Siegburger Gymnasium wird Rassismus vorgeworfen
„Türkischer Vater verheiratet seine Tochter“ – Schulaufgabe sorgt für Empörung

Ein türkischer Vater, der seine Tochter verheiraten will? Ohne deren Einverständnis? Um dem Sohn seines Bruders eine Aufenthaltserlaubnis zu besorgen? Diese Aufgabe an einem deutschen Gymnasium sorgt für Empörung. Der Schule wird Rassismus vorgeworfen. Diese fühlt sich missverstanden – und entschuldigt sich.
Aufgabe aus Ethik-Unterricht macht Verband "fassungslos"
„Ein türkischer Familienvater in Deutschland verheiratet seine Tochter ohne deren Einverständnis mit dem Sohn seines Bruders, um diesem eine Aufenthaltserlaubnis für Deutschland und damit eine Existenz zu sichern. Besprich die Situation mit deiner/m Tischnachbarin/Tischnachbarn. Welche Konflikte seht ihr darin?“
Diese Aufgabe wurde tatsächlich so im Ehtik-Unterricht an einem deutschen Gymnasium gestellt – und sorgt nun für ordentlich Aufsehen! Laut „Bild“ wendet sich die „Föderation Türkischer Elternvereine in NRW“ (FÖTEV) empört an das Schulministerium. Die Organisation sei „fassungslos“, die Aufgabe bediene sich des Vokabulars rechtsradikaler Populisten.
Siegburger Schule: Wieder ein Beispiel für Rassismus?
Öffentlich gemacht hatte die Schulaufgabe in der vergangenen Woche der Solinger Rechtsanwalt Fatih Zingal. „Stereotype, Rassismus und Vorurteile entstehen nie ohne Grund. Das ist wieder ein Beispiel dafür, dass auch unser Bildungssystem durchzogen ist von Ressentiments und latentem Rassismus“, schrieb Zingal, der ein Foto der Aufgabe veröffentlichte.
„Die Verantwortlichen dieses Unterrichtsmaterials sollten überprüft werden“, forderte der Anwalt. „Möchte nicht wissen, wie viele türkeistämmige Schüler von diesen Lehrkräften in der Vergangenheit benachteiligt worden sind.“
Gymnasium Siegburg: "Jede Form von Rassismus lehnen wir strikt ab"
Auch die entsprechende Schule, das Gymnasium Siegburg Alleestrasse, meldete sich zu Wort. „Heute fegte ein Shitstorm über unsere Schule, der uns sehr getroffen hat. Uns wurde Rassismus und Diskriminierung vorgeworfen“, schrieb die Schule auf ihrer Website. „Dabei konnte der Eindruck entstehen, hier würden Stereotypen bewusst gegen eine Minderheit eingesetzt. Dies ist nicht der Fall, und es wird auch niemals der Fall sein.“
„Dennoch entschuldigen wir uns bei allen, die sich dadurch verletzt fühlen könnten. Selbstverständlich war das weder die Absicht der Schule noch eines einzelnen Lehrers“, teilte die Schule mit. „Wir sind eine offene, tolerante und internationale Schule. Das wird so bleiben.“
Mithilfe von selbst beschriebenen Schildern stellten mehrere Lehrkräfte der Schule zudem den Satz „An unserer Schule schätzen und leben wir Vielfalt. Jede Form von Rassismus, Sexismus, Vorurteilen oder sonstiger Benachteiligung lehnen wir strikt ab“, dar.
Ein Sprecher der Bezirksregierung Köln sagte laut der „Bild“, dass die Schulleiterin bereits das Gespräch in der Sache gesucht habe. Die Aufgabenstellung sei ihm zufolge aus dem Zusammenhang gerissen und stamme obendrein „aus einem in NRW zugelassenen Schulbuch“. (jda)