Massive Probleme beim Laden von E-Autos an Flughäfen?
Wer während der Reise das Elektroauto am Flughafen parken und aufladen will, braucht vielerorts gute Nerven. Selbst an den großen deutschen Airports in Frankfurt am Main, München und Düsseldorf ist die Ausstattung der E-Tankstellen teils sehr dürftig – langsames Laden und erschwerte Anmeldeprozesse behindern das Aufladen. Zudem sind viele Ladesäulen permanent belegt, wie zahlreiche genervte Fahrer berichten. Wie schlimm ist die Situation beim Laden von E-Autos am Flughafen wirklich? Wir haben uns einmal für Sie umgesehen.
Elektroautos werden zunehmend beliebter. Immer mehr Autofahrer legen sich einen Stromer zu. Die Umsteiger stoßen jedoch im Alltag häufig auf Probleme – etwa an Flughäfen.
Wer sein E-Auto während der Urlaub- oder Geschäftsreise an einer Ladesäule abstellen möchte, muss mit vielen Überraschungen rechnen: Überdurchschnittlich hohe Parkgebühren, belegte Stationen, geringe Ladeleistung und eine umständliche Registrierung gehören an vielen Airports zur Tagesordnung. Ähnlich ergeht es Abholern und Bringern, die Familienmitglieder am Flughafen verabschieden oder begrüßen und gleichzeitig etwas Strom nachtanken wollen. Ein nicht zu vernachlässigender Anteil an Ladesäulen ist an einigen Flughäfen – etwa am zweitgrößten deutschen Flughafen München – mit Schuko-Steckern ausgestattet. Sprich: Man lädt das Auto praktisch an einer haushaltsüblichen Steckdose im Schneckentempo. Das ist bei einer längeren Urlaubsreise in Ordnung, für kurze Geschäftsreisen jedoch oftmals nicht ausreichend.
Positiv hervorzuheben ist sicherlich, dass es mittlerweile an allen großen Airports überhaupt eine größere Anzahl an Ladestationen für E-Autos gibt. Das Angebot unterscheidet sich jedoch unter den Flughäfen erheblich, wie das Vergleichsportal Parkplatzvergleich.de ermittelt und für einige große Airports herausgearbeitet hat. Gemeinsam haben die großen Verkehrsflughäfen demnach lediglich, dass sich die Elektrotankstellen meistens in den eher sehr teuren Premium-Parkhäusern direkt an den Terminals befnden. Bis zu 251 Euro können für einen Parkplatz mit Ladesäule pro Woche fällig werden – in einigen Fällen sicherlich mehr als die Kosten für den gesamten Flug. Das Aufladen ist im teuersten Fall immerhin im Preis inbegriffen. Ladepunkte für Elektroautos in den günstigen Holiday-Parkhäusern sind bisher häufig Fehlanzeige.
Zudem sorgt die Nutzung an sich für Verwirrung: Manchmal muss vorab eine App heruntergeladen und der Nutzer registriert werden, in anderen Fällen genügt es, einfach das Ladekabel einzustecken. Fahrer eines Elektroautos müssen deshalb derweil noch starke Nerven und das nötige Kleingeld mitbringen, wenn sie ihren Wagen am Flughafen laden wollen. Was bedeutet das in der Praxis? Und wie sollten Autofahrer vorgehen, um ihren Wagen erfolgreich zu laden?
Die Preise für das Elektroauto laden am Flughafen variieren kräftig
Ebenso wie die Leistungsfähigkeit und Anzahl der Ladesäulen variiert auch der Preis für das Elektroauto laden am Flughafen kräftig. Der Ladevorgang selbst ist häufig kostenlos, dafür fallen die Gebühren für das jeweilige Parkhaus an. Selten befinden sich die Ladesäulen in den günstigen Langzeit-Parkhäusern, in denen Urlauber für ein bis zwei Wochen für wenig Geld parken können. Unter den größten Flughäfen in Deutschland kostet der Ladevorgang an sich lediglich am Flughafen Düsseldorf eine zusätzliche Gebühr. An vielen Airports ist das Laden selbst kostenlos. Die Stationen liegen stattdessen häufig in den Premium-Parkhäusern direkt an den Terminals, die wiederum bis zu 39 Euro pro Tag kosten. Die Preise an den bisher durch Parkplatzvergleich getesteten Airports liegen im günstigsten Fall bei 69 Euro (Flughafen Köln) und in der teuersten Variante bei 251 Euro (Flughafen Frankfurt am Main) pro Woche.
In unserer Tabelle haben wir Ihnen die derzeitigen Konditionen für das Laden an einigen ausgewählten Airports aufgelistet.
Flughafen | Parkhäuser | Parkhauskosten/Woche | Ladegebühren |
Frankfurt | P2, P9, P4, P8 | 93 bis 251 Euro | kostenlos |
München | P3, P20 | 199 bis 214 Euro | kostenlos |
Düsseldorf | P5, P7, P8 | 72 bis 212 Euro | Gebühren |
Köln | P2, P3 | 69 bis 89 Euro | kostenlos, Registrierung |
* Stand Januar 2020
Einen Lichtblick gibt es übrigens am Hamburg Airport: Dort können Fahrer ihr E-Auto beim Bringen und Abholen direkt vor den Terminals an den Parkscheinautomaten mit Parkscheibe bis zu 60 Minuten kostenlos parken – für Verbrenner werden hier immerhin 12 Euro pro Stunde fällig. Allerdings gibt es vor den Terminals nur vier Ladestationen, die von Stromnetz Hamburg betrieben werden. Das Aufladen ist an den Chargern kostenpflichtig.
Undurchsichtige Kosten an den Ladesäulen
Ein großes Problem stellen zudem die undurchsichtigen Preisstrukturen bei kostenpflichtigen Ladesäulen dar. Die entstehenden Kosten für das Laden lassen sich vorab schwer einschätzen.
So stellt die Ermittlung der Ladekosten am Flughafen Düsseldorf selbst Technik-affine Menschen vor große Verwirrungen: Dort muss man sich entweder für die Tankkarte der Stadtwerke registrieren oder kann per Smartphone per Paypal oder Kreditkarte zahlen – ob dafür eine bestimmte Technologie wie NFC oder eine spezielle App erforderlich ist, darf der Nutzer dann gern vor Ort selbst erraten. Preisangaben finden sich hier lediglich für die Tankkarte der Stadtwerke, die nicht nur verwirrend ist, sondern sich außerdem nur für Nutzer aus Düsseldorf und Umgebung lohnt, da sie mit einer monatlichen Grundgebühr einhergeht.
Etwas transparenter ist die Abrechnung der Ladesäulen von Stromnetz Hamburg. Dort kann vor dem Terminal per SMS, App, Ladekarte oder Abrechnung geladen werden. Bei der Zahlung per App werden kosten von 27 Cent pro Kilowattstunde plus ein Zuschlag von 1,73 Euro zuzüglich 19 Prozent auf den Gesamtbetrag fällig. Da können E-Auto-Besitzer die Kosten zumindest vorab überschlagen.
Anleitung: So können Sie ohne Frust am Flughafen aufladen
Fahrer, die ihr Elektroauto am Flughafen möglichst frustfrei aufladen möchten, sollten sich vorab über die Gegebenheiten an ihrem gewünschten Airport informieren, da sich die Rahmenbedingungen überall unterscheiden. Am besten schauen Autofahrer vorher im Netz nach, in welchen Parkhäusern sich die Ladestationen befinden. Zudem sollte es dort eine Info zu den Parkhauspreisen und der verwendeten Steckertechnologie geben. In den meisten Fällen handelt es sich um die üblichen Typ2-Stecker oder Schuko-Stecker.
Sollte eine Registrierung erforderlich sein, muss oftmals die App des Betreibers heruntergeladen werden. Nicht immer lässt sich die Info hierfür vorab im Internet finden. Nutzer müssen als schlimmstenfalls beim Parken über das Mobilfunknetz die entsprechende App herunterladen. Für kostenpflichtiges Laden wird zudem häufig eine Kreditkarte oder eine mobile Bezahltechnologie wie Paypal benötigt. Wer diese Hürde gemeistert hat, kann für einige Flughäfen mehr oder weniger zuverlässig die Belegung der Ladesäulen abrufen – für die Airports in Köln und Düsseldorf geht das etwa über den Anbieter Chargecloud.
Das bietet natürlich keine Sicherheit, dass die Ladesäulen bei der Ankunft noch immer frei sind. Lediglich am Frankfurter Flughafen lassen sich die Ladestationen vorab reservieren – zu einem Premium-Preis, versteht sich. Alle entsprechenden Parkhäuser mit Ladestationen an den großen deutschen Airports können schlussendlich etwa auf dem Portal Parkplatzvergleich.de zu oftmals attraktiven Konditionen gebucht werden.
Fazit – Elektro-Infrastruktur an Airports kommt nur schleppend voran
Die schleppende Weiterentwicklung der Ladeinfrastruktur beschränkt sich keineswegs auf die Flughäfen – in ganz Deutschland gibt es dutzende Praxisbeispiele, wie permanent belegte Ladestationen, komplizierte Registrierung und undurchsichtige Preisstrukturen E-Autofahrern das Leben schwer machen.
An den Airports ist die Situation aktuell zumindest nicht viel besser. Die Elektrotankstellen an den Flughäfen unterscheiden sich sowohl in ihrer Anzahl als auch in der Leistung sehr stark. Während manche Flughäfen die Anzahl der Elektroladesäulen stark aufrüsten, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, scheinen andere Airports den Trend eher zu verschlafen. Oftmals befinden sich die Stationen in den eher teuren Premium-Parkhäusern und sind flächendeckend belegt. Jeder Airport beschreitet bei seinen E-Tankstellen einen eigenen Weg, der für Außenstehende meistens nur nach ausgiebiger Recherche nachzuvollziehen ist. Fahrer eines E-Autos sollten deshalb vor ihrer Anreise zum Flughafen gründlich Ausschau halten, Standorte der Ladesäulen bestimmen und sich gegebenenfalls vorab die App des regionalen Anbieters runterladen, um sich nicht vor Ort durch den Anmeldevorgang kämpfen zu müssen.
Immerhin scheint sich die Situation in naher Zukunft zu verbessern: Viele große Flughäfen richten nach und nach zusätzliche, modernere E-Tankstellen ein.