Geordnet und mit eigenem System
Wie Sie Ihr ganz persönliches Bullet Journal erstellen

Das Jahr ist noch fast ganz unberührt wie ein unbeschriebenes Blatt Papier. Apropos Blatt Papier: Mit einem neuen Jahr wird es für viele auch wieder Zeit, sich einen neuen Kalender zuzulegen, der einen durch die nächsten 365 Tage begleitet. Aber muss es denn immer der klassische Kalender sein? Warum nicht mal was Neues ausprobieren und ein ganz individuelles Bullet Journal erstellen? Wir zeigen Ihnen, wie Sie ganz einfach und ohne viel Aufwand Ihren ganz eigenen Wegbegleiter für das neue Jahr anlegen und warum Sie von diesem System profitieren werden.
Ein Bullet Journal oder einfach nur BuJo
Bevor wir aber dazu kommen, wie Sie Ihr ganz persönliches Bullet Journal, oder kurz BuJo, am einfachsten erstellen können, fangen wir einmal ganz vorne an und klären, was ein Bullet Journal eigentlich ist: Es handelt sich um einen Organizer, der ganz frei nach den eigenen Bedürfnissen angelegt und gestaltet wird. Jedes Jahr, jeden Monat, jeden Tag gestaltet man so, dass es die eigene Produktivität steigert. Innerhalb dieses Systems organisiert man seine Termine, Aufgaben und Ideen – und das alles ganz analog.
Sie fragen sich jetzt möglicherweise, warum man dafür unbedingt ein Bullet Journal benötigt und warum man nicht einfach beim guten alten Kalender bleiben kann. Und die Antwort darauf ist ganz simpel: Bei einem Kalender müssen Sie sich nach einem vorgegebenen System richten, das sie nicht mal eben ändern können. Ihr Bullet Journal hingegen richtet sich nach Ihnen und ihren ganz persönlichen Bedürfnissen. Sie können Ihr System jederzeit anpassen und optimieren. Und noch etwas spricht für ein Bullet Journal: Sie können es jederzeit, egal in welchem Monat, beginnen. Denn Sie gestalten es schließlich selbst – Sie haben es in der Hand. Klingt nach viel Aufwand? Ist es aber nicht – versprochen.
Mit Struktur ins neue Jahr... ganz ohne viel Tamtam
Seit geraumer Zeit kursieren auf Instagram, Pinterest und Co. zahllose DIY-Anleitungen und Vorlagen dazu, wie man sein Bullet Journal gestalten kann. Und eines haben die meisten von ihnen gemeinsam: Sie warten mit wahrhaften Kunstwerken auf, die einem fast die Sprache rauben. Für viele ist das dann auch ein Grund, warum sie doch wieder zum klassischen Kalender greifen. Immerhin ist nicht jeder von uns so künstlerisch begabt.
Aber hier kommt Entwarnung. Denn der eigentliche Hintergrund eines Bullet Journals ist nicht der, dass man darin Kunstwerke erschafft. Nein, es geht schlicht und einfach um die Optimierung und Strukturierung des eigenen Alltags. Meister in dieser Disziplin ist Ryder Carroll, der Entwickler des Systems „Bullet Journal“. Und wenn man sich an seiner Methode orientiert, benötigt man nur zwei Dinge, um sein ganz persönliches Bullet Journal zu erstellen:
ein Notizbuch* (besonders geeignet sind Notizbücher mit Punktrastern)
einen Stift (ob Fineliner oder Kulli, ist ganz egal)
"Die Vergangenheit verfolgen, die Gegenwart organisieren und die Zukunft planen"
Grundsätzlich gilt: Jedes Bullet Journal kann ganz individuell gestaltet werden, und es gibt keine Regeln, an die man sich halten muss. Aber besonders, wenn man noch nie mit einem Bullet Journal gearbeitet hat, kann es hilfreich sein, wenn man sich an einer Struktur orientieren kann. Ryder Carroll hat zum Beispiel eine dreigliedrige Struktur ins Leben gerufen, die als Grundlage für den Start des eigenen BuJos dienen kann. Diese Struktur gilt aber, wie gesagt, nur als Anhaltspunkt. Sie sind in der Gestaltung Ihres persönlichen BuJos ganz frei, und wenn Sie für gewisse Ansichten lieber mehr oder weniger Seiten des Notizbuches nutzen wollen, können Sie das natürlich tun.
Inhaltsverzeichnis (Index)
Auf der ersten Doppelseite des Notizbuches wird die Inhaltsverzeichnis angelegt. Dieses wird im Laufe der Zeit stetig um Seitenangaben erweitert. Zunächst notiert man hier lediglich den Titel der Doppelseite: „Inhaltsverzeichnis“ oder „Index“.
Jahresübersicht (Future Log)
Auf der nächsten leeren Doppelseite wird die Jahresübersicht angelegt. Hierzu zählt man einmal die Anzahl der Zeilen, teilt sie durch drei und zieht mit einem Lineal drei Linien über die gesamte Doppelseite. So entstehen sechs Felder, die man nun mit den Monatsnamen der kommenden sechs Monate versehen kann. Hierbei ist es egal, in welchem Monat Sie starten. Ob am Anfang eines Jahres oder mittendrin. Wenn man direkt eine Übersicht über die kommenden zwölf Monate anlegen möchte, ist natürlich auch das kein Problem. Wie gesagt: Alles so, wie es Ihnen am liebsten ist. Einfach die nächste Doppelseite nochmals nach dem gleichen Prinzip in sechs Felder unterteilen und die weiteren Monatsnamen eintragen. Noch ein Hinweis: Wenn Sie lieber mehr oder weniger Platz für die Jahresübersicht nutzen wollen, können Sie sie auch ganz einfach über mehr oder weniger Seiten des Notizbuches erstrecken. Notieren Sie zum Schluss noch Seitenzahlen am unteren Rand und tragen Sie diese ins Inhaltsverzeichnis ein.
In dieser Jahresübersicht werden dann im laufe der Zeit Termine und Aufgaben notiert, die noch so weit in der Ferne liegen, dass sie noch keinen Platz in der folgenden Monatsübersicht finden.
Monatsübersicht (Monthly)
Auf das Future Log folgt die Monatsübersicht, das Monthly. Diese wird immer zum Ende eines Vormonats oder direkt am Anfang des neuen Monats erstellt. Auf der linken Seite der leeren Doppelseite findet nach dem System von Ryder Carroll ein Monatskalender Platz. Notieren Sie dazu einfach die Zahlen von 1 bis 28, 30 oder 31,je nachdem, wie viele Tage der Monat hat, untereinander an den linken Rand der Seite. Neben jede Zahl kommt dann noch der Anfangsbuchstabe oder die ersten beiden Buchstaben des jeweiligen Wochentages. Für eine bessere Übersicht können Sie nach jeder Woche einen Strich ziehen. Das sieht dann ungefähr wie folgt aus:
1 M
2 D
3 M
4 D
5 F
6 S
7 S
8 M und so weiter...
Auf die rechte Seite der Doppelseite, des Monthlys, kommt eine Aufgabenliste, in der Sie Aufgaben des gesamten Monats notieren können. Dadurch haben Sie die Möglichkeit Aufgaben, die erst zum Ende eines Monats anstehen, bereits festzuhalten. So gerät nichts in Vergessenheit. Auch hier gilt wieder: Notieren Sie Seitenzahlen und übertragen Sie diese für eine bessere Übersicht ins Inhaltsverzeichnis.
Tagesübersicht (Daily)
Auf der nächsten leeren Doppelseite beginnt dann die Tagesübersicht, das Daily. Jeder Tag des Monats bekommt hier seinen Platz. Und im Gegensatz zu den bisherigen Seiten, die ein Jahr oder einen Monat im Voraus angelegt werden, wird jeder einzelne Tag auch erst tageweise angelegt. Das hat den Vorteil, dass man keine Platzprobleme bekommt, wenn an einem Tag mal mehr Aufgaben anstehen sollten. Für die Organisation eines jeden Tages schlägt Ryder Carroll bestimmte Symbole vor. Jedes Symbol steht für eine bestimmte Art der Notiz: Ein Strich (-) steht für eine Idee. Ein Kreis (O) steht für ein Event/ einen Termin. Ein Punkt (•) steht für eine Aufgabe / ein Todo. Besonders wichtige Ereignisse oder Aufgaben können zusätzlich mit einem Sternchen (*), dem Zeichen für Priorität, versehen werden. Möglicherweise fragen Sie sich jetzt noch, warum ein Event mit einem Kreis und eine Aufgabe mit einem Punkt gekennzeichnet wird. Immerhin könnte man einen Kreis abhaken oder durchstreichen, wenn man eine Aufgabe erledigt hat. Aber Ryder Carroll hat sich etwas dabei gedacht. Und was das ist, wird im nächsten Schritt deutlich.
Noch ein Hinweis: Die Symbole können natürlich individuell, nach den persönlichen Vorlieben vergeben werden. Und Sie dienen nicht nur der Strukturierung des Dailys sondern können ebenfalls in der Monats- und der Jahresübersicht Anwendung finden.
Und so werden die einzelnen Bereiche des BuJos miteinander kombiniert:
Wie bereits erwähnt, kann es ja durchaus vorkommen, dass man bereits Termine für einen Tag vereinbart, für den im BuJo noch kein Bereich angelegt wurde. Wenn sich dieser Termin im laufenden Monat befindet, kann man ihn in der Monatsübersicht notieren. Sobald man bei dem entsprechenden Tag angekommen ist, überträgt man ihn dorthin. Findet ein Termin oder eine Aufgabe erst in einem Monat statt, für den auch noch kein Monthly angelegt ist, trägt man ihn im Future Log, der Jahresübersicht, beim entsprechenden Monat ein. Sobald man dann bei dem entsprechenden Monat angekommen ist, überträgt man den Termin oder die Aufgabe zunächst aus dem Future Log ins Monthly und später ins Daily. Dieses Vorgehen sorgt zum einen dafür, dass man keinen Termin vergisst. Zum anderen sorgt es dafür, dass man jeden Termin und jede Aufgabe noch einmal überdenkt, bevor man sie überträgt: Ist der Termin noch aktuell? Ist die Aufgabe noch nötig und meine Zeit wert?
Aber was passiert mit Aufgaben, die im Daily stehen? Auch hierfür hat Ryder Carroll einen Vorschlag. Aufgaben, die an einem Tag erledigt wurde, können ganz einfach mit einem Kreuz (x) markiert werden. Sind Aufgaben nicht länger relevant, können sie ganz einfach durchgestrichen werden. Aufgaben, die man an diesem Tag nicht erledigt hat und die an einem folgenden Tag oder gar erst im Folgemonat erledigt werden, werden mit einem Pfeil nach rechts/vorne (>) markiert. Ist der entsprechende Abschnitt, zum Beispiel die nächste Monatsübersicht, noch nicht angelegt, dann kann man die Aufgabe im entsprechenden Monatsabschnitt im Future Log „parken“. Markiert wird das mit einem Pfeil nach links/hinten (<). Und da man einen kleinen Punkt besser in ein Kreuz oder einen Pfeil umwandeln kann, hat Ryder Carroll ihn statt des Kreises für Aufgaben vorgesehen.
Platz für individuelle Bedürfnisse
Die Bereiche für die Jahresübersicht, für die Monats- und Tagesübersichten, sind die klassischen Inhalte eines Bullet Journals. Wer sein BuJo aber gerne noch individueller gestalten möchte, für den haben wir jetzt noch ein paar Tipps: Um das Bullet Journal noch besser an die persönlichen Bedürfnisse anzupassen, eignet sich zum Beispiel ein Perioden-Tracker, eine Lese-Liste oder eine Rezept-Liste. Auch Einkaufslisten oder sogar Essenspläne können im Bullet Journal ihren Platz finden. Ganz egal, was Ihnen das Leben erleichtert: In Ihrem neuen Bullet Journal ist dafür der richtige Ort.
Und was bringt einem nun das ständige Hin- und Herschieben von Aufgaben?
Die Frage ist erst mal berechtigt. Aber der Erfinder dieses Systems hat sich natürlich etwas dabei gedacht. Er nennt den Prozess des Übertragens von Aufgaben „Migration“. Dadurch, dass man nach jedem Tag seine Aufgaben noch einmal durchgeht, hinterfragt und überlegt, ob nicht erledigte Aufgaben noch relevant sind, geht bewusster mit seiner eigenen Zeit um. Wenn Aufgaben es nicht wert sind, übertragen zu werden, sind sie dann überhaupt von großer Wichtigkeit? Das ganze System des Bullet Journals ist einzig und allein auf ein Ziel ausgelegt: Werden Sie sich ihrer Aufgaben und ihrer investierten Zeit bewusst. Reflektieren Sie und nutzen Sie die Erkenntnisse dazu, ihre Zeit sinnvoller einzusetzen.
Wenn Sie jetzt vom Bullet Journal-System überzeugt sind, heißt es nur noch: Ran an die Stifte! Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Ausprobieren und Herumexperimentieren. (vho)
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