"Kosten für teuren Zahnersatz absichern"
Schöne Zähne sind ein wichtiges Statussymbol in unserer heutigen Gesellschaft. Doch nicht jeder kann sich teuren Zahnersatz leisten. Zahnzusatzversicherungen erfreuen sich daher zunehmender Beliebtheit. Aktuell haben bereits über 16 Millionen Deutsche eine Zusatzversicherung abgeschlossen – die Nachfrage ist weiter steigend. Wir freuen uns daher, einen wirklichen Experten zu diesem Thema befragen zu können. Maximilian Waizmann – Geschäftsführer des Portals www.zahnzusatzversicherung-experten.de steht unserer Redaktion Rede und Antwort.
Hallo Herr Waizmann, bitte stellen Sie sich den Lesern kurz persönlich vor.
Maximilian Waizmann: Mein Name ist Maximilian Waizmann, ich bin 37 Jahre alt, verheiratet und habe 4 Kinder. Ich bin gelernter Bankkaufmann / Versicherungsfachmann und beschäftige mich seit vielen Jahren speziell mit dem Thema Zahnzusatzversicherungen.
Wann haben Sie Ihr Vergleichsportal für Zahnzusatzversicherungen gegründet und welche Zielsetzung verfolgen Sie damit?
Maximilian Waizmann: Gemeinsam mit meiner Frau habe ich das Portal Zahnzusatzversicherung-Experten.de im Jahr 2009 gegründet. Schon damals gab es eine Vielzahl an unterschiedlichen Tarifen, was es Verbrauchern sehr schwer machte, den Durchblick zu bewahren.Da wollten wir gerne etwas Licht ins Dunkel bringen und die Tarife mit einem übersichtlichen Vergleichsportal transparenter machen. Ich denke, das ist uns auch ganz gut gelungen.
Was ist eine Zahnzusatzversicherung und für welche Menschen ist der Abschluss sinnvoll?
Maximilian Waizmann: Jeder gesetzlich Krankenversicherte hat beim Thema Zahnersatz dieselben Leistungsansprüche gegenüber seiner Kasse, egal ob man bei der AOK, TK oder DAK versichert ist. Diese Festzuschüsse sind allerdings nicht besonders hoch – und gerade wenn man Wert auf eine besonders hochwertige Versorgung legt, z.B. mit Implantaten oder Inlays, entstehen hohe Eigenanteile von teilweise 80 oder 90% bezogen auf die entstandene Zahnarztrechnung.
Bei einer umfassenden Zahnsanierung sind Kosten im 5stelligen Bereich sicherlich keine Ausnahme. Viele Menschen können sich das nicht leisten oder müssen ans Ersparte, das eigentlich für andere Dinge gedacht war. Mit Urlaub oder anderen schönen Dingen ist es dann oftmals erstmal vorbei.
Mit einer Zahnzusatzversicherung lassen sich in erster Linie Kosten für teuren Zahnersatz absichern. Modere Tarife bieten allerdings oftmals auch viel mehr, z.B. Leistungen für Prophylaxe (z.B. Zahnreinigung), Füllungen, Wurzelbehandlungen oder Kieferorthopädie. Sogar Leistungen für Bleaching oder spezielle Narkose (z.B. Lachgas für Zahnarztangst-Patienten) lassen sich mittlerweile versichern.
Sinnvoll ist der Abschluss für jeden, der Wert auf eine gute Versorgung seiner Zähne legt. Aber auch ein individuell erhöhtes Risiko kann ausschlaggebend sein, sich für eine Versicherung zu entscheiden – wer beispielsweise schon einige Füllungen oder Kronen im Mund hat, weiß schon jetzt, dass irgendwann im Laufe der Zeit eine Erneuerung auf ihn zukommt. Dann ist es gut, wenn man rechtzeitig eine Zahnzusatzversicherung abgeschlossen hat.
Wann ist der strategisch günstigste Zeitpunkt, den Abschluss einer solchen Versicherung in Erwägung zu ziehen?
Maximilian Waizmann: Man muss auf jeden Fall rechtzeitig abschließen, so lange mit den Zähnen noch alles in Ordnung ist.
Bei praktisch allen Policen sind laufende „Versicherungsfälle“ von der Leistung ausgeschlossen. Das bedeutet, wenn der Zahnarzt bereits vor Abschluss der Versicherung dokumentiert hat, dass Zahnersatz notwendig ist, leistet eine Versicherung nicht mehr dafür.
Leider wird der Abschluss oftmals geschoben. „Mir passiert schon nichts“ oder „Meine Zähne waren bislang ja immer unproblematisch“ sind oft gehörte Sprüche von Menschen, die sich gegen eine Versicherung entscheiden. Doch genau das sind dann auch diejenigen, die später wieder anrufen, wenn dann überraschend doch etwas zu machen ist. Viele bereuen dann, sich nicht rechtzeitig abgesichert zu haben.
Welche Leistungen übernimmt die Versicherung, wie hoch sind die Beiträge und wie viel wird bezahlt?
Maximilian Waizmann: Diese Frage ist schwer „pauschal“ zu beantworten. Ich versuche es trotzdem mal:
Für Kinder und Jugendliche sind vor allem Leistungen für Kieferorthopädie (Zahnspangen) wichtig. Tarife, die hier gute Leistungen bieten, kosten etwa zwischen 10 und 20 Euro monatlich. Vorsicht bei Kinder-Angeboten, die nur 1 oder 2 Euro monatlich kosten – die leisten dann nur für Zahnersatz oder Zahnerhaltung, nicht aber für die teuren Zahnspangen.
Bei Erwachsenen kommt es auf das Alter und den Leistungsumfang an. Die meisten Anbieter kalkulieren ihre Tarife mit steigenden Beiträgen (ohne Alterungsrückstellungen). Das bedeutet, dass die Beiträge schrittweise alle paar Jahre altersgemäß steigen.
Wer die „Vollkasko“ absichern möchte (möglichst viel Leistungsumfang und Leistungsqualität, möglichst alles zu 100%), zahlt als junger Mensch zwischen 25 und 35 Euro, im mittleren Alter bis ca. 50 Euro und im höheren Alter um die 60 bis 70 Euro monatlich.
Wem eine Absicherung mit 90 oder 80% reicht, der kommt auch deutlich günstiger weg. Natürlich gibt es auch für Erwachsene Policen, die z.B. damit werben „wir leisten bis 100%“ und die trotzdem nur 9,90 Euro monatlich kosten. Doch das sind dann oftmals Policen, die ihre Leistung z.B. am Zuschuss der gesetzlichen Krankenkasse orientieren. Die Werbeaussage „bis 100% bezieht sich bei diesen Angeboten dann nur auf die gesetzliche Regelversorgung und nicht auf teure Versorgungen wie Implantate.
Wie können Verbraucher ohne viel Zeitaufwand eine passende Zahnzusatzversicherung finden?
Maximilian Waizmann: Man sollte nicht blindlings das erstbeste Angebot abschließen. Oftmals hören wir „das hat meine Krankenkasse angeboten, dann habe ich das halt abgeschlossen, hörte sich gut an.“ Wichtig ist, dass man versteht, welche Leistungen man versichert hat und was die Versicherung übernimmt.
Am besten vergleicht man zunächst ein bisschen die Tarife im Internet oder liest sich mal einen Test durch, z.B. von Stiftung Warentest. Doch das allein ist noch nicht ausreichend, um die passende Versicherung zu finden.
In der Praxis sind oftmals Dinge wichtig, die in solchen Tests nicht stehen oder wo man einfach die Praxis der einzelnen Versicherungen kennen muss. Eine gute Beratung vom Fachmann ist daher wirklich wichtig.
Wir als Spezialmakler haben da schon den Vorteil, dass wir uns tagtäglich fast ausschließlich mit Zahnzusatzversicherungen beschäftigen und auch viele Leistungsfälle mitbekommen. Diese Erfahrung und Kenntnisse der Details können andere Versicherungsmakler, die nicht spezialisiert sind, oftmals nicht bieten.
Und der Versicherungsvertreter (also Vertreter einer bestimmten Versicherungsgesellschaft) ist auch kein optimaler Anlaufpunkt, da dieser natürlich „sein“ Produkt an den Mann bringen muss, egal ob es im Einzelfall gut passt oder nicht.
Welche Anforderungen muss eine gute Police erfüllen und wo liegen die Unterschiede bei den einzelnen Angeboten?
Maximilian Waizmann: Grundsätzlich sollte der Bereich Zahnersatz gut abgesichert sein. Ob es 100% sein müssen, muss jeder im Einzelfall für sich entscheiden. Mindestens sollten es aber schon 80 oder 90% zusammen mit den Zuschüssen der gesetzlichen Kasse sein, damit man im Fall der Fälle nicht zu viel aus eigener Tasche zahlen muss. Eine Versicherung, wo ich dann später im Falle einer Zahnsanierung immer noch einen hohen 4-stelligen Betrag selbst zahlen muss, verfehlt aus meiner Sicht ihr Ziel.
Wichtig ist auch, dass man nicht nur auf die Prozentsätze achtet, sondern auch das Kleingedruckte liest. 100% sind toll – aber wenn der Versicherer das durch verschiedenste Klauseln im Kleingedruckten einschränkt, hat man auch nicht viel davon. Man sollte darauf achten, dass die Bedingungen qualitativ gut sind und nicht zu gravierende Einschränkungen beinhalten.
Für die meisten Menschen ist es darüber hinaus sinnvoll auch Leistungen für Zahnerhalt und Prophylaxe abzusichern. Natürlich wird man nicht arm, wenn man 1 oder 2 mal jährlich seine Zahnreinigung selbst zahlt. Doch im Umkehrschluss kann man das auch sinnvoll in die Zahnpolice mit aufnehmen, wenn man diese Leistung ohnehin jedes Jahr in Anspruch nimmt. Wenn die Versicherung z.B. 40 Euro monatlich kostet und ich bekomme jedes Jahr 200 Euro für Zahnprophylaxe (die ich ansonsten auch so selbst zahlen würde), dann kostet mich die Versicherung unterm Strich nur noch rund 23 Euro monatlich für die reine Absicherung größerer Schäden.
Unterschiede der Policen liegen oftmals im Detail. Zum Beispiel ist es ein Unterschied, ob eine Versicherung 80% vom Eigenanteil erstattet (nachdem zuerst die Kassenleistung in Abzug gebracht wurde) oder ob 80% vom Rechnungsbetrag übernommen werden und anschließend die Kassenleistung abgezogen wird. Der eine Versicherer spricht bei anfänglichen Summenstaffeln vom „maximalen Leistungsbetrag pro Jahr“, der nächste Versicherer wiederum vom „erstattungsFÄHIGEN Rechnungsbetrag pro Jahr“. Ein guter Berater kann dem Endverbraucher auch diese Feinheiten verständlich erläutern.
Gibt es Fallstricke, auf die Verbraucher beim Abschluss einer Zahnzusatzversicherung achten müssen?
Maximilian Waizmann: Viele Menschen übersehen, dass eine Versicherung nur für Behandlungen leisten, die vor Abschluss nicht angeraten oder geplant worden sind.
Die Werbung vieler Versicherer suggeriert mit Aussagen wie „ohne Wartezeit“ oder „ohne Gesundheitsprüfung“, dass man sich vollkommen unkompliziert versichern kann, auch wenn schon Probleme bestehen. Doch dem ist nicht so – die Versicherer prüfen sehr genau, ob die Zähne vor Abschluss in Ordnung waren.
Wer sich nicht sicher ist, was beim Zahnarzt dokumentiert worden ist, sollte den Zahnarzt vor Abschluss einer Versicherung fragen und darüber Auskunft einholen.
Wie erläutert sollte man ansonsten darauf achten, eine qualitativ hochwertige Zahnzusatzversicherung abzuschließen – das wird im Regelfall nicht das billigste Angebot sein, denn Qualität hat meist ihren Preis.
Können derartige Versicherungen steuerlich geltend gemacht werden oder gibt es sonst wie Möglichkeiten, die Kosten zu verringern?
Maximilian Waizmann: Theoretisch ist das möglich, denn Ausgaben für eine private Zusatzversicherung zählen zu den Sonderausgaben. Praktisch ist das meist irrelevant, da die meisten Menschen den Höchstbetrag für Sonderausgaben bereits über andere Versicherungen ausschöpfen.
Ein paar Versicherer bieten noch Rabatte für die Jahreszahlung an, doch das wird in Zeiten immer niedrigerer Zinsen auch immer weniger.
Herr Waizmann, vielen Dank für das aufschlussreiche Interview und weiterhin viel Erfolg!
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