Umstrittene Praxis an Grenze zu Mexiko

US-Regierung trennt hunderte Migranten-Kinder von ihren Eltern

FILE PHOTO: Central American migrants stand in line before entering a temporary shelter, after illegally crossing the border between Mexico and the U.S., in Deming, New Mexico, U.S., May 16, 2019. REUTERS/Jose Luis Gonzalez/File Photo
FILE PHOTO: FILE PHOTO: Central American migrants stand in line before entering a temporary shelter, after illegally crossing the border between Mexico and the U.S., in Deming
/FW1F/Cynthia Osterman, REUTERS, Jose Luis Gonzalez

Menschenrechtler rufen Gericht an

Wie schlimm muss diese Situation für die Eltern sein: US-Behörden haben mehr als 900 Migranten-Kinder von ihren Eltern getrennt, obwohl ein Gericht die umstrittene Praxis im Juni vergangenen Jahres untersagt hat. Das berichtet die Bürgerrechtsbewegung American Civil Liberties Union (ACLU).

„Es ist schockierend, dass die Trump-Regierung weiterhin Eltern ihre Babys wegnimmt“

July 27, 2019, Sunland Park, New Mexico, USA: The privately-funded fence along the U.S.-Mexico border during the Symposium at The Wall event in Sunland Park, New Mexico. Sunland Park USA PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY - ZUMAj106 20190727_zap_j106_01
Grenzzaun zwischen den USA und Mexiko in Sunland Park, New Mexico
www.imago-images.de, imago images / ZUMA Press, via www.imago-images.de

Die Organisation rief deswegen das Bundesgericht in San Diego an, das die Verfügung vor gut einem Jahr erlassen hatte, um die Trennung von Kindern von ihren Familien bei der illegalen Einreise aus Mexiko zu stoppen. ACLU-Anwalt Lee Gelernt sagte: „Es ist schockierend, dass die Trump-Regierung weiterhin Eltern ihre Babys wegnimmt.“

Die Regierung argumentiert, dass die Behörden nach der Verfügung unter bestimmten Bedingungen befugt seien, Kinder von ihren Eltern zu trennen: nämlich dann, wenn die Eltern vorbestraft sind, ihren elterlichen Pflichten nicht nachkommen oder eine Gefahr für das Kind darstellen.

Die ACLU wirft der Regierung vor, Kinder systematisch von ihren Eltern zu trennen und als Vorwand minderschwere Delikte der Eltern wie Verstöße gegen Verkehrsregeln oder angebliche Zweifel an den Fähigkeiten der Eltern ins Feld zu führen. Die Bürgerrechtler forderten das Gericht auf, klare Richtlinien zu erlassen.

Vergewaltigung als "Kontakt zu Verbrechern" bewertet

Migrant women with their children are detained by the U.S. Customs and Border Protection officials after crossing illegally into El Paso, Texas, U.S. and turning themselves in to request for asylum, as seen from Ciudad Juarez, Mexico July 13, 2019. R
US-Grenze zu Mexiko bei El Paso
DB/TC, REUTERS, DANIEL BECERRIL

Die Menschenrechtler führen in ihrem Antrag zahlreiche Fälle an, die Zweifel an der Entscheidung der Behörden nähren. Ein besonders abstruses Beispiel: Ein Kind sei von seiner Mutter getrennt worden, weil ihr Verbindungen zu kriminellen Banden vorgeworfen worden seien. Die einzige Verbindung sei aber gewesen, dass die Frau von einem Bandenmitglied vergewaltigt worden sei.

Einem Vater sei die Tochter weggenommen worden, weil er ihre Windel nicht gewechselt habe - der Mann habe das kranke Kind nicht wecken wollen. Laut ACLU wurden nach den von der Regierung vorgelegten Daten zwischen dem 26. Juni 2018 und dem 29. Juni 2019 insgesamt 911 Kinder von ihren Eltern getrennt. In rund 20 Prozent der Fälle seien Kinder unter fünf Jahren betroffen gewesen.

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Architekt installiert Wippen an US-Grenze
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28.07.2019, Mexiko, Ciudad Juarez: Eine Frau spielt mit Mädchen an einer Wippe, die am Grenzzaun zwischen Mexiko und den USA angebracht ist. Die Wippe wurde von Ronald Rael, einem Professor für Architektur in Kalifornien, entworfen. Foto: Christian C
Eine Frau spielt mit Mädchen an einer Wippe, die am Grenzzaun zwischen Mexiko und den USA
gr, dpa, Christian Chavez

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