Geht der Plan auf? Schotter gegen Schotter! Wie eine Stadt in NRW gegen Steingärten vorgehen will

Das Thema Schottergärten polarisiert – sinnvoll oder einfach nur grauenhaft? Hessen hat die steinigen Anlagen jüngst verboten, in Baden-Württemberg, Hamburg, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein geht schon länger nichts mehr in Sachen Schottergärten. In Castrop-Rauxel hingegen verfolgt man jetzt eine andere Taktik – wir haben mit der Stadtbaurätin gesprochen.
Pflegeleichter sind Schottergärten eh nur kurzfristig
Ein akkurates Betonbett und darin ein Meer kleiner Steine: Schottergärten sind vielerorts immer noch beliebt, weil weniger arbeitsintensiv als ein Vorgarten voller Blumen und Sträucher. Im Sinne von Artenvielfalt und Mikroklima sind die Steinwüsten aber ein No-Go. Da findet ein Flächenverbrauch im Kleinen statt, sagt denn auch Stefan Petzold vom Naturschutzbund der Deutschen Presse-Agentur. Durch die Versiegelung könnten keine Pflanzen mehr wachsen, in der Folge fehle es Insekten und Vögeln an Nahrung.
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Zudem erhitzen sich Schottergärten im Sommer auf bis zu 70 Grad, so Petzold weiter. Die Steine speichern Hitze über Nacht, entsprechend heißer sei dann auch die Umgebungsluft. Auch pflegeleichter seien Schottergärten nur kurzfristig, zwischen den Steinen können sich Laub und Staub ansammeln, heißt es seitens des Landesnaturschutzverbands Baden-Württemberg. Auf diesem Nährboden können durch Vögel oder Wind verbreitete Samen keimen, nach wenigen Jahren wächst auch in Schottergärten das Unkraut. Die Pflege sei dann sehr aufwendig, vor allem, wenn man auf Gift verzichten wolle.
Im Video: Vom Schotter zurück zur Natur
Experten: Trend zum Schottergarten ist vorbei
So sehr viele Menschen offenbar immer noch an ihrem grau gekieselten Vorgarten hängen: Der Trend zum Schottergarten ist vorbei, sind sich die Experten einig. Dementsprechend wachse das Interesse am Naturgarten. Auch in unserer Straßen-Umfrage geht der Trend ganz klar zu Naturgärten. Weil sie ökologisch sinnvoll und schlicht ästhetischer sind, so die Befragten. Castrop-Rauxel möchte das Problem jetzt angehen.
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Statt auf Sanktionen setzt man hier auf finanzielle Anreize, erzählt uns Stadtbaurätin Bettina Lenort: „Unsere Förderung ist so eine Art Anschubfinanzierung. Wenn jemand sagt, dass er oder sie jetzt die Steine weg haben will, kann er sich an uns wenden.“ In Abhängigkeit von der Größe gibt es dann bis zu 500 Euro Zuschuss. Aber was darf man in seinem Vorgarten denn jetzt eigentlich machen? Wann gilt ein Vorgarten als Schottergarten?
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Die Ergebnisse der Umfrage sind nicht repräsentativ.
„Wir wollen keine Schottergarten-Polizei“

„Tatsächlich ist auch in Nordrhein-Westfalen in der Landesbauordnung eigentlich festgelegt, dass alles, was nicht bebaut ist, auf einem Grundstück begrünt werden soll“, stellt die Stadtbaurätin klar. „Jetzt haben wir aber wie alle anderen Städte natürlich keine Schottergärten-Polizei und das wollen wir auch nicht. Wir setzen da mehr auf Aufklärung und Unterstützung, Hilfe und Beratung – und jetzt auch auf Anschubfinanzierung.“
Denn ein Vorgarten sollte grün sein, so Lenort. „Sie können Ihre Mülleimer natürlich da hineinstellen, aber dann bitte die Umhausung begrünen. Sie können sich auch einen Fahrrad-Abstellplatz machen, aber das war’s dann eigentlich auch schon.“ (ija/mit Material von dpa)