Zwei Singles lernen sich über eine beliebte Singlebörse kennen – und später auch lieben, oder sind sich im realen Leben über gemeinsame Bekannte nähergekommen. Es knistert und beide stellen fest, dass diese Begegnung der Anfang einer schönen Partnerschaft sein könnte. Die Betonung fällt hier eindeutig auf das Wörtchen „könnte“, denn so einfach der Beginn der großen Liebe ist, so schwierig kann sie werden, wenn einer der beiden Partner lieber eine offene Beziehung führen möchte.
Eröffnet der Partner respektive die Partnerin, dass sie gerne mehrere Liebschaften pflegt, gehen bei manch eingefleischten „Normalos“ die Alarmsirenen los.
„Ich soll dich zukünftig mit anderen Frauen teilen? Wie stellst du dir das bitteschön vor?“, herrschte Brigitte (30) ihren Partner Nikolas (32) an, als dieser ihr bei einem Glas Sekt seine persönliche Traumvorstellung von einer gut funktionierenden Partnerschaft eröffnete.
Vertrauen ist in einer offenen Beziehung extrem wichtig
In einer offenen Beziehung wird Treue etwas anders definiert, nämlich so:
Zwei Partner gelten als fest zusammen. Dennoch ist es jedem Partner selbst überlassen, von Zeit zu Zeit sein oder ihr Amüsement bei fremden Bekanntschaften zu suchen. Meistens geht solch einem verabredeten Fremdgehen ein Terminvorschlag voraus. Nikolas würde Brigitte also vorher genau ankündigen, wann er fremdgeht. Und umgekehrt, würde dies auch für Brigitte gelten. An der festen Partnerschaft zwischen Brigitte und Nikolas würde sich demnach nichts ändern – außer, dass es da ab und zu kleine Affären gibt, welche aber mit ihrer innigen Beziehung nichts zu tun haben sollen.
Meistens zielt das Offene-Beziehungs-Modell auf sexuelle Austauschmöglichkeiten hin. So sagen Betroffene, dass durch wechselnde Bekanntschaften mehr frischer Wind in die eigene Beziehung einkehrt. Beispielsweise könnte Nikolas sexuelle Erfahrungen, welche er mit einer anderen Frau erlebt hat, mit in die sexuelle Beziehung zu Brigitte einbringen.
Natürlich birgt eine offene Beziehung immer ein wenig die Gefahr, dass sich der Partner bzw. die Partnerin in eine laufende Affäre verliebt und dann das Weite sucht.
Beide Partner müssen mit der offenen Beziehung d‘accord sein
Ist die große Liebe gefunden, hat die Partnersuche meistens ein Ende. Anders ist dies bei der offenen Beziehung. Mann oder Frau entscheiden sich für einen Dauerpartner, doch um diese feste Beziehung herum kreisen kleine Affären. Verfechter der freien Liebe empfinden das Modell der offenen Beziehung als Würze. Andere lehnen diese Art der Partnerschaft komplett ab, da sie laut eigener Aussage nicht mit den vielen aufkommenden negativen Gefühlen wie beispielsweise Eifersucht, Verlustangst und so weiter dauerhaft leben könnten.
Was braucht es also, um eine glückliche offene Beziehung leben zu können?
- An allererster Stelle ist es wichtig, dass beide Partner über das Thema „offene Beziehung“ reden. Ist nur einer der Partner für eine offene Beziehung, steht die Beziehung schon unter keinem guten Stern. Ein Versuch, einen Mittelweg zu gehen, kann funktionieren, muss es aber nicht. Vielleicht kann ein Gespräch mit einem Paartherapeuten Licht ins Dunkel bringen. Gelingt dies nicht, sollten sich beide, bevor es zu Enttäuschungen kommt, besser in Freundschaft trennen.
- Vertrauen und die gleiche Lebenseinstellung braucht es, um mit diesem doch schon etwas gewagten Beziehungsmodell glücklich zu werden. Wenn beide dies beherzigen und tatsächlich von diesem Beziehungsmodell in ihrer inneren Beziehung profitieren, dann ist der richtige Weg für eine langanhaltende Partnerschaft gefunden.
- Wer eine offene Beziehung pflegen möchte, muss sich dringend von negativen Gefühlen wie beispielsweise Neid, Eifersucht und Missgunst trennen.
- Regelmäßige Gespräche mit dem festen Partner sollten stattfinden. Dazu gehören mitunter Erlebnisaustausch, weitere Planungen , aber auch mal die Planung eines Romantik-Urlaubs, den das Paar dann wirklich nur für sich und seine feste Beziehung nutzt.
Fazit:
Wie dem auch sei, die Geschmäcker sind verschieden. Wer bereit ist, eine offene Beziehung einzugehen, hat sich dies im Vorfeld hoffentlich gut überlegt. Denn ein „normal“ gibt es bei all den verschiedenen Beziehungsformen nun mal nicht. Stattdessen gibt es ganz viele individuelle Formen und es stellt sich für den einzelnen eigentlich nur die Frage „Wie will ich leben?“. Wenn man dem Partner klar begegnet, ist es möglich, Gedanken, Vorlieben, Wünsche, Sehnsüchte und Neugierden frei zu äussern. Und genau daran wächst eine Beziehung, ob diese nun monogam oder offen gelebt wird spielt dabei eigentlich keine Rolle.
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