Wieder zwei Deutsche in der Türkei festgenommen
Bundesregierung: Wir tun alles, was wir können
Der Nervenkrieg zwischen der Türkei und Deutschland geht in die nächste Runde: Zwei weitere Bundesbürger sind in der Türkei festgenommen worden - wohl aufgrund politischer Vorwürfe. Das teilte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts mit.
Genaue Vorwürfe derzeit unklar
Die Festnahme habe bereits am Donnerstag stattgefunden. "Das Generalkonsulat Izmir wurde von nichtstaatlichen Stellen über die Festnahme der beiden informiert. Die Flughafenpolizei in Antalya hat dann auf Anfrage des Konsulats die Festnahme bestätigt", sagte sie.
Bestätigt wurde nach Angaben der Sprecherin die alleinige deutsche Staatsangehörigkeit der beiden Festgenommenen. Telefonischen Kontakt sei dem Generalkonsulat verwehrt worden. Die Bundesregierung versuche, Kontakt herzustellen und konsularische Betreuung so schnell wie möglich sicherzustellen, sagte sie. "Wir sind mit Hochdruck dran." Die genauen Vorwürfe der türkischen Behörden gegen die zwei Betroffenen seien noch unklar. "Wir versuchen das noch aufzuklären und hatten zu den beiden noch keinen persönlichen Kontakt." Es könnte sich jedoch um einen politischen Vorwurf handeln, konkret um den Vorwurf des Terrorverdachts.
Nichts Neues im Fall Deniz Yücel
Im Moment seien 55 deutsche Staatsangehörige in türkischer Haft, davon inklusive der zwei jüngsten Fälle 12 aus politischen Gründen. Unterdessen gibt es nach 200 Tagen in Haft keine neuen Zeichen der Hoffnung für den ebenfalls in der Türkei inhaftierten 'Welt'-Korrespondenten Deniz Yücel. Regierungssprecher Steffen Seibert versicherte, die Bundesregierung sei in Gedanken bei ihm. Sie arbeite täglich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln für seine Freilassung und eine möglichst gute und intensive Betreuung. "Wir erwarten von der Türkei, dass die deutschen Staatsbürger, die aus nicht nachvollziehbaren Gründen in der Türkei inhaftiert sind, freigelassen werden", sagte Seibert.
Rechtsstaatliche Verfahren müssten eingehalten werden, auch die vollständige Einhaltung des Wiener Übereinkommens über konsularische Beziehungen. So dürften Informationen über die Festnahme von Betroffenen nicht unterlassen und eine konsularische Betreuung nicht verweigert werden.
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Unlängst hatte SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan eindringlich aufgefordert, die in der Türkei inhaftierten deutschen Journalisten und Menschenrechtsaktivisten umgehend aus dem Gefängnis zu entlassen. "Geben Sie die unschuldig im Knast sitzenden Leute frei - und zwar jetzt und sofort", sagte Schulz bei einem Wahlkampfauftritt in Kiel. Erdogans Äußerung, die SPD sei ein Feind der Türkei, "das fand ich schon ein starkes Stück", sagte Schulz. "Feinde der Türkei sind die, die in der Türkei die Demokratie abwickeln, die unschuldige Journalisten in den Knast setzen."