Stephanie M. (41), Krankenschwester: „Meine Tochter wollte wissen, ob ich heute 12:00 wieder nach Hause komme. Und das konnte ich nur ehrlich beantworten, indem ich sage Das weiß ich nicht. Die hat heute die ganze Nacht nicht geschlafen. Der geht es nicht gut, das ist klar. Aber die ist sehr, sehr stark. Stärker als ich. Ich erhoffe mir einen Freispruch, logischerweise.“
Kurz vor der Urteilsverkündung beteuert Stephanie M., Sie sei unschuldig. Die Staatsanwaltschaft wirft der Krankenschwester vor, das Testament eines vermögenden Patienten gefälscht zu haben. Nach dem Tod des verstorbenen Richters ist Stephanie M. mit Auszahlung des Erbes von rund 600.000 € eine wohlhabende Frau. Bis ihr Expartner der Polizei meldet, dass sie das Testament gefälscht habe. Im März 2021 stirbt der vermögende Rentner. Es handelt sich bei dem Toten um einen ehemaligen Richter. Stephanie Meyer arbeitet damals auf der Station als Krankenschwester. Im Interview mit uns sagt sie, den Pensionär 2017 kennengelernt zu haben.
Stephanie M.: „Der ist in einem Einkaufsmarkt in Zwickau zusammengebrochen, hatte einen Schwächeanfall, hab ihn damals nach Hause begleitet, seine Einkäufe getragen und über diese Hilfeleistung hat sich dann ein Kontakt hergestellt.“
Angeblich ist die Begegnung der Auftakt einer innigen Freundschaft. Die Staatsanwaltschaft sieht das anders. Sie wirft Stephanie M. vor, gewusst zu haben, dass der einstige Richter keine Angehörigen hat. Daraufhin soll sie Wohnungsschlüssel gestohlen haben und bei ihm eingebrochen sein.
Altfrid Luthe, Landgericht Zwickau : „Dort hat sie dann die Wohnung nach wertvollen und werthaltigen Gegenständen durchsucht. Dort hat sie dann zunächst Kontoauszüge festgestellt, der Sparkasse Zwickau, die ein Guthaben in Höhe von circa 227.000 € aufgewiesen haben. In der Folge soll es dann so gewesen sein, dass sich die Angeklagte als nähere Bekannte des Verstorbenen ausgegeben hat.“
Die Krankenschwester habe gemerkt, dass hier Vermögen sei und das Testament gefälscht. Im Gespräch mit uns räumt die Krankenschwester ein, sie habe tatsächlich das maschinell erstellte Testament des Rentners gefälscht. Später sei sie dann aber auf ein echtes handschriftliches Testament des Verstorbenen gestoßen.
Stephanie M.: „Er hat gesagt, dass es mir irgendwann gut gehen wird und dass ich meiner Tochter irgendwann die Möglichkeit habe, ihr die Welt zu zeigen und und und. Er hat das nie konkret gemacht. Ich konnte mir denken, dass es irgendwas gibt.“
Ist das wahr? Fakt ist Stephanie M. hat 2020 einem Patienten auf der Intensivstation Wertsachen gestohlen. Dafür ist sie damals zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Laut ihres Anwalts soll Stephanie M. im Falle des Testaments völlig unschuldig sein.
Nils Hulinsky, Verteidiger: „Die Angeklagte behauptet Das Testament ist echt. Und sie sagt Wenn es gefälscht ist, dann wusste ich das nicht.“
Die Ermittlungen wegen Betrugs gegen Stephanie M. hat ihr eigener Exfreund ins Rollen gebracht. Vor einigen Wochen hat er mit uns gesprochen.
Steve M. (39), Ex-Freund der Angeklagten: „Sie soll einfach sich selber eingestehen. Pass auf, ich habe Mist gemacht. Dass ich jemanden betrügen muss, Dass ich Testamente fälschen muss, Dass ich irgendwie kriminell werden muss, um an noch mehr Geld zu gelangen.“
Auch das Gericht ist jetzt von Stephanies Schuld überzeugt und verurteilt sie wegen Betrugs, Unterschlagung und Urkundenfälschung zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und drei Monaten.
Stephanie M.: „Skandal. Mehr sag ich dazu nicht. Für mich ist das einfach nur eine Farce.“
Die 41-Jährige will Revision gegen das Urteil einlegen.