Wegen der Maßnahmen in der Coronakrise
Familienministerin rechnet mit Zunahme häuslicher Gewalt
Coronavirus verursacht auch Anstieg häuslicher Gewalt
Keine Schule, keine Kita, arbeiten aus dem Home-Office, und auch zum Sportverein kann man in Zeiten der Coronakrise nicht gehen. Das Leben vieler Familien spielt sich fast nur noch in den eigenen vier Wänden ab. Das hat Konfliktpotenzial, wie Experten warnen. Familienministerin Franziska Giffey rechnet mit einer Zunahme häuslicher Gewalt.
Erhöhtes Konfliktpotenzial durch Coronavirus-Maßnahmen
„Wir haben ganz viele Frauen, die in den Sorgeberufen arbeiten, viele, die jetzt auch in einer schwierigen Situation sind“, sagt die Ministerin im Gespräch mit RTL. „Das kann eben dazu beitragen, dass es im häuslichen Umfeld, wenn man eben auch so viel Zeit zuhause ist, die Kinder nicht in Kita und Schule gehen können, ein erhöhtes Konfliktpotenzial gibt und dass es auch zu stärkerer häuslicher Auseinandersetzung kommt, auch zu stärkerer häuslicher Gewalt.“
Giffey rief Länder und Kommunen dazu auf, sicherzustellen, dass es genügend Unterbringungsmöglichkeiten in Frauenhäusern gibt. „Umso wichtiger ist es, dass jetzt auch die Schutzeinrichtungen weiter aufrecht erhalten werden“, so die Ministerin und verwies dabei auf das Hilfetelefon gegen Gewalt an Frauen (Tel.: 08000 116016).
Zunahme von Gewalt in Krisenzeiten
Auch Opferverbände und Wissenschaftler warnen vor einem Anstieg der häuslichen Gewalt. „Wir müssen damit rechnen, dass die Zahlen der Fälle von Gewalt gegen Frauen steigen werden“, sagt Claudia Fritsche von der Landesarbeitsgemeinschaft Autonomer Frauenhäuser NRW. Auch der Bielefelder Konfliktforscher Andreas Zick warnte, dass sich Gewalt in Krisenzeiten vor allem gegen vermeintlich Schwächere richtet. Politikerinnen von SPD und Grünen im NRW-Landtag wollen das Thema am Dienstag auf die politische Agenda setzen.
„Aus Überforderung und Freiheitseinengung kann Aggression entstehen, und die trifft Schwächere“, sagte Zick, der das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld leitet, dem „Westfalen-Blatt“. Auch in und nach der Wirtschafts- und Finanzkrise sei nach Analysen der Gewaltforschung die Menschenfeindlichkeit gestiegen.
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Auch Kinder betroffen
Auch Kinder können durch die aktuellen Entwicklungen häufiger häuslicher Gewalt ausgesetzt sein. Der Deutsche Kinderverein in Essen appelliert daher an die Bevölkerung: „Wenn Sie Zweifel am Wohl eines Kindes in Ihrer Umgebung haben, teilen Sie Ihre Sorgen dem Jugendamt mit. Das geht auch anonym“, so Rainer Rettinger, Geschäftsführer des Vereins.
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