Viele Mythen ranken sich um die Kakaobohne: sie macht glücklich, hilft gegen Bluthochdruck oder macht fit. Ist da was dran? Macht Kakao gesund? Wir haben uns angeschaut, was es mit dem „braunen Gold“, wie die Kakaobohne auch genannt wird, auf sich hat.
Kakao ist gesund! Oder doch nicht?
Die gesundheitsfördernde Wirkung von Kakao ist länger bekannt. Schon die Azteken sollen über die kräftigende, leicht verdauliche und aphrodisierende Wirkung von Kakao gewusst haben. Wurde Kakao damals noch als bitterscharfes Getränk zubereitet, wurde es später in Europa durch die Beimischung von Zucker zunächst zu einem beliebten Luxusgetränk. Erst im Laufe der Zeit wurde Kakao schließlich zum Massenkonsumgut.
Durch den Zucker mag es erstmal verwundern, dass Kakao gesund sein soll. Bilder von adipösen Menschen oder von Karies zerstörter Zähne erscheinen eher vor Augen als gesunde Menschen. Und dies stimmt auch: industriell hergestellte Schokolade ist in der Regel stark mit Zucker angereichert und hat deshalb viele Kalorien und ist für die Zähne alles andere als gesund.
Und doch: die bislang älteste Frau der Welt, die Französin Jeanne Calment, antwortete auf die Frage nach ihrem Lebensgeheimnis, dass sie viel Schokolade esse. Sie wurde über 122 Jahre alt. Und tatsächlich finden Wissenschaftler immer häufiger Indizien, dass Schokolade auch gesundheitsfördernde Stoffe enthält. Außerdem muss zwischen Kakao und Schokolade unterschieden werden. So besteht eine 100 Gramm-Tafel Schokolade aus knapp 30 Prozent Zucker, während in 100 Gramm Kakaobohnen nur ein Prozent Zucker vorkommt.
Die Inhaltsstoffe der Kakaobohne
Eine Kakaobohne besteht aus folgenden Inhaltsstoffen:
- 54 Prozent Kakaobutter (Fett)
- 11,5 Prozent Eiweiß
- 9 Prozent Zellulose
- 7,5 Prozent Stärke und Pentosane
- 6 Prozent Gerbstoffe und farbgebende Bestandteile
- 5 Prozent Wasser
- 2,6 Prozent Mineralstoffe und Salze
- 2 Prozent organische Säuren und Geschmacksstoffe
- 1,2 Prozent Theobromin
- 1 Prozent verschiedene Zucker
- 0,2 Prozent Koffein
Die Inhaltsstoffe von Schokolade
Zum direkten Vergleich eine 100g Tafel Vollmilchschokolade, die Lieblingssorte der Deutschen, der Marke Milka:
- 58,5 Gramm Kohlenhydrate (davon sind 57,5 Gramm Zucker)
- 29,5 Gramm Fett
- 6,6 Gramm Eiweiß
- 1,8 Gramm Ballaststoffe
- 0,17 Gramm Natrium
Diese Zusammensetzung enthält viele Kilokalorien, nämlich 530. 100 Gramm purer Kakao enthält lediglich 228 Kilokalorien.

Sind diese Bestandteile des Kakaos gesund?
Kakao besteht aus rund 300 verschiedenen Substanzen, wobei noch nicht alle Bestandteile bekannt sind. Manche von diesen haben eine gesundheitsfördernde Wirkung, etwa auf das Herz-Kreislauf-System, das Nervensystem, das hormonelle System oder das Immunsystem. Einige Bestandteile des Kakaos haben auch eine blutdrucksenkende Wirkung. Allerdings lässt sich die dafür benötigte Menge nicht durch den Konsum von Schokolade erreichen. Dafür müssten ungefähr 200 Gramm Kakaopulver oder ungefähr sieben Tafeln Vollmilchschokolade pro Tag konsumiert werden.
Glücksmacher Anandamid und Serotonin?
Anandamid ist ein Cannabinoid, das auch in der Kakaobohne vorkommt. Wer sich nun darüber freut, mit dem Essen von Schokolade eine ähnliche Wirkung zu erzielen wie mit Marihuana: dem ist nicht so. Der Anandamid-Anteil im Kakao ist dafür viel zu gering. Es müssten 20 bis 30 Kilogramm bzw. 200 bis 300 Tafeln Schokolade verspeist werden, um eine berauschende Wirkung zu spüren. Der Glücksmacher Anandamid ist deshalb auch nicht dafür verantwortlich, dass Schokolade süchtig machen kann. Dies liegt wohl eher am Zucker. Und ob Anandamid dafür sorgt, dass wir uns beim Schokoladenkonsum glücklich fühlen, lässt sich auch nicht beweisen. Aber wer benötigt für den Verzehr von Schokolade schon irgendwelche Beweise?
Deutlich wirksamer für die Glücksgefühle ist Serotonin. Dieses wird durch das Essen von Süßem erst im Körper gebildet. In Kakao und somit auch in Schokolade kommt Serotonin auch natürlich vor, nämlich ein Mikrogramm pro Gramm Kakao. Allerdings ist diese Menge zu gering, um einen nachweisbaren Effekt im Körper nachzuweisen. Vielmehr spielt beim Verzehr von Schokolade die Psychologie eine entscheidende Rolle: wir fühlen uns nach einem Stück Schokolade deshalb glücklicher, da wir mit Schokogenuss in der Regel schöne und positive Erinnerungen verbinden, etwa mit Kindheitserinnerungen.
Theobromin und Coffein als Fitmacher im Kakao?
Bis zu 2,5 Prozent einer Kakaobohne besteht aus Theobromin, welches mit Coffein strukturverwandt ist und eine anregende Wirkung auf das Nervensystem hat. Ein Kilogramm Schokolade mit einem Kakaogehalt von 70 Prozent besteht aus bis zu zehn Gramm Theobromin. Coffein kommt in einer geringeren Dosis in einer Tafel Schokolade vor: in 100 Gramm Schokolade mit einem Kakaogehalt von etwa 60 Prozent kommen 43 Milligramm Coffein vor. Eine Kakaobohne wiederum besteht aus 1,2 Prozent Theobromin sowie aus 0,2 Gramm Coffein.
Theobromin und Coffein wirken als Wachmacher. Bestenfalls steigern sie die geistige Leistungsfähigkeit und regen die Produktion der Magensäfte an. Schlimmstenfalls führen sie zu Schlaflosigkeit oder gar bis hin zum Herzinfarkt. Aber keine Sorge: die Dosis im Kakao ist sowohl für die Steigerung der Leistungsfähigkeit als auch für ein Herzinfarkt viel zu gering. Kaffee oder Tee sind dafür geeigneter. Allerdings wirkt Theobromin stimulierend für den Kreislauf und das zentrale Nervensystem. Außerdem soll Theobromin das Risiko von Schwangerschaftsvergiftungen senken, wie eine amerikanische Langzeitstudie von 1996 bis 2000 herausfand.
Aber Achtung: für Tiere kann die Theobromin-Menge in einer Tafel Schokolade gefährlich werden. Für einen kleinen Hund mit einem Körpergewicht von rund zehn Kilogramm kann eine Tafel Edelbitterschokolade lebensgefährlich sein. Dies liegt daran, dass Hunde Theobromin nur schwer und langsam abbauen können.

Magnesium – Der Freund der Muskeln?
Vor allem Sportler wissen über die Wichtigkeit von Magnesium für die Muskulatur und den Knochenaufbau Bescheid. Kakao ist eine wahre Magnesiumbank: in 100 Gramm Kakaopulver stecken 499 Milligramm Magnesium. Zum Vergleich: eine normale Magnesiumtablette besteht aus 400 Milligramm Magnesium.
Allerdings sei an dieser Stelle erwähnt, dass Kakaopulver nicht als Ersatz von Magnesiumtabletten verwendet werden kann: Einerseits wegen der Menge Kakaopulver, die aufgenommen werden müsste. Andererseits wegen dem hohen Fettanteil von 14 Gramm pro 100 Gramm. Der Energiezufuhr kommt dies zwar ganz gelegen, allerdings nur in Maßen. Die empfohlene Fettmenge pro Tag liegt bei rund 60 Gramm, was häufig schon durch eine ausgewogene Ernährung erreicht wird. Um den Knochenaufbau zu unterstützen eignet sich Kakao jedoch allemal. Und auch, um Krämpfe vorzubeugen.
Blutdrucksenker Kakao?
Zwar müssten regelmäßig 200 Gramm Kakaopulver pro Tag aufgenommen werden, damit das braune Gold eine dauerhafte Wirkung auf den Blutdruck hat. Allerdings fanden im Jahr 2017 australische Forscher heraus, dass Kakao zwar nur eine geringe, aber statistisch signifikante Senkung des Blutdrucks bringt.
Dies liegt an den vielen Flavanolen, die im Kakao enthalten sind und die sich positiv auf die Elastizität der Blutgefäße auswirken und damit auch auf den Blutdruck. Dadurch kann auch das Schlaganfallrisiko reduziert werden.
Macht nun Kakao gesund? Mehr nein als ja
Ob nun Kakao gesund macht oder nicht lässt sich nicht eindeutig sagen. Manche Bestandteile würden sich zwar durchaus positiv auf die eigene Gesundheit auswirken, allerdings ist die im Kakao enthaltene Menge dafür zu gering. Insbesondere beim Sport aber kann Kakao oder Schokolade unterstützend wirken, etwa um Krämpfe vorzubeugen. Aber allgemein müssen wir festhalten, dass die Mythen, die sich um den Kakao ranken, leider ins Märchenbuch gehören.