E-Reader mit Eingabestift
Kindle Scribe 2024 im Test – das Notizbuch der Zukunft?

E-Reader und Notizbuch in einem? Klingt praktisch – und so etwas gibt es.
Der Kindle Scribe ist von Amazon zum Lesen und Schreiben entwickelt worden. Mit dem Gerät lassen sich E-Books lesen, gleichzeitig sind mit Hilfe eines Eingabestifts aus Aluminium handschriftliche Notizen möglich. Wer mag, kann eigene Notizbücher anlegen und die Notizen per E-Mail verschicken. Das Gerät wandelt die Handschrift auf Knopfdruck sogar in digitalen Text um. Eine tolle Funktion für Schüler oder Studenten, die ihre Aufzeichnungen aus dem Unterricht teilen möchten. Wir haben den neuen Kindle Scribe 2024 im Alltag ausprobiert.
Schüler und Studenten können ein elektronisches Notizbuch sicher gut gebrauchen, allerdings dürfte der Anschaffungspreis des Kindle Scribe 2 sie vor Probleme stellen. Denn den neuen E-Reader mit Eingabestift gibt es bei Amazon ab 419,99 Euro aufwärts, je nach Speicherplatz (erhältlich sind Versionen mit 16 GB, 32 GB und 64 GB). Das ist ein stolzer Preis für eine Art Tablet, das jedoch nur ein schwarz-weiß-Display hat. Farben zeigt der Kindle Scribe nicht an, demnach sind auch keine Textmarkierungen in unterschiedlichen Farben möglich – im Gegensatz zum Kindle Colorsoft, den wir auch getestet haben. Praktisch ist die Option, Notizfenster direkt in den Text eines E-Books oder einer pdf-Datei zu integrieren.
Kindle Scribe ermöglicht entspanntes Lesen und Schreiben
Der Text gruppiert sich sogar um die Notiz herum, so muss niemand mehr Notizen an den Rand der Seiten quetschen. „Active Canvas” nennt Amazon diese Funktion und beschreibt sie folgendermaßen: „Schreib direkt auf die aktuelle Seite und Active Canvas erstellt automatisch einen Platz für deine Notizen. Deine Notizen sind mit dem Text verbunden, damit sie immer im Blick und im richtigen Kontext sind, selbst wenn die Schriftgröße geändert wird.” Praktisch ist auch die Displaygröße, die Amazon mit 10,2 Zoll angibt. Lesen und Schreiben ist darauf entspannt möglich.
Hinweis: Die Preise sind volatil und die Händler passen bisweilen auch die unverbindliche Preisempfehlung (UVP) an. Sollten sich die Preise von den hier angegebenen unterscheiden, haben die Händler sie nach Veröffentlichung des Artikels geändert.
Auffällig (und neu im Vergleich zur ersten Scribe-Version aus dem Jahr 2022) ist der große weiße Seitenrand, den der Hersteller um das Display gezogen hat. Dadurch soll das Display optisch größer wirken, weil das Weiß des Seitenrandes das Weiß des Displays verlängert. Allerdings leuchtet das Display, je nach Helligkeitseinstellung, in der Regel eher gelblich-weiß, dadurch bemerkt der Benutzer sehr wohl einen Kontrast zwischen Seitenrand-Weiß und Display-Weiß. Aber besser als ein schwarzer Seitenrand ist die neue Lösung allemal.

Das Schreibgefühl auf dem Kindle Scribe 2 ist beinahe natürlich
Zu den Pluspunkten des Kindle Scribe gehört definitiv die lange Akkulaufzeit. Laut Amazon hält der Akku „bis zu 12 Wochen, basierend auf einer halben Stunde Lesezeit pro Tag bei ausgeschalteter Drahtlosverbindung und Bildschirmhelligkeit 13”. Das ist stark und komfortabel, weil das Gerät nicht ständig an die Steckdose muss. Komfortabel liegt auch der Eingabestift mit aufgesetztem Radierer und selbst belegbarer Kurzbefehltaste in der Hand. 15 Gramm wiegt der Stift. Er gleitet locker-leicht über das angeraute Display – dabei entsteht ein beinahe natürliches Schreibgefühl. Als Stift-Varianten sind per Klick auswählbar: Füller, Bleistift, Marker und Stift. Jeweils in unterschiedlich einstellbarer Schrift-Dicke. Schreiben und Malen funktioniert bestens, das Radieren auch, allerdings bleiben nach dem Radieren noch Schatten der eigentlich ausradierten Stiftspuren zurück. Da hat Amazon es entweder mit dem Realitätsanspruch übertrieben oder es handelt sich um einen technischen Fehler.
Wie ist ansonsten das Handling? Der Kindle Scribe 2024 fühlt sich absolut hochwertig an, die Scribe-Rückseite erinnert optisch an ein iPad. Preislich spielt es zwar in einer Liga mit dem Apple-Tablet, aber es ist technisch doch nicht vergleichbar. A wegen des schwarz-weiß-Displays (300 ppi, 16 Graustufen), B weil es keine Videos abspielt, C weil es zum Download von E-Books zwar mit dem WLAN verbunden sein muss, aber kein Surfen im offenen Internet ermöglicht. Top ist das tatsächlich angenehme Schreibgefühl auf dem leicht rauen Display. Das Schreiben auf dem iPad fühlt sich dagegen an, als würde man mit dem Eingabestift eine Glasscheibe bemalen. Vorteil Kindle Scribe. Ansonsten Vorteil iPad.

Technik-Experten von Golem.de oder Heise.de bemängeln am neuen Kindle Scribe zudem, dass echte Innovationen im Vergleich zum Vorgänger fehlen: Der weiße Rand und das Radierergummi am Eingabestift seien nicht genug, um den Preis zu rechtfertigen. Software-Neuerungen wie die Active-Canvas-Option lassen sich als Update auch auf den Kindle Scribe 2022 herunterladen – und der ist momentan schon ab 274,99 Euro erhältlich.
Lohnt es sich, über 100 Euro mehr für die aktuellste Version des Kindle Scribe zu bezahlen? Vermutlich für die Wenigsten. Das Gerät ist hochwertig verarbeitet, es fühlt sich toll an, der etwas breitere Seitenrand liegt gut in der Hand, genau wie der Eingabestift. Technisch ist es Experten zufolge aber weitgehend identisch mit dem Vorgängermodell. Wer sparen will, greift zu diesem und freut sich über die Möglichkeit, Notizen in E-Books zu schreiben oder direkt ein eigenes Notizbuch anzulegen. Das lässt sich praktischerweise per Passwort schützen. Die Notizen bekommen also nur Leute zu Gesicht, die das Passwort kennen.
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