Der Rohbau eines Gebäudes ist quasi dessen Skelett, allerdings nicht wie bei Menschen und Säugetieren von innen, sondern von außen. Im deutschen Bauwesen wird ein Rohbau als fertiges Bauwerk samt Dach, jedoch noch ohne Fenster, Fassadenverkleidung und Innenausbau definiert.
Wie der Knochenbau muss auch der Rohbau sicher, stabil sowie zuverlässig sein
Die so große und gewissermaßen fundamentale Rolle des Rohbaus für Gebäude aller Art beeinflusst natürlich auch maßgeblich die Baukosten beim Hausbau, die einer Faustregel zufolge ca. 40 bis 50 Prozent der gesamten Kosten ausmachen. Sämtliche Arbeiten am/für den Rohbau müssen zwingend präzise und streng nach Planung und Vorschrift ausgeführt werden, da sonst schwere Mängel am Gebäude drohen, die meist auch nicht nachträglich ausgebessert oder repariert werden können. Im schlimmsten Fall endet der hoffnungsvoll und zuversichtlich begonnene Bau dann im Rohbauzustand und man steht vor einer teuer bezahlten Bauruine, deren Abriss sogar noch zusätzliche Kosten verursacht. Um derartige Entwicklungen und Enttäuschungen zu vermeiden, sollten Bauherren bei der Planung des Rohbaus ausgesprochen sorgfältig, umsichtig und weitblickend agieren. Das beinhaltet vor allem eine realistische Sicht der zahlreichen Einzelarbeiten und deren Kosten, die für den Rohbau notwendig sind bzw. anfallen.
An einem gelungenen Rohbau sind immer und überall viele Baugewerke beteiligt
Laien unterschätzen häufig die Summe der unterschiedlichen Arbeiten verschiedener, aber stets aufeinander angewiesener sowie terminlich immer eng miteinander kooperierender Gewerke, die für die fachgerechte Konstruktion eines stabilen und zuverlässigen Rohbaus unerlässlich sind. Zu den ersten Rohbauarbeiten zählen das Verlegen der Kanalrohre für den Abwasseranschluss und Legen des Fundaments und das Einrichten sowie Sichern der Baustelle, worauf Erdarbeiten bzw. Tiefbau und Entwässerung folgen.
Je nach Art des Hausbaus gehören auch Maurer- und/oder Betonarbeiten sowie Zimmermannsarbeiten, die Treppenplanung sowie Dachlattung und damit Schreinerarbeiten und die Abdichtung des Rohbaus dazu. Hinsichtlich der Aufschlüsselung der Kosten der oben genannten Arbeitsschritte bzw. Rohbaukosten fallen für Erdarbeiten und Tiefbau samt Entwässerung pro m² Brutto-Grundfläche ca. 70 bis 100 Euro, Maurer- und Betonarbeiten jeweils ca. 255 Euro, den Treppeneinbau ca. 400 bis 800 Euro, Zimmermannsarbeiten ca. 85 Euro sowie für Dach- und Spenglerarbeiten ca. 85 Euro an.
Die Posten der Kosten des Rohbaus summieren sich auf eine beträchtliche Höhe
Über den Daumen gepeilt belaufen sich die Kosten aktuell auf ca. 500 bis 800 Euro pro m² Wohnfläche, womit bei einem Einfamilienhaus mit 140 bis 150 m² aktuell ca. 70.000 bis 112.000 Euro nur für den Rohbau fällig werden. Dabei entfallen ca. 60 Prozent der Kosten auf Arbeitsleistungen bzw. Stundenlöhne der beteiligten Gewerke und etwa 40 Prozent auf benötigte Baumaterialien.
Beim Beispiel eines Einfamilienhauses mit 140 m² Wohnfläche mit Gesamtkosten in Höhe von ca. 235.000 Euro (inklusive Keller) bzw. 210.000 Euro (ohne Keller) belaufen sich die anteiligen Kosten auf ca. 105.000 Euro. Hierbei entfallen etwa 70.000 bis 75.000 Euro auf Maurer-, Beton- und Stahlbetonarbeiten sowie ca. 25.000 bis 30.000 auf Dachdecker- und Spengler- sowie Zimmererarbeiten.
Sonderwünsche bei Grundriss, Dach und Keller lassen die Kosten schnell steigen
Diese Richtwerte dienen aber nur einer groben Orientierung und besitzen lediglich für einfachere bzw. Standardausführungen einige Gültigkeit. Kommen Sonderwünsche, wie zum Beispiel ein ausgefallener Grundriss, ein Keller mit vielen Räumen und damit Wänden oder eine individuelle Dachkonstruktion mit ins Spiel, können die Kosten für den Rohbau schnell auch auf das Doppelte der oben erwähnten Preise steigen. Einen recht großen Unterschied bei Rohbaukosten kann beispielsweise die Form des Dachstuhls machen.
Mit aktuell ca. 60 Euro pro m² relativ günstig und deshalb in Deutschland häufig gewählt ist das auch für den direkten oder späteren Ausbau gut geeignete Satteldach. Mindestens 100 bis 120 Euro pro m² kostet das deutlich seltenere Walmdach und verursacht damit doppelt so hohe Kosten. Noch günstiger als Satteldächer sind hingegen Flach- und Pultdächer, wobei bei Flachdächern die im Lauf der Zeit entstehenden und steigenden Kosten für Wartung und Instandhaltung die Einsparung in der Regel auf Dauer zunichtemachen.
Beim Rohbau für das Eigenheim können mitunter erhebliche Kosten gespart werden
Angesichts dieses hohen Anteils der Kosten für den Rohbau an den Baukosten überlegen sich speziell private Bauherren häufig, ob und inwiefern sie durch Eigenleistungen am Rohbau Geld sparen können. Generell und grundsätzlich ist dies natürlich in vielen Fällen möglich.
Zeit ist auch beim Rohbau Geld und nicht jeder eignet sich für schwere Bauarbeiten
Dem gegenüber gilt aber zu bedenken, dass sich bei lediglich rudimentärem Wissen um alle Feinheiten beim Rohbau folgenschwere Fehler einschleichen können, die meist im Nachhinein – wie weiter oben geschildert – nicht ohne Weiteres bzw. nur für sehr teure Preise behoben werden können. Darüber hinaus muss auch der Faktor Zeit beim Errichten des Rohbaus ausreichend berücksichtigt werden. Während die Fachfirmen und mit- bzw. nacheinander arbeitenden Gewerke für die Fertigstellung eines Rohbaus für ein Einfamilienhaus ungefähr 25 Tage benötigen, kann es bei Eigenleistung je nach Anzahl und Qualifikation der beteiligten Personen mitunter deutlich länger dauern. So schätzen Experten die Bauzeit für einen vollständig in Eigenregie erfolgten Rohbau auf ca. 45 bis 50 Tage. Voraussetzung hierfür ist aber, dass sämtliche Mitarbeiter sowohl über die körperliche Konstitution sowie Kondition als auch Erfahrung mit den betreffenden Arbeiten verfügen. Hinzu kommt der Wegfall jeglicher Gewährleistung gegenüber Bauunternehmen und ein potenziell erhöhtes Verletzungsrisiko der am Rohbau beteiligten Privatpersonen.
Baufirmen bekommen beim Kauf von Material vom Handel günstigere Konditionen
Wer also nicht glücklicherweise im Lotto gewonnen oder einen große Erbschaft gemacht hat, sondern vielmehr neben einer Vollzeitbeschäftigung auch noch Arbeiten am Rohbau vollbringen muss, wird in Bezug auf sein Geld- und Zeitbudget vermutlich schon bald an unüberwindbare Grenzen stoßen.
Im Gegensatz kaufen Privatleute derartige Materialien hierzulande durchschnittlich um die ca. 15 Prozent teurer ein, sodass dieser Kostenposten bei Eigenleistung meist höher ausfällt. Dahingegen lassen sich beim Rohbau deutlich Kosten sparen, wenn man die Arbeitskosten in Eigenregie mit ca. 10 bis 12 Prozent der Baukosten betrachtet. Hat man entsprechend qualifizierte, aber trotzdem für nur geringes Entgelt oder sogar gratis arbeitende Helfer, lassen sich die Kosten minimieren.
Ist der Rohbau fertig, können teure Arbeiten im Inneren ruhig noch ein wenig warten
Möglichkeiten, die nicht unerheblichen Rohbaukosten beim Eigenheim zu senken, gibt es aber dennoch und durchaus. Hierfür kann etwa eine Etage eingespart werden, wodurch die Anzahl und somit auch Kosten für Decken und Treppen geringer werden, auch wenn das Dach wegen der dann größeren Grundfläche etwas teurer wird. Hier muss bzw. kann gemäß dem konkret vorliegenden Einzelfall entschieden werden. Kosten sparen können private Bauherren auch durch den vorübergehenden Verzicht auf den sofortigen Ausbau von Räumen im Dachgeschoss und/oder Keller, die gut auch zu einem späteren Zeitpunkt bzw. erst bei Bedarf ausgebaut werden können. Gleiches gilt für die Anzahl der Zimmer im Haus, da viele kleine Räume wegen der zusätzlichen Wände teurer sind als einige wenige.
Große Zimmer aber, die sich auch bestens noch nach Fertigstellung der Arbeiten durch im Vergleich recht günstige Trockenbauwände teilen lassen, wirken sich kostengünstiger aus. Gerade bei Innenausbauarbeiten kann durch Eigenleistung also viel gespart werden. Nicht sparen sollte man jedoch bei der professionellen Baubegleitung durch einen Fachbetrieb, weil eine solche Begleitung meist vor gravierenden Fehlern schützt und außerdem auch eine begrenzte Versicherung bietet.
Die perfekte Planung eines Rohbaus glückt am besten mit gutem Rat von Experten
Aus diversen Gründen eher abgeraten sowie in der Praxis auch unüblich wird von einer Eigenleistung beim Bau von Mehrfamilienhäusern, die hierzulande auch zumeist nicht von Privatleuten, sondern kommerziell orientierten Unternehmen oder im Auftrag von Kommunen errichtet werden.