Eine Abfindung in Höhe von 400.000 Euro- auf diese Summe haben sich heute Franziska Schlosser und der Helios Klinikkonzern am Ende des Kammerprozesses geeinigt. Zudem hält Helios den Vorwurf des angeblichen Arbeitszeitbetrugs nicht mehr aufrecht.
Franziska Schlosser
"Mir fällt ein riesiger Stein vom Herzen, dass das Verfahren jetzt wirklich beendet ist und dass wir einen Schlussstrich ziehen konnten. Dass ich wieder meinen Frieden finden kann. Wenn man ehrlich ist, sah es schon vorher so aus, als dass das, was passiert ist, tatsächlich auch eintreten würde. Dass die Beklagte sagt, wir können uns ein Arbeitsverhältnis gar nicht mehr vorstellen, das ist jetzt auf irgendeinen Vergleich hinausläuft. Damit musste man rechnen."
Im Mai 2023 wird Franziska Schlosser von ihrem Arbeitgeber - dem Helios Klinikkonzern fristlos gekündigt - und das nach 23 Jahren. Der Grund: Angeblich ist die 54-jährige Anästhesistin eine knappe halbe Stunde vor Dienstschluss nach Hause gegangen. Gesehen haben will sie eine Zeugin, die das schließlich dem Klinikkonzern meldete. Franziska Schlosser bestreitet die Vorwürfe - wendet sich an den Marburger Bund - eine gewerkschaftliche Interessenvertretung für Ärzte.
Petram Emami, Marburger Bund
"Ich persönlich habe keinen Zweifel daran, dass eigentlich nichts vorgefallen ist, sondern dass der Vorwand gerade genutzt wird, um eine Person zu diskreditieren, die sich gewerkschaftlich sehr stark in den letzten Jahren engagiert hat. Und weder Ihre Kolleginnen und Kollegen von Frau Schlosser noch wir vom Verband, die mit ihr lange zusammenarbeiten, haben einen Zweifel daran, dass diese Anschuldigungen nicht rechtens sind."
Der Helios Klinikkonzern äußert sich auf unsere Anfrage vor wenigen Tagen nur schriftlich
"Gewerkschaftliches Engagement wird von uns in keiner Weise behindert. Es entspricht unserem Selbstverständnis, jedem Verdacht sorgfältig, neutral, unvoreingenommen und ergebnisoffen nachzugehen, um dann bei einer Bestätigung des Verdachts erforderliche arbeitsrechtliche Maßnahmen zu ergreifen. Dabei machen wir keinen Unterschied danach, welche Person mit welchem Amt davon betroffen ist."
Franziska Schlosser ist da allerdings anderer Meinung.
Für sie steht fest: Sie hat nichts falsch gemacht
Laura Klinghardt, Reporterin
"Franziska Schlosser wirkte auf mich sehr verärgert und hatte in ihren Aussagen immer wieder deutlich gemacht, dass der Vorwurf des Betrugs für sie nur konstruiert sei. Sie empfindet es als ungerecht. Wörtlich sagte sie, seien die Vorwürfe an den Haaren herbeigezogen."
Gewünscht hätte sie sich, dass das Arbeitsverhältnis bestehen bleibt. Doch das lehnte der Klinikkonzern heute ab - es sei zu viel passiert.
Franziska Schlosser, Klägerin
"Das ist eben so, dass da jetzt eine Lücke entstanden ist in der Klinik, weil eine Person, die sich da sehr engagiert hat, nicht mehr da ist. Und das wird wahrscheinlich dauern, bis da jemand wieder nachkommt, der sich wieder hinstellt und sagt: So und so geht es nicht."
Franziska Schlosser ist dennoch mit der heutigen Einigung zufrieden. Ihre Abfindung wird sie spätestens im Februar erhalten.