Gute Nachrichten dank neuer Studie
Menschen sind ehrlicher als gedacht

Stellen Sie sich vor, Sie finden auf der Straße eine Geldbörse, voll mit Geldscheinen, Münzen und Kreditkarten? Was machen Sie damit? Behalten Sie das Geld oder geben Sie den Gelbeutel zurück? Genau diese Fragen haben sich internationale Verhaltensforscher und Ökonomen gestellt und ein spannendes Experiment gemacht.
Studie zeigt, dass unser Menschenbild zu negativ ist
Wie ehrlich gehen Menschen mit einer gefundenen Geldbörse um? Das haben sich Forscher aus der Schweiz und den USA gefragt und eine Studie in 355 Städten in 40 Ländern gemacht. Das überraschende Ergebnis: Je mehr Geld in der Brieftasche war, desto ehrlicher waren die Menschen und gaben die Geldbörse zurück. Die Besitzer von 51 Prozent der Geldbörsen, die "nur" etwa zwölf Euro enthielten, wurden kontaktiert, bei den Börsen ohne Geld wurden nur 40 Prozent kontaktiert.
Das berichtet das Team um Michel Andre Marechal von der Universität Zürich im Fachblatt "Science". "Die Studie zeigt, dass wir ein zu negatives Menschenbild haben“, sagt Mitautor Christian Lukas Zünd von der Universität Zürich.
Versuch mit über 17.000 Geldbörsen in 40 Ländern
Zu dem Versuch wurden über 17.000 Geldbörsen mit Geldbeträgen verschiedener Höhe, Visitenkarten und teils mit Schlüsseln und Kreditkarten präpariert. Helfer der Forscher behaupteten, sie gefunden zu haben und gaben sie am Empfang von Institutionen ab - etwa bei Hotelrezeptionen, Banken, Kinokassen, Poststellen, Polizeiwachen oder Ämtern. Die Forscher achteten darauf, wie oft die Brieftaschen ihren Weg zurück zum vermeintlichen Besitzer fanden.
Die Resultate: Geldbörsen mit Schlüsseln wurden unabhängig vom Geldbetrag öfter zurückgegeben als solche ohne Schlüssel. Die Forscher schließen daraus, dass Finder – in diesem Fall also die Menschen am Empfang von Institutionen – oft selbstlose Motive haben, denn der Schlüssel hat für den Besitzer Wert, nicht für den Finder.
Die Schweizer sind am ehrlichsten
Laut der Studie sind die Schweizer am ehrlichsten, was die Rückgabe der Geldbörse ohne Geld betrifft. Bei größeren Geldbeträgen sind die Dänen, Schweden und Neuseeländer besonders ehrlich. Deutschland lag bei Börsen ohne Geld an neunter Stelle, bei Börsen mit Geld an elfter Stelle.
Die Verhaltensforscher erklären das Resultat damit, dass Menschen sich beim Einbehalten größerer Beträge eher als Diebe fühlen. "Die psychologischen Kosten sind gewichtiger als der materielle Gewinn", folgert Mitautor Alain Cohn von der Universität von Michigan. "Menschen wollen sich als ehrliche Personen sehen, nicht als Diebe."