Die Liebe scheint noch da zu sein, die Lust aufeinander ist aber längst abhandengekommen. Viele Paare können sich kaum daran erinnern, wann sie das letzte Mal Sex miteinander hatten und wenn sie ihn doch ab und an noch praktizieren, dann nur in Form einer stereotypen Abhandlung, die nun mal irgendwie dazugehört. Sexuelle Unlust ist ein stark verbreitetes Phänomen, über das häufig geschwiegen wird – auch innerhalb der eignen Partnerschaft.
Oft arrangieren sich Mann und Frau mit den Gegebenheiten, nehmen sie einfach hin, ohne sie zu hinterfragen oder schieben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Manche üben sich oberflächlich in Gleichgültigkeit, doch glücklich sind die wenigsten mit der Flaute im Bett.
Sie fragen sich, was helfen kann, ein eingeschlafenes Liebesleben aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken? Nun, es kommt darauf an …
Typisch Mann – typisch Frau: Was ist dran?
Männer haben grundsätzlich mehr Lust auf Sex als Frauen. Frauen klagen über Kopfschmerzen, um ihre Unlust zu verschleiern. Das sind nur zwei von vielen gängigen Klischees, wenn es darum geht, geschlechtsspezifische Verhaltensweisen in Bezug auf Sexualität zu benennen.
Genauso heißt es gerne, dass weibliche Unlust daher rührt, dass Frauen schlecht abschalten können und männliche, weil die Herren der Schöpfung unter Versagensängsten leiden. Solche Vorurteile können dazu führen, dass Paare zu falschen Annahmen kommen, ohne sich mit den wahren Gründen für ihre sexuelle Unlust auseinanderzusetzen.
Sicher haben auch Sie schon einmal davon gehört, dass Frauen mehr Zärtlichkeit und Zuwendung brauchen, um auf Touren zu kommen und Männern schnell die Lust vergeht, wenn ihre Partnerin zu viel an ihnen herummeckert. Aber treffen diese Aussagen auch auf Sie und Ihren Liebsten oder Ihre Liebste zu? Um den wahren Gründen für die Unlust in einer Beziehung auf die Spur zu kommen, reicht es nicht aus, über Klischees zu sinnieren. Paare müssen lernen, offen miteinander zu kommunizieren, ihre individuelle Situation unter die Lupe zu nehmen und gemeinsam Wege zu finden, um ihre Lust aufeinander wieder anzufachen.
Häufige Gründe für sexuelle Unlust in Beziehungen
Natürlich gibt es tatsächlich Gründe für die sexuelle Unlust, die schon alleine aufgrund der Anatomie und der Funktionsweise von männlichen und weiblichen Körpern gegeben sein können. Man bedenke nur die starken Regelschmerzen, die manche Frauen plagen oder unterschiedliche Einflüsse, die dafür sorgen können, dass Mann nicht kann. Wenn gesundheitliche oder körperlich bedingte Ursachen ausgeschlossen werden können, sind die Gründe für Unlust aber meistens nicht einem bestimmten Geschlecht zuzuschreiben. Wie sensibel, feinfühlig oder liebebedürftig ein Mensch ist, hat nichts mit den Geschlechtsmerkmalen zu tun.
Für sexuelle Unlust können zahlreiche Faktoren sorgen, die sich häufig in eine Beziehung schleichen – manchmal, ohne dass die Liebenden sie bewusst wahrnehmen:
- Stress im Alltag und zu wenig Zeit füreinander
- Lieblosigkeit des Partners oder der Partnerin
- mangelndes Interesse füreinander
- Unwohlsein im eigenen Körper
- Vertrauensbruch und häufiges Streiten
- Schicksalsschläge sowie Probleme und Sorgen
Sexuelle Unlust kann aber auch daher rühren, dass einer der Partner sich in eine andere Person verliebt hat oder gar mit einer anderen Frau oder einem anderen Mann eine heimliche Affäre führt. Dann sind sexuelle Handlungen mit dem eigenen Partner oder der eigenen Partnerin unter Umständen nicht mehr gewollt. Auch in diesen Fällen ist noch nicht alles verloren, wenn beide bereit sind, an ihrer Beziehung zu arbeiten. Schwerer wird es, wenn die Liebe füreinander verloren gegangen ist. Dann sollten beide ohnehin überlegen, ob sie ihre Partnerschaft noch weiterführen wollen.
Pikante Lustkiller, über die man nicht redet
Während es vielen Männern und Frauen noch gut gelingt, den Alltagsstress als Grund für ihre Unlust zu formulieren, gibt es auch so einige Themen, die Paare in ihrer Beziehung lieber totschweigen. Oft haben sie Angst, den anderen zu verletzen oder trauen sich nicht, ihre wahren Wünsche zu äußern.
Dass das Schlabberoutfit, die fettigen Haare, der Schweiß- oder Mundgeruch der Partnerin oder des Partners nicht gerade lustfördernd ist, ist klar. Es ihm oder ihr ins Gesicht zu sagen, ist aber nicht so einfach. Genauso unbequem kann es sein, offen zu sagen, dass man das Liebesleben als langweilig empfindet, man gerne neue Stellungen ausprobieren würde oder dass man bestimmte Praktiken und Berührungen nicht mag – obwohl man sie jahrelang hat über sich ergehen lassen. Mit etwas Einfühlungsvermögen, einer Portion Mut und gegenseitigem Vertrauen lassen sich aber auch solche pikanten Lustkiller ansprechen und ausmerzen.
Ursachenforschung: Schatz, wir haben ein Problem
Wenn Sie die sexuelle Unlust in Ihrer Beziehung endlich ausrotten und Ihr Liebesleben wieder auf die Reihe bekommen möchten, müssen Sie dem Problem auf die Spur kommen.
Wer von beiden hat keine Lust auf Sex und warum?
Hier hilft es nur, mit Ihrem Herzblatt offen zu reden. Erst wenn Sie die Gründe für die Unlust in Ihrer Partnerschaft benennen können, können Sie anfangen, an ihnen zu arbeiten und sie aus dem Weg zu räumen. Hier ist es wichtig zu unterscheiden, ob es handfeste Probleme zwischen Ihnen beiden gibt oder ob sich über die Zeit einfach eine unliebsame Routine entwickelt hat, die dazu führt, dass Sie kaum noch Zärtlichkeiten austauschen.

Das hilft, wenn das Sexleben nur eingeschlafen ist
Sie sind sich sicher, dass Ihre Beziehung auf einem stabilen Fundament steht, Sie und Ihr Schatz sich nach wie vor lieben und Ihre Lust aufeinander einfach nur wieder etwas angefacht werden muss?
Tipps gegen die sexuelle Unlust:
- Brechen Sie regelmäßig aus dem Alltagstrott aus und nehmen Sie sich bewusst Auszeiten, die Sie nur zu zweit verbringen.
- Planen Sie Sex-Dates. Auch wenn Sex nach Plan nüchtern klingt, der Appetit kommt bekanntlich beim Essen.
- Regen Sie Ihre Fantasie an, indem Sie gemeinsam Erotikfilme anschauen oder sich durch kleine Liebesbotschaften gegenseitig anheizen.
- Werden Sie kreativ, probieren Sie neue Stellungen aus oder besorgen Sie sich ein paar spannende Sextoys.
- Fassen Sie sich ein Herz und reden Sie miteinander über Ihre heimlichen Sexfantasien. Welche würden Sie gerne wahr machen?
- Holen Sie sich ein Stück Romantik zurück. Ein warmes Schaumbad, ein Dinner bei Kerzenschein und leise Musik sorgen für die richtige Stimmung.
- Beim Dating mit anderen Paaren können Sie neue Spielarten kennenlernen und frische Erfahrungen sammeln – vorausgesetzt, Sie sind offen dafür, einander zu teilen.
- Ein kleiner Hauch von Eifersucht kann helfen, die Aufmerksamkeit des Partners oder der Partnerin auf sich zu ziehen und sein oder ihr Interesse wieder zu entfachen.
- Gehen Sie häufiger auf Tuchfühlung. Innige Küsse und liebevolle Massagen machen Lust auf mehr.
Denken Sie öfter mal daran zurück, was sie am Anfang Ihrer Beziehung besonders aneinander gereizt hat. Es ist immer noch da, Sie müssen nur bereit sein, es wahrzunehmen oder wieder an die Oberfläche zu befördern. Das kann auch bedeuten, dass Sie wieder damit beginnen, einander Kompliment zu machen und den anderen mit kleinen Aufmerksamkeiten zu überraschen. Achten Sie auf Ihr Äußeres und machen Sie sich die Mühe, sich wenigstens ab und an für Ihren Schatz so herauszuputzen, als wären Sie noch in der Dating-Phase.
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