Motorsport-KönigsklasseVerstappen-Triumph auch in Baku - Piastri kracht in die Wand

Max Verstappen feiert seinen nächsten Sieg.
Max Verstappen feiert seinen nächsten Sieg.
Darko Bandic/AP/dpa

Max Verstappen rast zum nächsten Sieg. In Baku liefert er eine erneute Machtdemonstration ab, nachdem er in Monza seine Sieglos-Zeit beendet hatte. WM-Spitzenreiter Oscar Piastri erlebt ein Desaster.

Vor dem Sprint zu seiner glückseligen Red-Bull-Crew posierte Max Verstappen mit ausgebreiteten Armen auf seinem Dienstwagen. «Was für ein unglaubliches Rennen», schwärmte der viermalige Formel-1-Weltmeister. Zwei Wochen nach der «Wiedergeburt» von Monza lieferte der 27 Jahre alte Niederländer eine Machtdemonstration wie zu besten Weltmeister-Zeiten ab.

Über 14 Sekunden auf Platz zwei, Erster vom Anfang bis zum Ende - und natürlich auch mit der schnellsten Rennrunde. «Ganz klar, die vergangenen beiden Wochenenden waren fantastisch für uns», sagte Verstappen. Er habe genau umgesetzt, was sie von ihm verlangt hätten, sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko über den Titelverteidiger: «Von Max souveränst.»

Mit seinen Karrieresiegen 66 und 67 holte er auf WM-Spitzenreiter Oscar Piastri in zwei Wochen satte 35 Punkte auf. Der Australier, Dritter in Italien, erlebte in Baku ein Desaster. Probleme schon im chaotischen Qualifying, erneuter Einschlag mit seinem McLaren in die Streckenbegrenzung im Rennen.

Nach wenigen Metern war Piastri raus. Auf einem Klappstuhl verfolgte er per Smartphone danach zeitweise die nächste Verstappen-Gala. «Das war sicher keine Sternstunde von mir heute», betonte Piastri.

Kein Champagner-Grund für McLaren

Dass es auch bei Teamkollege Lando Norris alles andere als gut lief, besiegelte das Wochenende zum Vergessen für das britische Traditionsteam, das bei einem anderen Ausgang den Champagner hätte sprudeln lassen können. Der WM-Titel in der Konstrukteurswertung war in Aserbaidschan rechnerisch schon möglich.

Der WM-Zweite Norris kam aber auch nicht über Platz sieben hinaus. «Jedes Rennen, das du nicht gewinnst, ist eine verpasste Chance», räumte er ein. Auf Norris fehlen Verstappen nun 44 Punkte. Sieben Grand Prix mit zusätzlichen drei Sprintrennen stehen noch aus. 199 Punkte sind maximal noch zu holen.

Die Frage, ob Verstappen nun richtig wieder im WM-Kampf mit dabei sei, bejahte McLarens Teamchef Andrea Stella unumwunden: «Ich habe das schon klar und deutlich gesagt und heute wurde das nur noch mal bestätigt.»

Der nächste Kurs liegt Red Bull eigentlich nicht

Das sei Zweckoptimismus, meinte allerdings Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko beim TV-Sender Sky: «Warten wir Singapur ab. Wenn wir da noch mal gewinnen, überlege ich auch.» Der enge Stadtkurs liegt Red Bull eigentlich nicht. Der Kurs in Baku lag Verstappen aber bisher auch nicht besonders.

Wie auch immer, hat es das Team geschafft, dass der Wagen wieder zum Topauto geworden ist. Das zeigte auch der sechste Platz von Yuki Tsunoda in Baku. Hinzu kommt, dass offensichtlich auch der Teamchef-Wechsel von Christian Horner zu Laurent Mekies dem Rennstall gutgetan hat. Strategisch einwandfrei, Reifenwechsel wieder perfekt und fix. Die Konsequenz aus alledem: Verstappen distanzierte den Zweitplatzierten Russell um mehr als 14 Sekunden.

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Die Vorarbeit leistete Verstappen in der Qualifikation

Schon in der chaotischen Qualifikation mit Wind und leichtem Regen und sechs Roten Flaggen war Verstappen eine Klasse für sich. Für den Start am Sonntag hatte sich Verstappen anders als die Konkurrenz vorn zuerst für die harten Reifen entschieden – gleichzeitig die langsamsten und die, die am schwersten auf Temperatur kommen.

Dennoch kam er super weg, verteidigte seine 46. Karriere-Pole gegen Sainz und den überraschenden Quali-Dritten Liam Lawson, einst sogar Red-Bull-Teamkollege von Verstappen, nun beim Schwesterteam Racing Bulls.

Auch dahinter ging alles ziemlich glatt, nur auf Startplatz neun nicht. Dort hatte sich Piastri noch zwei Ränge hinter Norris einreihen müssen nach seinem selbst verschuldeten Unfall in der K.o.-Ausscheidung. Als die Roten Ampeln noch leuchtete, zuckte er zu früh, blieb dann stehen und wurde von einer Reihe Rivalen überholt. «Dumm» sei das gewesen, gab Piastri zu.

Beim Versuch, sich wieder nach vorn zu arbeiten, verzockte sich der sonst so coole Australier auf dem Gaspedal und fuhr zu schnell in eine der engen Kurven. Die Folge: Er schlug mit seinem McLaren ein. «Ich gebe keinem anderen die Schuld außer mit selbst», sagte Piastri.

Keine WM-Entscheidung in der Konstrukteurswertung

Mit seinem Aus und dem ersten Verpassen der Punkteränge nach 34 Rennen war damit die Hoffnung bei McLaren auf den vorzeitigen erneuten Team-Triumph dahin. Schon in Monza hatte Piastri als Dritter hinter Verstappen und Norris Punkte eingebüßt.

Ob beim Restart oder auf den einsamen Runden auf dem sechs Kilometer langen, teilweise extrem engen Kurs in Baku - Verstappen blieb fehlerlos. Zur Rennhälfte lag er bereits über acht Sekunden vor der Konkurrenz, die nun einiges aufarbeiten muss.

«Die Fehler von Oscar und mir zeigen, dass das Auto nicht immer einfach zu fahren ist», sagte Norris. Und die Rennen zuletzt in Italien und Aserbaidschan zeigen auch, dass das Auto von Red Bull wieder sehr gut zu fahren ist - vor allem von Verstappen.