Aufreißer, Casanovas, Frauenhelden. Es gibt eine Vielzahl an Bezeichnungen für Männer, die offensichtlich mit dieser Art bei Frauen gut ankommen oder es zumindest andere so glauben lassen. Sie flirten, was das Zeug hält, gehen in ihrer Rolle als Womanizer vollkommen auf und verbuchen die Eroberung einer Frau als persönlichen Erfolg. So manche Dame ist schon auf einen derartigen Mann hereingefallen und hat sich im Nachhinein darüber geärgert.
Ob ein Flirt aus Sicht eines Mannes nur einen einzigen Zweck verfolgt und ob das Verteilen von Komplimenten beim Dating nur ein Teil der Verführung ist, welche zu unverfänglichem Sex führen soll, ist leider nicht immer auf Anhieb ersichtlich. Immerhin hat jeder dieser Männer seine ganz eigene Taktik und nicht jedem geht es nur darum, eine Frau ins Bett zu bekommen. Manche haben einfach nur Freude an einem interessanten Flirt und schließen nicht aus, dass sich daraus auch mehr entwickeln könnte.
Sogenannte Pick-Up Artists ticken in dieser Hinsicht anders. Sie haben die Jagd auf Frauen zu ihrer Spitzendisziplin erklärt und Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts zu ihrer Beute, die sie sogar, aufgrund ihrer optischen Reize, numerisch einer Skala von „HB“ (Hot Babe) 1 bis 10 zuordnen. Als Waffen nutzen sie ganz bestimmte Tricks und Methoden, mit deren Hilfe sie sich ihre nächste Trophäe sichern: ein „FC“ (Fuck Close), sprich eine heiße Nacht mit einer Frau, ist hier immer das Ziel.
Verführung mit System
Zurückhaltende Männer mit wenig Flirt– und Dating-Erfahrung haben es oft nicht leicht, eine Partnerin zu finden. Ein wenig Unterstützung durch einen Flirt-Coach oder Tipps in einem Seminar für Single-Männer können für Abhilfe sorgen.
Entstammen diese unterstützenden Maßnahmen allerdings der Pick-Up-Szene, geht es nicht darum, Männer zu befähigen, durch Komplimente das Herz einer bestimmten Frau zu erobern und mit dieser ihr Glück zu finden. Pick-Up Artists flirten, weil sie Frauen herumkriegen wollen, mit ihnen zu schlafen. Ist ihr Ziel erreicht, ziehen sie von dannen und suchen sich ihr nächstes Opfer.
Was sie noch von anderen Herzensbrechern unterscheidet, ist, dass sie sich bestimmte Verhaltensmuster zulegen und mit den immer selben Tricks arbeiten, um Frauen gefügig zu machen. „Push & Pull“ lautet hier die Disziplin. Das bildliche Heranziehen und Wiederwegstoßen einer Frau (z. B. „Geschminkt siehst du echt toll aus?“), ist hierbei eines der wichtigsten „Werkzeuge“.
Darüber hinaus sind sie häufig mit anderen Pick-Up Artists vernetzt. Sie tauschen sich in Communitys und Foren untereinander über ihre Erfahrungen und Methoden aus und feuern sich gegenseitig an, um noch bessere Verführer zu werden.
Die Methoden der Pick-Up Artists
Einer der Grundsätze eines überzeugten Pick-Up Artists ist es wohl, Frauen gegenüber dem männlichen Geschlecht nicht gleichwertig anzusehen und es tunlichst zu vermeiden, ihnen eine Persönlichkeit zuzusprechen. Demzufolge wird ein Pick-Up Artist sich auch nicht allzu lange mit einer Dame aufhalten, bei der er nicht schnell zum Zuge kommt. Für ihn stellt sie nur ein beliebig austauschbares Objekt dar. Ein schlechtes Gewissen gegenüber den Frauen, die auf ihr Spiel der Verführung hereinfallen und echte Gefühle für sie entwickeln, empfinden sie allem Anschein nach nicht.
Auch wenn die angewandten Methoden der selbst ernannten Verführungskünstler, je nach Erfahrungsgrad und Selbsteinschätzung, variieren können, gibt es doch einige, die weit verbreitet sind:
- Pick-Up Artists suchen sich häufig öffentliche Plätze wie Einkaufspassagen oder Bahnhöfe aus, an denen sie reihenweise Frauen ansprechen und versuchen, durch schnelle Komplimente ihre Telefonnummern zu ergattern. Dieses „Spiel“ dient ihnen als Training.
- Beim Dating geht es ihnen darum, schnellstmöglich eine scheinbar emotionale Bindung zu ihrem Opfer aufzubauen. Dafür geben sie sich überaus verständnisvoll, heucheln ernsthaftes Interesse und nutzen beiläufige Berührungen als Eisbrecher.
- Damit ein Flirt schnell einen für sie positiven Ausgang findet, manipulieren sie ihr Gegenüber emotional, indem sie beispielsweise im Wechsel Komplimente und herabwürdigende Bemerkungen verteilen.
Welche Männer werden zu Pick-Up Artists?
Was Männer dazu bringt, sich als Pick-Up Artist zu betätigen, kann nur schwer vollumfänglich erklärt werden. Sicher spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle. So gibt es unter den Pick-Up Artists wahrscheinlich Männer, die frauenfeindliche Grundzüge aufweisen. Andere sind vielleicht aufgrund ihres früheren Misserfolgs beim Dating auf die Idee gekommen, den Spieß gewissermaßen umzudrehen und sich Praktiken anzueignen, die sie erfolgreicher machen. Und manche sind womöglich auf der ewigen Jagd nach Selbstbestätigung, die sie in anderen Lebensbereichen nicht ausreichend erfahren.
Wie kann man sich davor schützen?
Pick-Up Artists können einen im Grunde überall begegnen, beim Einkaufen, im Club und auch beim Online-Dating. Insofern gibt es für Frauen kaum eine effektive Methode, ihnen aus dem Weg zu gehen, außer aufs Dating zu verzichten und jeden Flirtversuch vehement abzuwehren.
Die Konsequenz wäre, sich damit viele Chancen auf eine vielversprechende Romanze und eine erfüllende Partnerschaft zu verbauen. Damen, die nicht Gefahr laufen wollen, nur ein schnelles Abenteuer zu erleben und danach eiskalt abserviert zu werden, sollten daher vermehrt auf ihr Bauchgefühl achten und sich auf keinen Fall bedrängen lassen. Ein Mann, der ernsthaftes Interesse an einer Frau hat, wird sich die Zeit nehmen, sie wirklich kennenzulernen und nicht nach ein paar Flirtsprüchen bereits das Weite suchen, um sich der Nächstbesten zuzuwenden.
Gibt es nur männliche Pick-Up Artists?
Auch wenn überwiegend von männlichen Pick-Up Artists berichtet wird, kann selbstverständlich auch eine Frau ein Pick-Up Artist sein. Oft geht es den Verführungskünstlerinnen jedoch nicht vorrangig um den Beischlaf mit einem Mann. Ihnen reicht es teilweise schon, wenn es ihnen gelingt, ihr Opfer so zu umgarnen, dass es zu allem bereit wäre.
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