Was bedeutet das konkret? Dr. Zinn schätzt ein
Britische Corona-Variante laut Studien 30 bis 70 Prozent tödlicher
B.1.1.7 bis zu 70 Prozent tödllicher
Die zunächst in Großbritannien entdeckte Corona-Mutation B.1.1.7 soll 30 bis 70 Prozent tödlicher sein als die ursprüngliche Variante des Coronavirus Sars-CoV-2, so eine neue Einschätzung von Wissenschaftlern der britischen Regierung, die nun veröffentlicht wurde. Bislang war nur bekannt, dass die britische Variante bis zu 70 Prozent ansteckender sein soll. Studien lieferten bereits Ende Januar Hinweise auf eine höhere Sterblichkeit als bei anderen Stämmen. Aber was bedeuten diese Zahlen nun konkret?
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Weitere Studien zur Sterblichkeit nötig
Die Einschätzung einer bis zu 70 Prozent höheren Sterblichkeit beruht auf der Auswertung mehrerer Studien. Bereits Ende Januar sprach der britische Premierminister Boris Johnson davon, dass es „einige Hinweise“ darauf gebe, dass die Corona-Mutation B.1.1.7 tödlicher sei als der ursprüngliche Virus-Stamm. Die nun veröffentlichte Einschätzung bestätigt diese Hinweise, allerdings betonen die Forscher auch, dass noch umfangreichere Studien durchgeführt werden müssen.
Das bestätigt auch Dr. Georg-Christian Zinn, Direktor Hygienezentrum Bioscientia im Interview mit RTL. „Wir haben hier eine ganz interessante Übersichtsstudie, die den Eindruck beschreibt, dass die Wahrscheinlichkeit einer Aufnahme im Krankenhaus als Folge der schweren Verläufe bis hin zu tödlichen Verläufen häufiger ist.“ Eine hohe Krankenhausauslastung liege demnach also nicht nur an der Menge der Patienten, die infiziert werden, sondern anscheinend auch an der Schwere, erklärt Zinn.
Dennoch sind hier weitere Untersuchungen nötig. „Man muss da aus wissenschaftlicher Sicht sagen, wir sind momentan dabei, uns das noch genauer anzuschauen. Ist das wirklich ein gefährlicheres Virus oder liegt es einfach daran, dass mehr Menschen infiziert sind und als Folge dessen auch mehr – statistisch gesehen – ins Krankenhaus müssen mit ernsthaften Verläufen.“
Wie kommt es dazu, dass ein Virus tödlicher wird?
„Das ist ein Mechanismus, den wir schon öfter gesehen haben, zum Beispiel bei der Spanischen Grippe“, erklärt Zinn. „Da war die zweite Welle wesentlich tödlicher als die erste Welle, weil das Virus sich verändert hatte.“ So wie das Virus nun bei der britischen Variante deutlich ansteckender geworden sei, könne eine Mutation eben auch gefährlicher werden, so Zinn weiter. Ob das tatsächlich so ist, müsse aber noch genauer untersucht werden. „Aber allein die leichtere Verbreitbarkeit ist schon ein gefährlicheres Muster, weil wir natürlich mehr Leute infizieren und dann mehr Gruppen haben, die dann in die Risikogruppen fallen.“
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Was ist nötig, um gegen eine so aggressive Virus-Variante vorzugehen?
Das sind laut Zinn Maßnahmen, die wir alle bereits kennen: Zum einen „die Hygienemaßnahmen, die wirklich gut greifen“. Zum anderen die Impfstoffe, bei denen alle drei bislang in der EU zugelassenen gegen die britische Variante wirken. „Insofern gilt weiter: impfen, impfen, impfen!“
So verbreiten sich die Corona-Mutationen in Deutschland
Die sogenannte „britische“ Corona-Variante wurde mittlerweile weltweit nachgewiesen. Wie die New York Times vermutet, in mindestens 82 Ländern. Auch in Deutschland ist die Mutation, die zunächst in Großbritannien entdeckt wurde, weit verbreitet. Wie sich die verschiedenen Corona-Mutationen in Deutschland bislang verteilen, sehen Sie anhand unserer interaktiven Grafik hier.