Eine Nacht allein im Tempel, umgeben von Toten. Opfertieren wie Büffeln ist Teil der Prüfung. Das Kind lebt außer zu den festlichen Anlässen im Land, isoliert, umgeben von Dienern. Darf sie ihre Familie nur selten sehen und hat wenige Spielkameraden. Vor allem die Form der Abschottung und Vergötterung einer Zweijährigen wird von Menschenrechtlern als nicht kindgerecht kritisiert. Mit dem Beginn der Pubertät wird eine Kumari dann aus ihrer Rolle als Jungfrau, Göttin quasi entlassen. Die Mädchen und jungen Frauen, die dann in ein normales Leben zurückkehren, fällt die Umstellung alles andere als leicht. Doch einige von ihnen nehmen ein Studium auf und sagen, dass sie ihre Zeit als Gottheiten nicht bereuen.
„Nach unserem Brauch wird die Kumari, wenn sie zwölf Jahre alt ist, durch eine neue ersetzt. Wenn Priester die neue Kind-Göttin wählen, dann schauen sie ins Horoskop der Kandidatinnen und der führende Geistliche wählt dann die eine aus, von der er glaubt, dass sie dem Land viel Gutes bringen wird.“
Kulturwissenschaftler aus Nepal sagen: Wir ehren mit unserer Tradition die Kindheit als etwas ganz Besonderes. In einem der ärmsten Länder Asiens ist die Kumari die Verkörperung der Göttin Taleju, die das Land und seine Bewohner beschützt. Ein Brauch, in dem die erst 2-jährige Ariadara als Gottheit ihre komplette Kindheit verbringen wird.
Verwendete Quellen: eigene RTL-Recherche, AP