Ehefrau von Wolodymyr Selenskyj spricht über ihr Leben im Krieg

Olena Selenska: Diesen einen Satz sagte mein Mann, als der Krieg begann

ARCHIV - 18.06.2019, Berlin: Wolodymyr Selenskyj (r), Präsident der Ukraine, und seine Frau Olena Selenska stehen vor dem Schloss Bellevue. (zu dpa: "Selenskyjs Ehefrau fühlt sich wie in «schlechtem Actionfilm»") Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Olena Selenska vor Beginn des Krieges zusammen mit ihrem Mann Wolodymyr Selenskyj.
bvj gfh axs, dpa, Bernd von Jutrczenka

Vor eineinhalb Monaten begann die russische Invasion in der Ukraine. Zahlreiche Ukrainer und Ukrainerinnen wurden von dem Krieg überrascht. Darunter auch Olena Selenska, Ehefrau von Wolodymyr Selenskyj. Ihre ersten Gedanken galten in diesem Moment ihrer Familie, sagt sie in einem Interview mit der Vogue. Ihren Ehemann kann sie aktuell nicht sehen.
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Olena Selenska: "Habe nicht sofort realisiert, dass es eine Explosion war"

„Es war viel über eine mögliche Invasion geredet worden. Aber bis zur letzten Minute war es unmöglich, wirklich daran zu glauben“, sagte Selenska gegenüber der „Vogue“. In der Nacht auf den 24. Februar sei sie von einem lauten Geräusch geweckt worden, erzählt sie.

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„Ich habe nicht sofort realisiert, dass es eine Explosion war. Mein Mann war nicht im Bett“, schildert sie die Ereignisse. „Aber als ich aufgestanden bin, habe ich ihn gesehen. Er war bereits angezogen, wie gewohnt im Anzug. ‚Es hat begonnen.‘ Das war alles, was er gesagt hat.“ Es war das letzte Mal, dass Olena ihren Wolodymyr im Anzug gesehen hat. Seitdem trägt der ukrainische Präsident stets militärische Kleidung.

Ehefrau von Wolodymyr Selenskyj: "Ich würde nicht sagen, dass es Panik gab"

„Ich würde nicht sagen, dass es Panik gab. Vielleicht Verwirrung“, erzählt Selenska weiter. „Am Anfang war keine Zeit für Emotionen. Wir mussten uns um die Kinder kümmern. Also versuchte ich selbstbewusst zu sein, zu lächeln und ihnen zu erklären, dass jetzt alle zusammen in den Keller gehen müssen.“

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„Jetzt lebe ich genauso wie alle anderen Ukrainer auch. Wir alle sehnen uns nur nach einer Sache: Nach Frieden“, sagt die Präsidentengattin. „Wie jede andere Mutter und jede andere Ehefrau sorge ich mich immer um meinen Mann und tue alles dafür, um meine Kinder zu schützen.“ Bei ihrem Mann sein kann sie aktuell nicht.

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Olena Selenska: "Das war das erste Mal, dass ich geweint habe"

Ukraine Offizieller Besuch Wien, Hofburg, 15. 09. 2020 Olena SELENSKA, Wolodymyr SELENSKYJ *** Ukraine Official visit Vienna, Hofburg, 15 09 2020 Olena SELENSKA, Volodymyr SELENSKYJ
Olena Selenska bei einem Besuch in Wien im September 2020.
www.imago-images.de, imago images/SKATA, via www.imago-images.de

Olena Selenska versucht, in diesen schweren Zeiten stark zu bleiben. Doch auch die 44-Jährige kann von ihren Gefühlen übermannt werden: „Etwa eine Woche nach dem Beginn des Krieges habe ich herumtelefoniert, um herauszufinden, wo meine Verwandten waren und ob sie noch am Leben sind“, erzählt sie. „Und auf einmal realisierte ich, dass ich nicht wusste, ob ich sie jemals wiedersehen würde.“

„Das war vermutlich das erste Mal, dass ich geweint habe. Das erste Mal, dass ich meinen Emotionen freien Lauf gelassen habe“, sagt sie. „Ich konnte es einfach nicht ertragen.“ (jda)