Zu einer gesunden Beziehung gehören Sex und der Austausch von Zärtlichkeiten einfach dazu. Was aber, wenn es beiden Partnern an genau diesen Empfindungen mangelt, sie aber trotzdem glücklich und zufrieden sind?
Manche Menschen würden solche „krassen“ Beziehungsmodelle als krank bezeichnen. Dies sind sie aber nicht. Psychologen und auch Verhaltenstherapeuten sind sich einig, dass es auch solche, zugegeben etwas ungewöhnliche Partnerschaften geben kann. Jeder sollte nach seiner eigenen Fasson glücklich werden dürfen. Alles andere wäre bereits eine Beschneidung der Persönlichkeitsrechte und müsste schon fast als illegaler Eingriff in die Privats- bzw. in die Intimsphäre gewertet werden. Solch ein von der Norm etwas abweichendes Beziehungsmuster liegt zum Beispiel bei einer „platonischen Liebe“ oder bei einer vorhandenen „Asexualität“ vor.
Glücksgefühle und eine Art orgasmusartige Zustände ergeben sich hier durch den Austausch von gemeinsamen Gedanken, durch das Führen von heißen Diskussionen um interessante Themen oder durch gemeinsame glücksspendende Erlebnisse. All diese Gegebenheiten schenken den Partnern viel mehr, als es Sex jemals könnte. Die Gründe für fehlendes sexuelles Begehren sind meist von unterschiedlicher Natur. Jedoch liegt bei einer sexlosen Partnerschaft nicht selten eine verdeckte Asexualität vor – welche nichts, aber rein gar nichts mit einer vielleicht vorhandenen organischen Dysfunktion zu tun. Asexuelle Menschen empfinden auf rein natürliche Weise keine Lust auf Sex. Zärtlichkeiten hingegen sind sie durchaus zugeneigt und auch Empathie ist bei diesem Personenkreis fast immer in reichlichem Maß vorhanden.
Umgang mit Asexualität in der Partnerschaft
Finden zwei Menschen zusammen, deren Lebens- bzw. Liebesentwurf nichts mit Sex oder Erotik im ausgeprägten Sinne zu tun hat, ist die Beziehungswelt in Ordnung. Schwierig wird es hingegen, wenn zwei Menschen mit verschiedenen Wünschen an eine gemeinsame Beziehung herantreten. Häufig kommt es vor, dass ein asexueller Mann respektive eine asexuelle Frau sich in einem Partner bzw. in eine Partnerin verliebt, für welche Sex in der Partnerschaft sehr wichtig ist.
Sicher fällt das nicht vorhandene sexuelle Empfinden am Anfang einer romantischen Beziehung nicht gleich ins Gewicht – dennoch merkt der Partner recht schnell, dass irgendetwas in seinen Augen falsch läuft. Kommt es zur Aussprache, ziert sich der asexuelle Partner mitunter, die Wahrheit zu sagen. Manchmal weiß er oder sie auch nicht genau, warum kein Lustgefühl in ihm oder ihr hochkommt, da er oder sie sich noch keine wirklichen Gedanken darum gemacht hat. Scham, Verzweiflung und Frust können sich auf beiden Seiten breit machen. Und genau an dieser Stelle sollte das Paar miteinander ehrlich und offen reden.
Manchmal hilft es auch, sich professionelle Hilfe von außen zu holen, um mit dem bestehenden Ungleichgewicht in der Partnerschaft umgehen zu lernen. Nicht immer ist eine solche Beziehung gleich zum Scheitern verurteilt. Meist findet sich gemeinsam ein gangbarer Weg, von dem beide Partner profitieren. Zum Beispiel kann der asexuelle Partner seinen Liebsten bzw. seine Liebste mit stimulierenden Zärtlichkeiten erregen und zum glücksspendenden Höhepunkt geleiten.
Wo wahre Liebe gegeben ist, ist fast immer eine greifbare Lösung, welche trotz kleiner Stolpersteine schließlich doch zu einer erfüllten Partnerschaft führt.
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