Die Gemüter sind erhitzt, die Emotionen hochgekocht, und nachdem die beiden Streitparteien einander all Ihren Frust ins Gesicht geschrien haben, fallen die Hüllen und mit ihnen alle Hemmungen. Was folgt, ist eine intensive Begegnung auf der horizontalen Ebene oder nach Belieben in einer anderen Stellung. Viele Paare schwören auf Versöhnungssex nach einem Streit und praktizieren ihn gerne und voller Hingabe.
Aber fühlt sich Versöhnungssex einfach nur gut an oder kann er tatsächlich auch helfen, die Wogen nach einem Streit zu glätten und eine Partnerschaft nachhaltig zu stärken?
Warum praktizieren Paare Versöhnungssex?
Vielleicht gehören Sie auch zu den Menschen, die einen Streit mit dem Partner oder der Partnerin als reinigendes Gewitter in der Beziehung empfinden. Am schönsten ist so ein Unwetter allerdings, wenn danach wieder die Sonne scheint. Und was könnte sich besser dazu eignen, gut Wetter zu machen als Versöhnungssex?
Nur was veranlasst Paare eigentlich dazu, nach einer Meinungsverschiedenheit Lust aufeinander zu bekommen?
Oft ist es so, dass in einem Streit Dinge geklärt werden konnten, die die Beziehung zuvor belastet haben. Wenn beide sich erleichtert fühlen, entsteht automatisch wieder mehr Raum für Lust aufeinander. Während eines Streites entwickelt sich zwischen den beiden Beteiligten aber auch oft eine Distanz. Paare, die das Gefühl, dass die Nähe zum Partner oder zur Partnerin gestört ist, nicht gut ertragen können, sehen im Versöhnungssex einen Weg, um ihre Verbundenheit wieder herzustellen.
In einigen Fällen kommt es sicher auch zum Versöhnungssex, weil zwei Menschen, die sich innig lieben, nach einem Streit feststellen, dass sie sich eigentlich nur wegen einer Lappalie überworfen haben. Diese Erkenntnis kann schon mal dafür sorgen, dass die negative Energie, die während der hitzigen Diskussion entstanden ist, sich schlagartig in positive wandelt. Und ab und an kommt es in Beziehungen auch einfach vor, dass die angestaunten Aggressionen aus dem Streit sich in leidenschaftlichem Sex entladen – ohne dass die Streitpunkte einvernehmlich geklärt werden konnten. Oder ein Partner verführt den anderen, um ihn zu besänftigen.
Wann ist Versöhnungssex keine gute Idee?
Versöhnungssex kann nur von Mann und Frau genossen werden, wenn beide wirklich Lust aufeinander empfinden. Wie auch bei jeder anderen Form der körperlichen Begegnung bleibt zumindest ein Partner nach dem Versöhnungssex frustriert zurück, wenn nicht beide mit ganzem Herzen dabei sind. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn einer von beiden Partnern sich nur auf den Sex einlässt, um die Situation zu beruhigen, dem anderen Partner einen Gefallen zu tun oder aus Angst, der vorangegangene Streit könnte der Beziehung so sehr schaden, dass sie daran zerbricht. Wird Versöhnungssex grundsätzlich als Beziehungskitt angesehen, kann er der Partnerschaft sogar schaden. Nämlich dann, wenn Mann und Frau sich dauerhaft darauf verlassen, dass der heiße Sex es schon richten wird, wenn es mal wieder kracht. Denn so bleiben Beziehungsprobleme möglicherweise ungelöst und häufen sich unbemerkt an.
Versöhnungssex als Hilfe?
Probleme in einer Partnerschaft lassen sich nicht allein durch Versöhnungssex aus der Welt schaffen. Er kann sie bestenfalls in den Hintergrund rücken lassen. Doch sie bleiben weiter bestehen, wenn Mann und Frau nicht daran arbeiten, sie zu lösen.
Aber Versöhnungssex kann helfen, eine Partnerschaft zu stärken:
- Genauso wie Gespräche ist Sex eine Art der Kommunikation zwischen zwei Menschen, nur eben auf körperlicher Ebene. Da Kommunikation essenziell ist, um miteinander in Kontakt zu bleiben und sich nicht zu entfremden, darf Versöhnungssex also gerne zum Einsatz kommen, wenn es auf der verbalen Ebene mal nicht ganz so rund läuft.
- Guter Sex entspannt und lässt den Stresspegel sinken. Insofern sorgt Versöhnungssex dafür, dass die erhitzten Gemüter zur Ruhe kommen. Danach fällt es vielen Paaren wieder leichter, ruhig und sachlich miteinander ins Gespräch zu gehen.
- Bei einem handfesten Streit kommen schon mal Trennungsgedanken, Zweifel an der Beziehung oder die Angst vor dem Verlassenwerden auf. Alles Emotionen, die nicht gerade hilfreich sind, um einen Streit mit einem guten Gefühl zu beenden. Hier kann Versöhnungssex beruhigend wirken, denn die körperliche Nähe zueinander stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl.
Nicht immer stehen die Chancen gut
Wenn Sie gerne öfter Versöhnungssex hätten, sollten Sie darauf achten, wie Sie mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin streiten. Denn eine Diskussion, bei der man immer noch ein Mindestmaß an Respekt voreinander bewahrt, wirkt sich ganz anders auf das Lustempfinden aus als ein Streit, bei dem so manche Bemerkung unter die Gürtellinie geht.
Scharfe Vorwürfe oder gar beleidigende Äußerungen führen eher dazu, dass der Partner oder die Partnerin erst einmal jegliche körperliche Nähe ablehnt, anstatt sie zu suchen. Besser stehen Ihre Chancen auf Versöhnungssex, wenn Sie eine Streitkultur pflegen, die erkennen lässt, dass Sie Achtung vor der Meinung Ihrer besseren Hälfte haben, auch wenn es nicht ihre eigene ist. Sollte es Ihnen dann noch gelingen, durchschimmern zu lassen, dass Sie Ihren Schatz für seinen starken Charakter schätzen und ihn trotz seiner kleinen Macken lieben, könnten Ihre Streitigkeiten in Zukunft öfter mit heißem Versöhnungssex enden.
Fazit
Genießen Sie den Versöhnungssex und seine Vorteile ausgiebig, schalten Sie danach aber unbedingt wieder Ihr Gehirn ein. Denn ist der Grund für Ihren Streit noch nicht geklärt, sollte es nach dem Versöhnungssex auf zur nächsten Diskussionsrunde gehen. Zu dieser können Sie dann sicher weitaus entspannter und mit besseren Aussichten auf Erfolg antreten.
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