Verführt ein Mann die Frau eines anderen oder umgekehrt, spricht die Fachwelt vom sogenannten „Poaching“, was übersetzt so viel wie Wilderei bedeutet. Tatsächlich wildern männliche oder weibliche Poaching-Kandidaten im Gehege von, bis dato, eigentlich gut funktionierenden Beziehungen.
Was die weibliche Poaching-Akteurin und ihre männlichen Liebesabenteuer-Suchenden Pendants zu diesem hitzigen Intermezzo treibt, ist in vielen beschriebenen Fälle anhaltende Langeweile in der eigenen Partnerschaft. Aber es existieren laut Paartherapeuten und vertrauenswürdigen Umfragen noch weitere Gründe, die Poaching- Akteure zu diesem „Ausrutscher“ anstacheln:
- Eitelkeit und Geltungsdrang: Mann oder Frau müssen sich stets beweisen, dass sie noch attraktiv, anziehend und bei dem anderen Geschlecht gefragt sind. Um ihre Begierde zu stillen, geben sich sowohl Poaching -King als auch Poaching-Princess gerne mal als Single aus.
- Frust, der sich in der eigenen Partnerschaft nicht besprechen lässt, braucht manchmal in den Augen von Poaching-Partnern einen angenehmen Ausgleich.
- Neugier auf Neues: Könnte es vielleicht sein, dass ein Mann oder eine Frau da draußen in der großen weiten Welt viel besser und charmanter als die eigene Partnerin bzw. als der eigene Partner sein könnten? Auch solche eher schwammigen Vermutungen bringen bestimmte Menschen dazu, in einen vorübergehenden Poaching-Rausch zu fallen.
- Ebenso können Männer und Frauen zu Poaching neigen, wenn die Anschauung in Familie oder im Bekanntenkreis diese Züge nachhaltig aufwies.
Ein Interview mit 18- bis 50-jährigen Menschen ergab: Ein Teil der Befragten sieht Poaching als eine Art „Sport“ und somit auch als gesellschaftlich akzeptiert an. Aus ihrer Perspektive ist Poaching mit Spaß und Freiheit verbunden. Dass Poaching einem Menschen Schaden zufügen kann und nicht selten mit Tränen und Ohnmachtsgefühlen in Verbindung steht, erkennt diese Personengruppe erst auf den zweiten Blick.
Die Mehrheit der Befragten sprach sich eindeutig gegen Poaching aus. Die Begründung: „Was du nicht willst, das man dir tut, dies füge auch keinem anderen zu“ passt hier ganz genau.
Wenn das Vertrauen in den Partner langsam stirbt: Poaching ist Gift für jede Beziehung!
Auch wenn der Begriff „Poaching“ noch so harmlos und brav klingt, hinter seiner schönen Wortmaske versteckt sich manchmal das pure Grauen, wie im Fall der Silvia S.. Silvia lernte ihre große Liebe auf einer Singlebörse im Internet kennen und lieben. Schon nach vier Wochen stand das heiß herbeigesehnte Date an. Silvia war so aufgeregt Mario in Natura zu begegnen. Bestimmt, dachte sie, hatte Mario ein wenig mit seinem Aussehen geflunkert, denn so gut wie Mario auf dem Foto in seinem Profil aussah, hätte er sich wohl kaum in sie verliebt. Denkste! Es kam noch besser. Mario klingelte an Silvias Haustür und war einfach nur ein absoluter Traummann – und zwar einer von der schönsten Sorte. Beide unterhielten sich an diesem Nachmittag lange. Silvia gefiel es, dass Mario nicht drängelte, und ganz offen mit ihr über verschiedene Themen redete.
Acht Wochen nach dem ersten glücklichen Date stand Mario mit vollgepackten Koffern vor Silvias Haustür. Silvia war zunächst baff, dann aber fiel sie ihrem Mario um den Hals und weinte vor Glück. Das Glück bekam den ersten Kratzer, als Silvia einen anonymen Anruf bekam. Die unbekannte Frau am Telefon bat Silvia, Mario ganz frei zu geben, denn sie wäre schon über vier Jahre mit Mario liiert. Mario schien nicht nur mit der unbekannten Dame ein Techtelmechtel zu betreiben. Tage später sah Silvia Mario turtelnd mit einer hübschen jungen Frau im Stadtpark. Den Tipp dahin zu gehen, bekam Silvia von einer anderen Frau, welche sich via Postbrief bei Silvia meldete.
Die gestohlene Liebe fordert ihren Preis
Silvias Glück brach zusammen. Der Schmerz zerriss ihr Herz. Ohne Mario darauf anzusprechen, suchte Silvia Rat bei Freunden und schließlich auch bei einem Paartherapeuten. Dieser riet Silvia, die Beziehung ohne viel Worte von sich aus zu beenden. „Sie werden mit diesem Mann kein Glück finden“. Da nutzen keine Diskussionen und kein gutes Zureden. Mag sein, dass er im Alter ruhiger wird, aber so lange wollen Sie sich dieses falsche Spiel ja wohl nicht antun. Stellen Sie ihm einfach die Koffer vor die Tür und kleben Sie einen Zettel mit der Aufschrift: „Ich danke dir für die schöne Zeit, aber ich habe mich neu orientiert“.
Meiden Sie weiteren Kontakt zu ihm und fragen Sie weder sich noch ihn nach dem „Warum“. So können Sie ihren Stolz bewahren und leichter mit der Situation umgehen!
Und der Paartherapeut hatte so Recht. Mario verstand die Welt nicht mehr und brach vor Sylvias Tür in „Wut-Verzweiflungs-Angst“-Tränen aus. Er fühlte sich wohl sehr erniedrigt und ertappt. Silvia, die schon fast über Mario hinweg war schmunzelte. Diesen „Schmerz“ hatte sich Mario redlich verdient. Vielleicht wacht er irgendwann einmal auf!
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