Umstrittene Praxis an Grenze zu Mexiko
US-Regierung trennt hunderte Migranten-Kinder von ihren Eltern
Menschenrechtler rufen Gericht an
Wie schlimm muss diese Situation für die Eltern sein: US-Behörden haben mehr als 900 Migranten-Kinder von ihren Eltern getrennt, obwohl ein Gericht die umstrittene Praxis im Juni vergangenen Jahres untersagt hat. Das berichtet die Bürgerrechtsbewegung American Civil Liberties Union (ACLU).
„Es ist schockierend, dass die Trump-Regierung weiterhin Eltern ihre Babys wegnimmt“
Die Organisation rief deswegen das Bundesgericht in San Diego an, das die Verfügung vor gut einem Jahr erlassen hatte, um die Trennung von Kindern von ihren Familien bei der illegalen Einreise aus Mexiko zu stoppen. ACLU-Anwalt Lee Gelernt sagte: „Es ist schockierend, dass die Trump-Regierung weiterhin Eltern ihre Babys wegnimmt.“
Die Regierung argumentiert, dass die Behörden nach der Verfügung unter bestimmten Bedingungen befugt seien, Kinder von ihren Eltern zu trennen: nämlich dann, wenn die Eltern vorbestraft sind, ihren elterlichen Pflichten nicht nachkommen oder eine Gefahr für das Kind darstellen.
Die ACLU wirft der Regierung vor, Kinder systematisch von ihren Eltern zu trennen und als Vorwand minderschwere Delikte der Eltern wie Verstöße gegen Verkehrsregeln oder angebliche Zweifel an den Fähigkeiten der Eltern ins Feld zu führen. Die Bürgerrechtler forderten das Gericht auf, klare Richtlinien zu erlassen.
Vergewaltigung als "Kontakt zu Verbrechern" bewertet
Die Menschenrechtler führen in ihrem Antrag zahlreiche Fälle an, die Zweifel an der Entscheidung der Behörden nähren. Ein besonders abstruses Beispiel: Ein Kind sei von seiner Mutter getrennt worden, weil ihr Verbindungen zu kriminellen Banden vorgeworfen worden seien. Die einzige Verbindung sei aber gewesen, dass die Frau von einem Bandenmitglied vergewaltigt worden sei.
Einem Vater sei die Tochter weggenommen worden, weil er ihre Windel nicht gewechselt habe - der Mann habe das kranke Kind nicht wecken wollen. Laut ACLU wurden nach den von der Regierung vorgelegten Daten zwischen dem 26. Juni 2018 und dem 29. Juni 2019 insgesamt 911 Kinder von ihren Eltern getrennt. In rund 20 Prozent der Fälle seien Kinder unter fünf Jahren betroffen gewesen.
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Kinder und Erwachsene „auf bedeutende Weise verbinden“
Unterdessen haben an der Grenze zwischen den USA und Mexiko zwei Künstler mit einem symbolträchtigen Kunstprojekt Aufsehen erregt. Sie ließen an einem Grenzzaun drei Wippen anbringen, die jeweils in beide Länder ragen. Das soll Kinder und Erwachsene auf beiden Seiten der Grenze „auf bedeutende Weise verbinden“, so der an der Aktion beteiligte US-Architekturprofessor Ronald Rael.
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Symbolträchtiges Kunstwerk an der Grenze
Die rosafarbenen Wippen, die zwischen den Latten des Grenzzauns in der Nähe der US-Stadt Sunland Park und des mexikanischen Ciudad Juárez verlaufen, sind ein Projekt von Rael und seiner Kollegin Virgina San Fratello.