Dutzende Menschen flüchten: Regenbogenhaus auf St.Pauli brennt
In dem bunten Haus auf St.Pauli hat es schon wieder gebrannt - zum zweiten Mal in drei Jahren. Dort wo gestrandete Menschen ein Dach über den Kopf finden, mussten nun die Menschen flüchten.
Olli Zeriadtke kämpft mit den Tränen. Schon wieder hat es in dem Regenbogenhaus auf St. Pauli gebrannt. Dort, wo gestrandete Menschen ein Zuhause finden, ist nun ein Bewohner verstorben. Der 65-jährige Arno, der 16 Jahre hier gelebt hat. Uns wird das Foto zur Verfügung gestellt, um an ihn zu erinnern.
"Letztes Mal waren nur in Anführungsstrichen Brandverletzungen und Rauchvergiftungen. Und diesmal ist es wirklich ein Todesfall. Ich kann es gar nicht fassen, ich kann es nicht fassen."
Und neben der Trauer, kommt jetzt auch die Sorge, wie es hier weitergeht.
Gestern Abend gegen 22 Uhr kommt es aus bislang ungeklärter Ursache zu einem Brand in der Wohnung von Arno in der zweiten Etage. Sechs Menschen müssen über eine Drehleiter aus den insgesamt vier Stockwerken gerettet werden. 29 Bewohner müssen aus dem Haus befreit werden. Für den 65-Jährigen Arno kommt jede Hilfe zu spät. Die gesamte zweite Etage ist seit der Nacht nicht mehr bewohnbar.
"Die ganzen Zimmer, die hier sind, sind komplett verrußt, verqualmt. Da kann man gar nichts machen. Wir haben jetzt 14 Leute untergebracht. Eigentlich brauchen die Zahnbürsten, Waschzeug, aber sowas irgendwie alles."
Das Regenbogenhaus ist ein Zufluchtsort für Menschen, die auf dem freien Wohnungsmarkt keine Chance haben. Vor zwei Jahren hat Olli Zeriadtke das Haus übernommen. Mitten auf der Reeperbahn. Eine Stiftung gegründet, um das Projekt sogar zu erweitern.
Die dritte Etage ist erst seit Januar wieder bewohnbar. Dort hatte es bereits im Dezember 2022 gebrannt. Auch dort mussten die Bewohner vor dem Rauch gerettet werden. Das dies jetzt wieder passiert, eine Katastrophe, so der Betreiber.
"Es gibt Bewohner, ja auch Arno, die haben jetzt 14,16,20 Jahre hier gewohnt und da hat es jetzt den zweiten Brand innerhalb kürzester Zeit. Und bei dem ersten Brand war es für sie das Schlimmste, was sie überhaupt erlebt haben. Und jeder, wirklich jeder einzelne hat gesagt, die wollen das nicht noch mal erleben."
Und nach dem Schock weiß heute auch Olli Zeriadtke nicht, wie es weitergeht. Zwar können die drei übrigen Etagen weiter bewohnt werden. Doch zwei Brände in drei Jahren - das könnte das soziale Wohnprojekt ins Wanken bringen.
"Ich hab ein bisschen Bauchschmerzen. Bei dem letzten Brand wurde die Versicherung schon gekündet. Weil man kennt das vom Autoschaden, hat man Schaden schmeißt die Versicherung einen raus. Jetzt haben wir wieder den Fall, innerhalb von zwei Jahren. Und ich weiß gar nicht, ob mich irgendjemand noch versichert. Hab ich aber keine Versicherung für das Haus, kann ich das Haus zumachen. Wie soll das gehen?"
Doch der Betreiber will das Projekt mit allen Mitteln weiterlaufen lassen. Im Regenbogenhaus können 57 Bewohner von der Straße dauerhaft wohnen und im besten Fall ihren Lebensabend verbringen. Unterstützung kommt von Gastronomie und Geschäften auf dem Kiez.
"Auch hier die Boutique Bazar hinter mir, das erste, was die gesagt haben, dass sie für die Beerdigung, dass sie da mitsammeln werden und da kriege ich immer Gänsehaut, weil das ist St. Pauli und das kennt man auch."
In den kommenden Tagen wird Olli Zeriadtke erfahren, wie es zum Brand gekommen ist und wie schlimm es um die Wohnungen steht. Dass die Bewohner nach Hause kommen sollen, stehe aber fest, um hier zu leben.